Wir packen unseren Rucksack

Globaler Vergleich des Konsums. Angegeben ist der Materialverbrauch in absoluten Zahlen und im Pro-Kopf-Verbrauch. Die Angaben sind in Tonnen.

SERI, das Institut für nachhaltiges Wirtschaftswachstum hat im Zuge der Rio +20 Konferenz einen umfassenden Weltatlas über die globalen Zusammenhänge zwischen Ressourcen und deren Verbrauch herausgebracht. Ein Kommentar von Sophie Huber.

In den letzten 30 Jahren stieg der Mineralienverbrauch um 133 Prozent. Es werden 60 Prozent mehr an fossilen Brennstoffen verwendet und auch der Biomasseverbrauch stieg rasant, nämlich um 35 Prozent. Die Weltwirtschaft verbraucht somit heute um 80 Prozent mehr natürliche Ressourcen, als noch im Jahr 1980. Zahlen, die im Alltag an einem vorüber gehen. Doch eigentlich sollten wir sie uns täglich ins Bewusstsein rufen. Und sie sollten uns schockieren.

Hauptakteur in der Geschichte über Ressourcenverschwendung, wirtschaftliches Wachstum und Naturverbrauch ist der Materialrucksack, mit dessen Hilfe der Pro-Kopf-Verbrauch von Ressourcen berechnet wird. Spitzenreiter sind hier die Australier, deren Rucksack 36 Tonnen pro Jahr wiegt. Die Studie zeigt, dass alle Industrienationen weit über dem Durchschnitt von zehn Tonnen pro Jahr liegen. Doch wie kommt man auf so einen niedrigen Durchschnittswert? Afrika und Südostasien sei Dank. Wir leben in einer Welt in der Verteilungsungerechtigkeit und Konsum keine Grenzen kennt und jedem alles zu jeder Zeit zur Verfügung steht. Eine Welt des Überflusses und Überdrusses zum Leid der weniger entwickelten Länder. Die Weltregionen mit dem höchsten Materialkonsum verbrauchen elfmal so viel, wie jene Regionen mit dem geringsten Materialkonsum. Dramatisch wird die Hochrechnung, wenn man Qatar mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 100 Tonnen mit Bangladesch oder Afghanistan vergleicht, die einen Rucksack von nur zwei Tonnen zu tragen haben.

Mehr Ressourceneffizienz braucht die Welt

Ein wichtiges Schlagwort der Studie ist Ressourceneffizienz. Darunter wird sowohl Eco-Design, Gebäudedämmung, aber auch Recycling verstanden. Die natürlichen Ressourcen, die wir in Gebäuden eingearbeitet haben, übersteigen mittlerweile die verbleibenden, noch vorhandenen Ressourcen. Wodurch es in Zukunft, vor allem für Länder wie Österreich, die vom Ressourcenimport abhängig sind, immer wichtiger wird, Baustoffe und Elektroschrott zu recyceln. Die Ressourceneffizienz ist zwar auf allen Kontinenten angestiegen, doch geht sie einher mit einem Bevölkerungswachstum, das deren Wirksamkeit mehr als kompensiert. Neben der effizienteren Nutzung von Rohstoffen, liegt es vor allem an jedem Einzelnen etwas zu ändern. Denn wir werden nicht darüber hinwegkommen, den Ressourcenverbrauch generell zu mindern. Potenzial ist genug vorhanden, ob im Umstieg auf öffentliche Verkehrmittel, im gezielten Einkauf, in der Häuserdämmung, oder im Verzicht auf Flugreisen. Wir können nicht mehr darauf warten, die geeigneten Rahmenbedingungen von der Politik gestellt zu bekommen. Wir müssen durch unseren Konsum die Richtung vorgeben. Wir müssen uns ins Gedächtnis rufen, dass Kassazettel mehr bewirken als Wahlzettel.

Absoluter Materialverbrauch der Länder und deren Anteil am globalen Verbrauch 2008. Die Landesgröße misst sich am Ressourcenverbrauch.

Global gesehen ist eine grüne, nachhaltige Wirtschaft nur möglich, wenn jedes einzelne Land seinen eigenen Beitrag leistet. Es müssen alle Teilnehmer eines Wirtschaftsystems Hand anlegen. Politiker, Produzenten, Investoren und Konsumenten. China ist momentan mit 28 Prozent der größte Ressourcenverbraucher weltweit. Böses China. Na ja. Sieht man sich die Statistik genauer an, stellt man fest, dass der Pro-Kopf-Verbrauch der Chinesen mit fast 14 Tonnen zwar über dem Durchschnitt, aber immerhin unter dem europäischen Wert von fast 15 Tonnen liegt. Mitteleuropa ist, was die Ressourceneffizienz betrifft, ganz vorne dabei. In absoluten Zahlen liegt der mitteleuropäische Ressourcenverbrauch mit zwei Prozent im unteren Segment. Keine Zeit sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Es ist Zeit etwas zu tun. Mehr zu tun. Wir Europäer übernehmen die Vorreiterrolle gern und sie steht uns auch ausgesprochen gut.

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