Die Refugee Canteen bildet Geflüchtete zu Gastronomie-Personal aus

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„Ich träume davon, dass Menschen, egal wo sie herkommen, die gleichen Chancen haben“ – Beni von Refugee Canteen aus Hamburg im Interview über Träume, Erfolge und den Wandel der Gastro-Branche. 

Refugee Canteen bietet Geflüchteten eine neue Perspektive in der Gastronomie und wirkt damit dem dortigen Fachkräftemangel entgegen. Im Projekt wird eine Akademie aufgebaut, in der geflüchtete Menschen für den Berufseinstieg in der Gastronomie vorbereitet werden. Wie diese Akademie abläuft und Menschen mit Migrationserfahrung eine neue Perspektive bieten kann erklärt Gründer Benjamin Jürgens im Interview.

Hallo Beni. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die Refugee Canteen zu gründen? Welches Ziel steht dahinter?

Benjamin Jürgens: Wir lieben die Gastronomie und wollen ihr ihre Würde wieder zurückgeben. Der Mittelpunkt unserer Arbeit ist es, Potenziale zu entwickeln, das Handwerk wieder aufblühen zu lassen und: Wir wollen wieder Geschmack und Leidenschaft in die Branche bringen! Wir sind jung, hungrig und eine Generation, die nicht mehr zuschauen will, sondern selber anpackt und aus tiefer Überzeugung am Erreichen ihrer Ziele arbeitet. Unser Ziel ist es den Fachkräftemangel zu reduzieren und gleichermaßen Menschen aus anderen Ländern den Zugang zu unserer Branche zu erleichtern und sie dabei zu professionalisieren.

Und dafür habt ihr die Refugee Canteen Academy entwickelt. Was verbirgt sich hinter dem Konzept?

Benjamin Jürgens: Refugee Canteen ist eine Akademie, die Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund in einem Zeitraum von 24 Wochen eine Grundlagenausbildung für gastronomische Berufe vermittelt. Im ersten Ausbildungsblock werden die erforderlichen Grundlagen in Theorie und Praxis vermittelt. Im Anschluss daran folgt ein 12-wöchiges Praktikum in einem der gastronomischen Partnerbetriebe.

Was wollt ihr mit der Refugee Canteen bewegen?

Benjamin Jürgens: Wir wollen Menschen aktivieren, motivieren und ihnen zeigen wie viel Liebe und Leidenschaft es benötigt um bei uns mitzumachen. Auf der anderen Seite wollten wir unserer Branche zeigen, dass Liebe und Leidenschaft alleine nicht reichen. Die Branche muss verstehen, dass es in unserer Generation viele Menschen gibt, die nicht mehr 16 Stunden Tage arbeiten wollen. Hier müssen wir attraktivere Modelle schaffen.

Könnt ihr mit der Refugee Canteen einen Wandel der Gastro-Branche Deutschlands hervorrufen?

Benjamin Jürgens: Das ist das große Ziel! Und daran arbeiten zum Glück nicht nur wir alleine, sondern mit uns zusammen Freunde, Kollegen und in Zukunft all die Menschen, die bei uns qualifiziert wurden!

Wann startet der erste Durchgang der Academy, wer und wie viele Menschen können daran teilnehmen? Wie werden die Teilnehmer ausgesucht?

Benjamin Jürgens: Wir arbeiten mit dem Jobcenter zusammen, das uns die Teilnehmer und Teilnehmerinnen vermittelt. Im Oktober starten wir mit 16 Teilnehmenden.

Welche Herausforderungen habt ihr bislang gemeistert?

Benjamin Jürgens: Die größte Herausforderung ist es meiner Meinung nach, aus einer Idee ein Business zu machen. Vor allem wenn dieses Business wie im Fall der Refugee Canteen auch noch soziale Strukturen haben und langfristig bestehen können soll. Außerdem ist es für uns immer wieder herausfordernd uns nicht von dem großen Weg, der vor uns liegt, ablenken zu lassen.

Wovon träumst du?

Benjamin Jürgens: Letzte Nacht habe ich mit der Maus von Ratatouille gemeinsam gekocht. Wirklich geträumt! Ich träume davon, dass Menschen, egal wo sie herkommen, die gleichen Chancen auf Bildung und Zugang zu Arbeit haben. Und das egal ob sie die passenden Papiere dafür haben! Aber ich bin überzeugt: Wenn eine Branche zu so etwas in der Lage ist, dann ist das unsere!

Hast du Vorbilder? Oder willst du selbst zu einem werden?

Benjamin Jürgens: Ich sehe mich selber als einen Anstifter und so verstehen wir auch die Refugee Canteen: Sie ist der Anfang von etwas Großem.

Wann würdest du sagen, die Refugee Canteen war ein Erfolg?

Benjamin Jürgens: Unternehmerisch betrachtet, wenn wir in zwei Jahren mehrere Standorte in Deutschland haben, verschieden gastronomische Berufe abdecken, alle meine Mitarbeiter glücklich sind und wir das erste Projekt international planen.

Emotional und persönlich ist es der Gedanke zu wissen, dass ich mit meinem Team ein Modell entwickelt habe, dass es schafft, Menschen zu empowern. Wenn dann in Hunderten von Küchen und Haushalten gelacht, gesungen und vor allem wieder gut gegessen wird – das wäre schon schön.

Von Gründer zu Gründer: Was kannst du anderen angehenden Social Startups mit auf den Weg geben?

Benjamin Jürgens: Es gibt da ein Zitat: „Wenn du den Weg nicht bis zum Ziel gehen willst, warum gehst du ihn dann überhaupt?“

1000 Dank für das Interview!

Refugee Canteen ist im November 2015 in das Stipendienprogramm Ankommer. Perspektive Deutschland aufgenommen worden. Das ist ein Programm von Social Impact und der KfW Stiftung, das Projekte und Initiativen unterstützt, welche die gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe von geflüchteten Menschen durch Zugang zu Bildungs- und Arbeitsplätzen verbessern. Bis Juni 2016 durchliefen 14 dieser Projekte das Qualifizierungsprogramm – und im Herbst 2015 geht ANKOMMER. Perspektive Deutschland in eine neue Runde.


Hier entsteht gerade die neue Website von Refugee Canteen. 

Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen Biorama und Social Impact

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