Vielfältige graue Welt

Der Fotograf und ehemalige Art Director des Stern Tom Jacobi hält in seinem Bildband Grey Matter(s) unseren Planeten fest. Ganz in grau und gerade deshalb sehr eindrucksvoll. 

Sucht man nach Synonymen zum Wort grau, stößt man unter anderem auf Bedeutungen wie langweilig, altersgrau, übertragen, uralt, abwechslungslos, einfallslos, trüb, unpoetisch, fahl und ausdruckslos. Die Farbe grau ist demnach keine, die wir mit Abenteuer, Freude oder Leidenschaft verbinden (einen Witz zu Fifty Shades of Grey kann hier nun jeder selbst einfügen). Grau, das sind die alten Frauen, die nachmittags beim Aida sitzen. Grau, das ist das eine Mädchen in unserem Uni-Seminar, das das ganze Semester noch kein Wort geredet hat. Grau, das ist der Staub, der sich unter dem Sofa angesammelt hat, und den wir nur entfernen, wenn Besuch ansteht.

Dass die Farbe grau auch aufregend und schön sein kann, das beweisen die Fotografien von Tom Jacobi in dem Bildband Grey Matter(s). Jacobi, der schon seit früher Jugend als Fotograf tätig ist und unter anderem lange für den Stern gearbeitet hat, präsentiert darin Fotos von sechs Kontinenten. Zwei Jahre lang arbeitete Tom Jacobi an dem Projekt und fotografierte atemberaubende Landschaften auf der ganzen Welt.

Surreal in grau

Und so nimmt er uns mit auf eine Reise. Etwa nach Neuseeland, wo er die Moeraki Boulders festgehalten hat, und in seiner Aufnahme wirken die riesigen Konkretionen gleich noch eine Spur größer. In Utah (USA) hat Jacobi den Bryce Canyon-Nationalpark fotografiert. Ein Ort, bei dem jeder sofort an die typisch rotbraune Farbe der Landschaft denken muss. Jacobi zeigt diese in Grautönen – und für einen Moment glaubt man, sich in einem Film zu befinden. Den größten Wasserfall im Nordosten Islands hat Jacobi ebenso fotografisch festgehalten. Das Ergebnis macht die Kraft der Natur erfahrbar und wirkt zugleich wie ein surreales Bild. Ebenso im Norden, genauer gesagt in Norwegen, hat Jacobi sich in der Kommune Vågsøy umgesehen und einen interessanten Stein als fotografische Erinnerung mitgenommen. Das Eis des Jökulsárlóns, dem größten und bekanntesten Sees in Island, meint man durch das Foto fast spüren zu können, und der Berg Kirkjufell (ebenso in Island) erstreckt und spiegelt sich vor Jacobis Linse. Weiters präsentiert Jacobi etwa das Monument Valley in Arizona (USA) und den Basaltfelsen Hvítserkur in Island. All seine Fotos haben einen nahezu surrealen Charakter, das sicher auch der Farbgebung geschuldet ist. Tom Jacobi zeigt uns mit seinen Bildern, wie unglaublich schön und vielfältig unser Planet ist und er erinnert uns zugleich daran, wie sehr wir uns alle anstrengen müssen, um diese Schönheit und Vielfältigkeit zu bewahren.


Der Bildband Grey Matter(s) von Tom Jacobi ist im Hirmer Verlag erschienen.

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