Wiener Reinlpark: Nach Umbau soll »Oase« entstehen

Der Reinlpark ist der nächste Wiener Park, der im Rahmen des Projekts Lebenswerte Klimamusterstadt umgebaut wird.

Spatenstich für den neuen Reinlpark: Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky und die Penzinger Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner. Bild: BIORAMA/Florian Jauk

Der beliebte Reinlpark im dicht bebauten 14. Wiener Gemeindebezirk und die anliegende Goldschlagstraße werden ab dem 10. März 2022 für etwa sechs Monate renoviert und umgestaltet, das heißt für diese Zeit auch: für BesucherInnen gesperrt.

Im Zuge der Neugestaltung wird 3150 m² große Park im Bezirk Penzing neu begrünt und um rund 1100 Quadratmeter erweitert, denn die derzeit umzäunte Parkanlage wird in Richtung der Goldschlagstraße, bei der Teile zu einem Grün- und Freiraum umfunktioniert werden, geöffnet und bis zur angrenzenden Berufsschule verlängert. Mehr und hybridere Sitzgelegenheiten wie Plateaus und Tischbänke bieten öffentlichen Raum ohne Konsumzwang. Wasserspiele im Park sollen in Zukunft für Abkühlung an heißen Sommertagen sorgen, außerdem wird das Sportangebot (unter anderem soll es zwei Tischtennistische geben) und der Kinderspielplatz ausgebaut und es entsteht eine Fahrrad-Durchfahrt zur neu gestalteten Goldschlagstraße. Auf der anderen Seite Richtung Märzstraße ist ein barrierefreier Eingang zum Familienbad über den Parkbereich geplant.

Bei den Umbauplänen sei besonders auf die Anliegen der AnrainerInnen und BesucherInnen des – übrigens nach dem früheren Bürgermeister von Penzing Josef Reinl (1813 bis 1866) benannten – Reinlparks eingegangen worden: 150 Personen brachten 2020 in Form eines Beteiligungsprozesses ihre Ideen und Wünsche für die Neugestaltung des Parks ein. Für Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner ist das ein Erfolg. Sie sagt auf der Pressekonferenz anlässlich der beginnenden Umbauarbeiten: »Der Reinlpark ist der Park in Penzing, der am meisten frequentiert ist, weil rund um ihn viele Menschen wohnen, die weder einen eigenen Balkon noch einen eigenen Garten haben. Deshalb war es uns wichtig, von den Menschen, die den Park tagtäglich besuchen, in Form einer großen Umfrage zu erfahren, wie sie den Park gerne hätten. Danach sind die Pläne gezeichnet worden, in denen ein Großteil der Ideen umgesetzt wurde.«

Grüne Inseln gegen Hitzeinseln

Der Umbau des Parks ist Teil einer Begrünungsoffensive im Rahmen des Programms »Lebenswerte Klimamusterstadt«, für das von der Stadt Wien in den Jahren zwischen 2021 und 2025 insgesamt 100 Millionen Euro budgetiert sind. Durch die Erhöhung des Grünflächenanteils und der Gestaltung von Stauden- und Gräserbeeten sowie der Pflanzung von Duft-, Blüh und Beerensträuchern hat sich sie Stadt Wien zum Ziel gesetzt, die innerstädtische Biodiversität zu fördern und Hitzeinseln zu reduzieren.

»Klimafit und lebenswert«

Die Begrünung der Goldschlagstraße erfolgt nach dem Schwammstadt-Prinzip, bei dem die neu gepflanzten Bäume auch unter der befestigten Fläche ausreichend Platz für Wurzelraum haben, da die einzelnen Baumscheiben unterirdisch miteinander verbunden werden.

Weil Stadtbäume – Bäume jeglicher Art, die unter anderem dazu beitragen sollen, urbane Hitzeinseln zu vermeiden und die Luft zu verbessern – häufig zu wenig Platz zum Wurzeln haben, sieht das Schwammstadt-Prinzip vor, jenen Bäumen und insbesondere ihren Wurzeln unter der befestigten Oberfläche mehr Platz zu geben. Dazu werden eineinhalb bis zwei Meter unter den Pflanzenbeeten miteinander verbundene Schotterkörper – Freiräume, die mit einer Mischung aus grobkörnigem Schotter, in dessen Hohlräumen Bäume Wurzeln bilden können und feinkörnigen, wasserspeichernden Materialien gefüllt werden – geschaffen. Die Schotterkörper fungieren dabei wie ein Schwamm, der Wasser aufnimmt und geben den Bäumen genug lockeren Untergrund, um ihre Wurzeln auszubreiten, was normalerweise bei Stadtbäumen aufgrund der versiegelten Flächen, die die Bäume von Wasser- und Luftzufuhr abschneiden, nicht der Fall ist. Außerdem kann das Schwammstadt-Prinzip, das dabei hilft in den unterirdischen Schotterkörpern der Bäume Regenwasser zu speichern und den Wurzeln zur Verfügung zu stellen, dazu beitragen, Überflutungen zu verringern. (Dieser Absatz wurde nachträglich eingefügt, Anm.)

Das Wasser des Wasserspielplatzes fließt also nicht ins Kanalsystem, sondern direkt in diese »Schwammstadt« und sorgt so für eine bessere und effizientere Wasserversorgung der Bäume und »vollendet das Projekt, das Klimafitness und Lebensqualität miteinander verbindet«, wie Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky schwärmt. »Klimafitness war das Stichwort und es ist eine sehr große Aufgabe, der wir uns stellen. Da geht es natürlich um die CO₂-Reduzierung, aber auch um die Erhöhung der Lebensqualität. Dazu leisten unsere Parks einen riesengroßen Beitrag.« Sie seien schließlich die »Wohnzimmer der Wienerinnen und Wiener«.

Mehr Bäume, mehr Bänke und ein Fahrradweg: So soll der neugestaltete Reinlpark ab Herbst aussehen. Bild: BIORAMA/Florian Jauk.

Ein Puzzlestück für die Schwammstadt

Czernohorszky wirbt für die Schwammstadt: »Wenn unsere Stadt immer heißer wird, müssen unsere Parks immer kühler werden und eine Möglichkeit bieten, uns abzukühlen und zu erholen. Die Neugestaltung des Reinlparks ist ein großartiges Beispiel dafür, wie so ein Projekt in Zusammenarbeit zwischen Stadt, Bezirk und den Abteilungen der Stadt umgesetzt werden kann und ein wichtiger Beitrag zum sozialen Klimaschutz.«

Die Umbauarbeiten im Reinlpark sollen rund ein halbes Jahr lang andauern. In der Zeit bleibt die Parkanlage geschlossen, bis sie neu begrünt und umgestaltet im Herbst wieder öffnet.

Wer für diese Zeit einen Ausweichpark sucht, findet hier eine Übersicht der Wiener Parks samt Listung einiger zentraler Features wie Sportanlagen oder öffentliche Toiletten.

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