Vom Binnenschiffer zum Zero Waste-Greißler

Der Greißler Wien Unverpackte Lebensmittel

Alexander Obsieger pfeifft auf die Schifffahrt (Foto: Stefan Lukacs)

„Der Greißler“ erweitert das verpackungsfreie Lebensmittelangebot in Wien. Das Motto des Quereinsteigers: Unverpackt, ehrlich. Wir waren zu Besuch.

In der Albertgasse 19 wird auf Hochtouren gearbeitet. Die Regale werden eingeräumt, Lieferungen sehnsüchtig erwartet. Alexander Obsieger hat noch einiges vorzubereiten: Denn nach einer knappen Woche Probebetrieb eröffnet am 22. Juli 2016 sein verpackungsfreier Lebensmittelladen: Der Greißler. Nach Lunzers Maß-Greißlerei, dem Vorreiter der verpackungsfreien Supermärkte in Österreich, wächst somit das Angebot in Wien – erfreulicherweise. Wir haben den kreativen Kopf des Projekts getroffen und mit ihm über sein Konzept und die Motivation dahinter gesprochen.


BIORAMA: Wer ist „Der Greißler“? Und woher kommt die Motivation, einen verpackungsfreien Supermarkt zu eröffnen?

Alexander Obsieger: „Der Greißler“ ist ein Projekt, das Müll reduzieren will.„Der Greißler“ will den Leuten ermöglichen, nur das zu kaufen, was sie brauchen – und das in guter Qualität.

Und die Person dahinter?

Mein Name ist Alexander Obsieger. Ursprünglich bin ich Binnenschiffer, ich komme also aus der Schifffahrt. Mein Job war zwar ein sehr schöner, aber irgendwann war’s für mich nicht mehr sinngebend. Ich wollte etwas machen, das der Welt weiterhilft. Und das ist dabei rausgekommen.

Der Greißler Wien verpackungsfrei

„Der Greißler“ – Frisches Obst und Gemüse ist schon da (Foto: Stefan Lukacs)

Du hast es dir zur Aufgabe gemacht, den Lebensmittelkonsum zur Vernunft zurückzuführen, was verstehst du darunter?

Ich versteh darunter, das man nicht einfach nur kauft. Der Körper sagt einem ja, was er will. Der Körper sagt: Ich hab Hunger auf Eierspeis. Also kauf ich mir Eier. Ich will aber kein 10er-Packerl, nur weil’s günstiger ist. Mir reichen auch 2 Eier. Und die will ich in guter Qualität kaufen. Den Konsumwahn stoppen, das versteh ich darunter.

Und welches Angebot erwartet deine Kunden?

Regionale Obst- und Gemüsesorten der Saison, im Idealfall von Bauern, die ich persönlich kenne. Da bin ich noch am Aufbau. Aber auch internationales Obst und Gemüse, wie Orangen zum Beispiel. Da muss man halt importieren. Trockenprodukte aller Art, verschiedene Tees, Milchsorten und so weiter. Regionale Öle, aber auch Olivenöl. Darauf will niemand verzichten, das ist einfach unsere Welt – und auf das stell ich mich auch ein.

Der Greißler ist der erste verpackungsfreie Supermarkt in Österreich mit einer Zertifizierung durch Bio Austria, was steckt dahinter?

Es ist einfach transparent für den Kunden. Das was hier als Bio angeboten wird, ist auch wirklich Bio. Da gibt’s keine Schummlerei. Die Kunden können sich drauf verlassen, dass das, was sie hier kaufen, auch das ist, was drauf steht.

Hast du dich mit den anderen verpackungsfreien Supermärkten in Österreich vernetzt und ausgetauscht?

Ausgetauscht ein bisschen. Bei Lunzers Maß-Greißlerei war ich. Aber ich muss sagen, ich war in geheimer Mission dort (lacht). Da war mein Projekt aber auch noch nicht so sicher. In Berlin war ich auch – bei Original Unverpackt. Da hab ich gute Tipps erhalten.

Der Greißler Wien verpackungsfrei

Noch viele der Behälter sind leer, die Lieferung ist unterwegs (Foto: Stefan Lukacs)

Auch abseits von verpackungsfreien Supermärkten tut sich viel im Ernährungsbereich. Was sind deine Lieblingsprojekte?

Eine super Sache sind natürlich die Fairteiler. Es ist gut, dass das Essen dort landet, bevor es weggeschmissen wird. Die Leute müssen es sich aber auch wirklich holen. Sonst ist es nur gut gemeint. Ich bin froh, einen Fairteiler in meinem Laden zu haben.
Ein anderes Projekt, das mir sehr imponiert, ist The Ocean Cleanup. Das ist ein holländischer Student, der die Meere vom Plastik befreien will. Und das hat halt auch mit dem verpackungsfreien Lebensmittelhandel zu tun. Es ist einfach arg, dass ein einziger Typ kommt, und sagt: „Ich will die Meere vom Plastik befreien.“ Das ist motivierend. Und ich will ihn ein bisschen unterstützen, in dem ich sag: Kein Plastik mehr (lacht).

Und abschließend: Ein Produkt, auf das du besonders stolz bist?

Ich bin auf alle meine Produkte sehr stolz, die sind alle sehr spezifisch ausgewählt. Aber schon seit längerem bin ich fasziniert vom Müsli von Zagler, das ist top!

BIORAMA sagt Danke für’s Interview und wünscht viel Erfolg für die Eröffnung!


Schon an diesen anderen Stellen haben wir uns bei BIORAMA mit verpackungsfreien Supermärkten beschäftigt.

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