Links & Lebensmittel

Langsam versuche ich, meinen Lebensstil zu einer „informierten Normalität“ zurückzuführen. Soll heißen: Wie schaffe ich es, möglichst ethisch korrekt zu leben, ohne einem einzigen Dogma anzuhängen und dabei alltägliche Sorgen wie Verfügbarkeit der Lebensmittel, Preis und Genuss nicht außer acht zu lassen? Mein Kaffee-Boykott ist unter anderem gefallen (ich trinke dennoch verhältnismäßig mehr Kräutertee, Zitronenverbene ist mein absoluter Liebling); in den vergangenen Tagen gab es auch Parmesan, Risotto (mit italienischem Reis) und Müsli mit Rosinen aus nicht eindeutig geklärter Herkunft.

Dass die im Biomarkt gekauften, ins Müsli gerührten Leinsamen aus China stammten, hat mich dann doch einigermaßen erschreckt; überhaupt wundert es mich, wie wenig saisonal-regional das Angebot im ach-so-korrekten Bioladen oft ist. Bei Naturkost St. Josef im 7. Wiener Bezirk, wo ich oft ein durchaus leckeres vegetarisches Mittagessen einnehme, wurde etwa den ganzen Mai hindurch Kürbis (gebraten, als Strudel etc.) serviert. Der Kürbis im Regal stammte aus Südafrika, im Frühling ist dieses Gemüse einfach nicht regional zu bekommen – aber offenbar überstrahlt das gesunde Bio-Image des Kürbis alle Fragen der saisonalen Verwendung.

Ein Journalist, der sich schon seit längerem mit ethischen Lebensweisen beschäftigt, ist Leo Hickman vom britischen Guardian. Er schrieb das Buch „Fast Nackt .- Mein abenteuerlicher Versuch, ethisch korrekt zu leben„, das ich mir demnächst zu Gemüte führen will, und schreibt eine Kolumne, in der er auch Leserfragen beantwortet. Zuletzt kam da die Anfrage: „Wenn ich Produkte aus Zimbabwe kaufe, unterstütze ich dann die dortigen Bauern oder einen bösen Diktator?“ Knifflig.

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