Umweltschutz und Esoterik

Fast alles stirbt aus, nur das Klischee vom „Edlen Wilden“  und das Schwarz—Weiss-Weltbild Natur = gut –  menschengemacht = böse sind nicht tot zu kriegen. Jörg Wipplinger hat für Biorama die Ausgabe Nr. 4 (Thema: Schamanismus) der Zeitschrift Connection – Sonderheft fürs Wesentliche gelesen und sich Gedanken darüber gemacht.

Umweltschutz, Schutz indigener Völker, Kulturverständnis, respektvoller Umgang mit Tieren – alles Anliegen, die sich mit dem Wertekanon vieler Menschen decken und über die sich auch kaum etwas Schlechtes sagen lässt. Vertreten und verbreitet werden diese Themen nicht nur vom WWF, Vier Pfoten und den Angeklagten beim Tierschutzprozess, sondern auch von dem Magazin Connection, dass in seinem vierten Heft zu Schamanismus sich gezielt der Ökologie annimmt. Wenn jedoch Klischees ebenfalls unter Umweltverschmutzung fallen, ist das Heft ein sprichwörtlicher Super-Gau.

Darüber können auch die einen oder anderen interessanten Infos nicht hinwegblenden. Jede Metapher, die man sich zu Umwelt, Natur und Esoterik ausdenken kann, kommt vor und über allem schwebt das Bild von der guten Natur. Welcher weltfremde Stubenhocker hat diese idiotische Idealisierung eigentlich verbrochen? Fast alle Ergebnisse der Evolution sind längst schon wieder ausgestorben, für die meisten Organismen ist Leben ein von Krankheiten und Schmerz geprägter Leidensweg und Grausamkeit ist keine menschliche Spezialität. Aber Realität ist eben nicht Sache des Schamanismus.

Die Zwischentitel

Ebenso wenig wie es um Realität geht, geht es um Informationsvermittlung, bleibt als Inhalt also nur noch Gefühl. Davon gibt es reichlich und in jedem einzelnen Artikel gleichermaßen. Immerhin ist es gelungen, dass sich ein einheitlicher Ton durch das ganze Magazin zieht, hier illustriert anhand einiger Zwischentitel: „Mit dem Land verschmelzen“, „Teil eines Ganzen“, „Rückkehr zur Spiritualität“, „Wanderer zwischen den Welten“.

Was die „Sonderhefte fürs Wesentliche“ (Selbstbeschreibung am Cover) nicht offenbaren, ist, was nun Schamanismus mit Ökologie zu tun haben soll. Am interessantesten sind noch die Einblicke in die Situationen an exotischen Schauplätzen, in denen beschrieben wird, wie Völker sich der Globalisierung stellen müssen, beispielsweise wenn es um das Recycling von Plastikflaschen in einem Dorf im Amazonasgebiet geht.

Nur in wenigen Artikeln finden sich ein oder zwei Zeilen, die nicht dieses geradezu lächerlich blinde „Natur ist das Gute“- Weltbild unreflektiert anbeten. Im Grunde packt das Magazin seine LeserInnen in Watte und umschmeichelt sie mit der Botschaft: „Wenn alle die gute Natur so lieben werden wie wir, dann wird alles gut!“

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