„Selbstversorgung“ von Wolfgang Funke

Wolfgang Funke beschreibt in seinem Buch den Weg vom passiven Konsumenten zum aktiven Selbstversorger.

„Stadtkinder kennen Tiere nicht mehr“ titelte vor einigen Jahren eine deutsche Regionalzeitung. „Sie können Schafe und Ziegen nicht unterschieden, manche halten Kühe sogar für Lamas“. So unterhaltsam diese Schlagzeile klingen mag, so sehr verweist sie auf ein Problem, das in einer urbanisierten Welt immer evidenter wird: dem Menschen geht der Naturbezug verloren. Diese Entwicklung wäre für sich genommen noch nicht problematisch, was sie allerdings mit sich bringt, ist ein fehlendes Bewusstsein für die Herkunft unserer täglichen Nahrungsmittel. Der regelmäßige Gang in den Supermarkt ist zu einer derartigen Selbstverständlichkeit geworden, dass kaum noch ein Gedanke daran verschwendet wird, woher all die Lebensmittel kommen, wie genau sie produziert werden und noch weniger, was passieren würde, wenn all die Regale plötzlich von einem Tag auf den anderen leer ständen.

Dass das Interesse an diesen Themen dennoch zunimmt, zeigt sich nicht zuletzt an der wachsenden Popularität von nachhaltigen und ökologischen Lebens- und Denkweisen. Mit seinem Buch „Selbstversorgung – Unabhängig, nachhaltig und gesund leben“ steigt Wolfgang Funke auf genau dieses Interesse ein. Auf 400 Seiten beschreibt der Biologe und Autor detailliert und praxisorientiert, was alles nötig ist, um sich von der Lebensmittelindustrie weitgehend unabhängig zu machen. Funke hat bereits zahllose Gartenbücher verfasst, doch seine neueste Veröffentlichung geht weit über das Anlegen von Kräuterbeeten hinaus. Der praktizierende Selbstversorger nimmt sich in seinem Buch allen Bereichen an, die Voraussetzung für ein mehr oder weniger autarkes Leben sind. Von Aussaat, Anbau, Verarbeitung, Konservierung und Vorratshaltung von Kräutern, Gemüse, Obst und Getreide bis zur Haltung von Schafen, Ziegen, Schweinen und anderen Nutztieren deckt Funke alle Bereiche der eigenständigen Lebensmittelversorgung ab.

Dabei hängt der Autor trotzdem keiner romantischen Selbstversorgerfantasie nach, sondern bleibt immer auf dem Boden der Realität. Für die Tierhaltung gibt es bestimmte Gesetze, die eingehalten werden müssen, und auch die Kosten für einen eigenen Garten sollten nicht unterschätzt werden. Funke orientiert sich durchwegs an der Maxime global denken und lokal wirtschaften. Dazu gehört auch die eigenständige Versorgung mit Energie. In den Kapiteln „Selbstversorgung mit Wasser und Strom“, „Heizen“ und „Abfall vermeiden, verwerten, entsorgen“, werden diese Aspekte thematisiert. Dabei bleiben Funkes Erklärungen immer verständlich und nachvollziehbar, so dass sie auch für den Selbstversorger-Anfänger geeignet sind. Ein ideales Buch also, um in den weiten Kosmos einer nachhaltigen und selbstbestimmten Ernährungs- und Lebensweise einzusteigen, ohne dabei den Blick für die globalen Zusammenhänge zu verlieren.

Wolfgang Funke
„Selbstversorgung – Unabhängig, nachhaltig und gesund leben“
Scorpio Verlag – Berlin/München 2011

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