Wo Österreich noch wild ist

Danube Floodplain

BIORAMA-Autor Matthias Schickhofer begibt sich seit Jahren mit der Kamera in die Wildnis der Urwälder. Dass es solche naturbelassenen Orte auch hierzulande noch gibt, zeigt er in seinem Bildband „Wildnis in Österreich“, erschienen im Christian Brandstätter Verlag.

Der Naturschutz ist seit Jahrzehnten das große Lebensthema von Matthias Schickhofer – in Freizeit und Beruf. Auf seinen Streifzügen durch naturbelassene Gebiete sind dabei im Laufe der Zeit beeindruckende Fotografien entstanden. Das Auge für die besondere Ästhetik wilder Natur wurde ihm gewissermaßen in die Wiege gelegt, erzählt er bei einem Ausflug in den Nationalpark Donau-Auen vor den Toren Wiens: „Mein Vater war Lehrer und Maler, und der Blick für die surrealen, fremdartigen Details im Wald, den habe ich wohl ihm zu verdanken“. Dass man nicht auf ferne Kontinente reisen muss, um Urwald-Wildnis zu beobachten, überrascht vielleicht. Auch den Autor selbst hat der Sog des Dschungels zunächst in die Ferne gelockt: „Ich habe Reisen in alle möglichen Urwaldgebiete in allen möglichen Ecken der Welt unternommen, war in Sibirien, in Patagonien, in Pakistan, in Skandinavien und Osteuropa, wo es noch sehr viele eindrucksvolle Wildnisgebiete gibt. Und dann ist die Idee aufgekommen, die österreichischen Wildnisplätze aufzusuchen.“ Vor rund zwanzig Jahren hat er begonnen, sich mit der Kamera in den wilden Winkeln Österreichs herumzutreiben. Auf die Idee, aus den dabei entstandenen Bildern ein Buch zu machen, brachten ihn seine zahlreichen Freunde aus dem Umweltschutzbereich. Matthias Schickhofer war 17 Jahre lang bei Greenpeace als Kampagnen- und Kommunikationsdirektor tätig. Die Suche nach einem passenden Verlag für ein solches Projekt führte ihn schließlich zum Christian Brandstätter Verlag.

 

Was verleitet ausgerechnet einen ausgewiesenen Naturschützer dazu, die letzten verbliebenen Winkel von Wildnis der breiten Öffentlichkeit als Ausflugsziel schmackhaft zu machen? „Ich habe hoch und heilig versprochen, die sensiblen Reservate, die keine Besucher vertragen, nicht zu verraten. Das ist auch nicht passiert, und ich werde das in Zukunft auch so halten, weil ich kein Interesse habe, dass hier etwas kaputt geht“, versichert Schickhofer. Trotzdem möchte er mit seinem Bildband zu einem gesteigerten Bewusstsein für die Wichtigkeit der Bewahrung natürlicher Reservate schaffen. Deshalb liefert der Bildband auch keine detaillierten Wegbeschreibungen zu den Plätzen unangesteter Wildnis. Im Buch sind ausschließlich Orte beschrieben, an denen der reine Besuch keinen Schaden anrichtet. Die Wandertipps betreffen nur Gebiete mit markierten Wegen, wo Wanderer und Touristen erwünscht sind.

Gerade in Zeiten der wirtschaftlichen Krise darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig das Erhalten wilder Naturräume, ist Schickhofer ein Anliegen. „Ich bin mir als langjähriger Umwelt- und Naturschützer dessen bewusst, dass diese letzten wilden Winkel Österreichs gefährdet sind. Insbesondere in Krisenzeiten, wenn eine Budgetnot besteht und die ohnehin bescheidenen Mittel für Naturschutz weitergekürzt werden. Es ist natürlich die Gefahr vorhanden, dass Naturschutz-Budgets gekürzt werden, und dann könnte es sein, dass einige der im Buch portraitierten Gebiete aufhören zu existieren, weil man einen uralten Wald dem schnellen Profit opfert. Ich möchte mit dem Buch auch zu einem gesteigerten Bewusstsein beitragen, damit mehr Menschen verstehen, wie wichtig es ist, diese Biodiversität nicht anzugreifen.“

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Urwald in Österreich – Die letzen wilden Waldparadiese
Matthias Schickhofer

Christian Brandstätter Verlag, Wien
144 Seiten, gebunden

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