Weil jede Legehenne auch männliche Geschwister hat

Bild 2_Moosdorfer Haushenne und Hahn

In einem Pilotprojekt gehen Ja! Natürlich und die Tierschutzorganisation Vier Pfoten eine Kooperation ein, um eine Antwort auf die ethische Frage nach dem Umgang mit den Brüdern von Legehennen zu liefern.

Was bewegt eine Tierschutzorganisation wie Vier Pfoten dazu, eine Kooperation mit einem Einzelhandelskonzern wie Rewe einzugehen? Es ist die Erkenntnis, dass das Warten auf ein deutliches Bekenntnis der Politik zum Tierschutz nicht reicht. Der Gründer von Vier Pfoten Heli Dungler , erklärte gestern, dass in der Kooperation mit Nutztierhaltern ein wesentlicher Schlüssel zum Tierschutz liege.Gemeinsam mit der Bio-Produktlinie Ja! Natürlich des Rewe-Konzerns hat die Organisation deshalb das Projekt „Bio-Eier, mit Liebe gemacht“ gestartet. Kern des Projekts ist es, die Brüder von Legehennen zur Hähnchenmast zu verwenden. Jährlich werden allein in Europa rund 350.000.000 männliche Küken meist schon am Tag ihrer Geburt getötet, um zu Tierfutter weiterverarbeitet zu werden. In der Hühnerzucht besteht meist eine eindeutige Trennung der Zuchtziele zwischen Mast- und Legehennen. Ja! Natürlich geht mit dem Pilotprojekt den Weg, auf die Haltung einer Zweinutzungsrasse, des Moosdorfer Haushuhns, zurückzugreifen.

Pionier-Projekt von Ja! Natürlich und VIER PFOTEN: „Bio-Eier, mit Liebe gemacht“

Die Hennen der Rasse legen zwar weniger und kleinere Eier, als die gängigen Zuchtrassen, dafür kann jedoch auch das Fleisch der Hähne vermarktet werden. Die gute Futterverwertung der Hühner ist darüberhinaus gut für die Bio-Haltung geeignet, in der das Futter einen größeren Kostenfaktor ausmacht, als in der konventionellen Hühnerhaltung. Im Projekt sieht Martina Hörmer, Chefin von Ja! Natürlich die Rolle der Marke als „Motor für Bio seit 19 Jahren, und auch als Motor für Veränderungen innerhalb des Bio-Rahmens“ bestätigt. Insbesondere in Zeiten vieler Lebensmittelskandale sei die Hinwendung zu Tierschutz-Anliegen wichtig, auch für die Konsumentinnen und Konsumenten. Andreas Steidl, Leiter des Qualitätsmanagement von Ja! Naürlich berichtet über die bisher im Projekt gesammelten Erfahrungen mit den Moosburger Haushühnern, die im vergangenen November erstmals eingestallt wurden, man sei auf einem guten Weg und dass bisher schon 6% der Ja! Natürlich Eier aus dem Projek stammen. Die Hühner werden dabei im Freiland gehalten. Auf der Suche nach einer geeigneten Fläche wurden Ja! Natürlich und Vier Pfoten in einem sogenannten Energiewald fündig. Die Bäume des Waldes, der zur Gewinnung von Hackschnitzeln als Energieträger dient, bieten den Tieren Schutz vor Greifvögeln. Der Versuch wird bisher mit 2000 Hähnen und 6000 Hennen betrieben.

Ja! Natürlich und Vier Pfoten betonen, dass auch in der Biolandwirtschaft die Haltungsbedingungen der Tiere bisher oft eine untergeordnete Rolle spielen. Dies zu ändern, ist das gemeinsame Anliegen. Das Projekt steht dabei vor einigen – aber lösbaren – Problemen. So seien die Schlachtbetriebe für Hühner aus der Massentierhaltung in der Regel garnicht dafür ausgelegt, die Hähne des Moosburger Haushuhns zu verarbeiten, deren Beine für die modernen Schlachtanlagen einfach zu lang sind. Trotzdem ist die Aufzucht und landwirtschaftliche Nutzung von Zweinutzungsrassen derzeit wieder im Kommen. Auch in Deutschland gibt es bereits einige Betriebe, die das Moosburger Haushuhn halten. In der Steiermark setzt auch Anton Hubmann, Pionier der Freilandhaltung in Österreich, auf die Rasse. Seinem Hühnerhof hat Biorama am vergangenenWochenende einen Besuch abgestattet. Für die Konsumentinnen und Konsumenten schlägt sich der betriebene Aufwand selbstverständlich auch im Preis nieder. So zahlt man für sechs Eier aus dem Projekt „Bio-Eier, mit Liebe gemacht“, mit 2,99 Euro einen Preis, der deutlich über dem Preis herkömmlicher Bio-Eier liegt.

Ein vergleichbares Projekt von Toni’s Freilandeier

Über die Chancen der Haltung „männlicher Legehühner“

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