Bio-Senf aus Österreich? Ja bitte!

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Bereits zum fünften Mal nimmt die österreichische Traditionsfirma Mautner Markhof am Öko Business Plan der Stadt Wien teil. Der Produzent von Essig, Senf und Sirupen setzt bei seiner Erzeugung auf den schonenden Umgang mit Ressourcen, Einsparungen im Energiebereich und die Föderung einer regionalen Landwirtschaft.

Beim Betriebsrundgang am Firmengelände in Wien Simmering steigen den Besuchern die unterschiedlichsten Gerüche in die Nase. Essig, Sirup und Senf liegen quasi in der Luft. Der Geschäftsführer der Mautner Markhof GmbH, Jürgen Brettschneider, führt seine Gäste enthusiastisch von Produktionsanlage zu Produktionsanlage, von der Essigabfüllung bis in den Barriquekeller. Er ist sichtlich stolz auf die Ergebnisse, die mit Hilfe des Umweltserviceprogramms Öko Business Plan erreicht werden konnten. So wurde so viel Strom eingespart, wie 430 Haushalte in Wien jährlich verbrauchen. Ein weiterer, zentraler Punkt ist die Nutzung von Wasser. Hier konnten durch unterschiedliche Maßnahmen 5.300 Kubikmeter dieser wertvollen Ressource eingespart werden. Ab dem nächsten Jahr werden alle Äpfel für die Apfelessigproduktion aus Österreich kommen. Auch die für die Senferzeugung so wichtige Gelbsenfsaat stammt zu 100% aus dem Inland.

Bei einem kurzen Gespräch mit BIORAMA ging Jürgen Brettschneider auf die eher versteckte Bio-Linie des Feinkostproduzenten ein und stand der Redaktion Rede und Antwort.

Bild: Senf am Fließband

Senf am Fließband. Bild: Edeltraud Günthör

BIORAMA: Wie stark fokussiert Mautner Markhof auf die Erzeugung von Bio-Produkten? Sehen Sie darin einen zukunftsfähigen Markt?

Jürgen Brettschneider: Der Markt im Bereich Bio wächst kontinuierlich und wir sehen auch für unser Unternehmen Potenzial darin. Derzeit bieten wir in unserem Sortiment für die Gastronomie einen Bio-Tafelessig 10% und Bio-Apfelessig naturtrüb 5% im 5 l- und 10 l-Gebinde an. In unserer „Feinen Auswahl“-Range haben wir beispielsweise im vergangenen Jahre einen Bio-Tafelessig und Bio-Apfelessig mit vorwiegend österreichischen Zutaten produziert. Dieses Konzept konnten wir bisher ausschließlich im Diskont Handel umsetzen.
Wichtig ist uns auch der Anbau von Bio-Senfsaat, wo wir mit der RWA Raiffeisen Ware Austria AG ein gemeinsames Projekt umsetzen. Derzeit erzielen wir in Österreich noch nicht die entsprechenden Mengen, die wir für größere Produktionen benötigen.

Warum tritt Mautner Markhof in Österreich nicht stärker mit seinen Bio-Produkten in Erscheinung?

Knapp 70% der Bio-Produkte werden über den klassischen Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Der Markt ist hier sehr stark von den eigenen Marken des Handels dominiert. Derzeit haben wir dort nur begrenzt Möglichkeiten eigene Bio-Produkte zu platzieren.

Wie schwierig ist es, eine breite, konventionelle und eine kleine Bio-Schiene zu betreiben?

Klar sind wir aufgrund der Größe der Anlagen nicht so flexibel wie kleinere Unternehmen dies sind. Mit unserer Kompetenz und Erfahrung können wir aber im Bereich Bio durchaus interessante Produkte anbieten und arbeiten bereits an konkreten Konzepten. Natürlich ist es wichtig, dass eine ausreichende Versorgung mit Rohstoffen gewährleistet werden kann.

Bild: Maische

Senf-Maische.

Haben Sie Erfolg mit Ihren Bio-Erzeugnissen?

Wir sind mit den aktuellen Umsätzen der bestehenden Bio-Produkte im Großgebinde zufrieden. Natürlich erreichen wir nicht jene Absätze, die wir im konventionellen Essig-Bereich erzielen, merken aber, dass in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung hier verstärkt Nachfrage besteht. Gerade in diesem Bereich ist aber auch die Preisfrage ein starkes Thema.
Wir bieten den Gastronomen aber mit unserer konventionellen Ware ab sofort die Möglichkeit, österreichische Qualität einzukaufen, denn auch in unseren Apfelessig im Großgebinde kommen ausschließlich Äpfel aus Österreich. Auch mit dem Industriegeschäft, wo wir ebenfalls Bio-Essige aus österreichischem Getreide bzw. aus österreichischen Äpfeln anbieten, sind wir zufrieden.

Wie ist die Umsetzung der Maßnahmen für den Öko Business Plan abgelaufen?

Seit 2010 nehmen wir am Umweltserviceprogramm der Stadt Wien, dem Öko Business Plan Wien, teil. In Zusammenarbeit mit der Firma Denkstatt erarbeiten wir einen Maßnahmenplan für die folgenden Jahre. Unsere Berater unterstützen uns dabei, welche Maßnahmen den größten Umwelt-Impact haben, welche Optimierungsmöglichkeiten konkret umgesetzt werden und wie diese auch kontrolliert und gesteuert werden können. In Zusammenarbeit werden alle Aktivitäten eingehend geprüft, um Einsparungspotentiale herauszufiltern. Anschließend werden Verbesserungsmaßnahmen entwickelt, beurteilt und umgesetzt. Zusätzlich unterstützen die Berater die Unternehmen dabei, sich bei den vielen Vorschriften des Umweltrechts zurechtzufinden und helfen ihnen dabei, zu verstehen, welche für ihr Unternehmen relevant sind.
Die signifikanten Einsparungen zeigen, dass sich Umweltschutz „auszahlt“ und das nicht nur für die Natur und die Zukunft unserer Kinder sondern auch für den Betrieb. Beispielsweise konnten wir durch Maßnahmen im Bereich der Heizungssteuerung eine Energieersparnis von 1,3 MWh erzielt werden. Alleine durch den Bezug der Gelbsenfsaat zu 100% aus Österreich konnten wir 3,1 Mio. Tonnenkilometer/154 Tonnen CO2 äquivalent einsparen. Damit könnte man 26 Heißluftballons steigen lassen. Außerdem konnte ein Abfallvolumen von 120 Tonnen Müll eingespart werden. Das entspricht bis zu 15 voll beladenen Mistwägen der MA 48.

Bild: Essigabfüllung

Essigabfüllung.

Sind Sie mit den erreichten Ergebnissen zufrieden?

Mit den Ergebnissen, die wir in den vergangenen Jahren mit dem Projekt Öko Business Plan erzielt haben, sind wir sehr zufrieden, denn solche Ergebnisse motivieren nicht nur mich persönlich, sondern auch unsere Mitarbeiter und sichern natürlich auch langfristig den Standort. Die hohe Qualität unserer Produkte und auch der Produktionsstandort in Wien Simmering sind uns besonders wichtig.
Wir planen auch in den kommenden Jahren das Projekt ÖKOBusinessPlan weiterzuführen und streben darüber hinaus für 2015 die ISO Zertifizierung 14001 an.

Bild: Im Barriquekeller

Im hauseigenen Barriquekeller.

 

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