Kinder- und Jugendbücher zum Thema Frausein

Vielen Dank an alle rebellischen Frauen, die uns und die noch kleinen Mädchen inspirieren und allen Mut machen, weiter für die gleichberechtigte Mitbestimmung zu kämpfen. Lest den Kindern viel vor – zum Beispiel diese wertvollen Bücher, die uns außergewöhnliche Frauen vorstellen.

© Irene Maria Gruber
© Irene Maria Gruber

Glücklicherweise ist im vergangenen Jahr der Fortsetzungsband der „Good Night Stories for Rebel Girls“ (F. Cavallo/E. Favilli, Hanser, ab 10) erschienen: „Good Night Stories for Rebel Girls 2“ (F. Cavallo/E. Favilli, Hanser, ab 10) bietet noch mehr Porträts außergewöhnlicher Frauen. Unter anderen werden die Widerstandskämpferin Andrée Peel, die Uhrmacherin Corrie Ten Boom, die Friedensaktivistin Leymah Gbowee oder die Feuerwehrfrau Sarinya Srisakul vorgestellt – ein großartiges Buch, das sehr, sehr zu empfehlen ist, und nicht nur Mädchen anspricht.

Ein weiteres Buch voll mit Biografien ist der wunderschön illustrierte Band „Furchtlose Frauen, die nach den Sternen greifen“ (R. Ignotofsky, mvg Verlag, ab 11). Hier werden 50 Wissenschaftlerinnen aus verschiedenen Disziplinen porträtiert, etwa die Zytogenetikerin Barbara McClintock, die Botanikerin und Frauenrechtlerin Mary Agnes Chase oder die Physikerin Lise Meitner. Diese Kurzbiografien sind höchst motivierend und zeigen, dass Frauen alles erreichen können, wenn sie an sich selbst glauben.

Unerschrockene Frauen!

„Power Women. Geniale Ideen mutiger Frauen“ (K. Woodward, Ars Edition, ab 10) ist ähnlich aufgebaut, wurde aber um eine Komponente erweitert: Jedes Frauenporträt enthält eine Skizze aus dem Alltag der jungen Leserinnen. „Die Mädchen in den Zeitschriften sind alle groß und schlank, mit superreiner Haut. Da sieht man keine Stupsnasen oder dicke Hintern. Du erträgst es nicht, in den Spiegel zu schauen, weil du einfach total furchtbar aussiehst. Was würde Frida Kahlo tun?“ Darauf und auch auf alle anderen Fragen gibt es ermutigende Antworten für starke Mädchen.

Das ebenfalls empfehlenswerte Buch „Frauenpower made in Europe. Große europäische Frauen im Porträt“ (P. Bachmann, Ars Edition, ab 10) beinhaltet Biografien von über 70 Europäerinnen aus den verschiedensten Lebensbereichen, die für ihren Mut, ihre Fantasie oder ihr Durchhaltevermögen bekannt geworden sind. In einer sehr breit gefächerten Auswahl findet sich Deutschlands erste Ärztin Dorothea Christiane Erxleben ebenso wie die Transsexuelle Lili Elbe, Maria Montessori oder Simone de Beauvoir.

In ein anderes Genre verpackt sind die fünfzehn Porträts außergewöhnlicher Frauen im Band „Unerschrocken 2“ (P. Bagieu, Reprodukt). Ein Jahr lang hatte die Comiczeichnerin Pénélope Bagieu für die Zeitung „Le Monde“ unter dem Titel „Les Culottées“ wöchentlich eine Frau porträtiert. Bei Reprodukt sind fünfzehn wundervolle Porträts im ersten Band „Unerschrocken“ (P. Bagieu, Reprodukt) und ebenso viele im zweiten Band erschienen – darunter Biografien von uns weniger bekannten Frauen wie Nzinga, der Königin von Angola oder Wu Zetian, der einzigen Kaiserin Chinas, von der Tierdolmetscherin Temple Grandin oder der Langstreckenläuferin Cheryl Bridges.

Eine Bibliothek voller Frauenpersönlichkeiten

Endlich aus dem Englischen übersetzt werden die wunderschön illustrierten „Little Guides to great Lives“ – auf Deutsch nun in der „Kleinen Bibliothek großer Persönlichkeiten“. Bereits erschienen sind neben Bänden zu Nelson Mandela und Leonardo da Vinci auch die Biografien von „Anne Frank“ (I. Thomas/P. Escobar, Laurence King, ab 8) und „Marie Curie“ (I. Thomas/A. Weckmann, Laurence King, ab 7). Einfühlsam und kindgerecht werden die beiden Lebensgeschichten erzählt und bebildert, höchst empfehlenswert!

Porträts in Kinderbücher verpackt bietet auch die E. A. Seemanns Bilderbande. Eines der neueren beschreibt das beeindruckende Leben der Tänzerin Josephine Baker, dabei ist „Josephine“ (P. H. Powell/ C. Robinson, E. A. Seemans Bilderbande, ab 8) keineswegs Nischenprogramm. Baker wurde 1906 in Missouri geboren, als Rassentrennung in den USA zum Alltag gehörte. Sie tanzte sich von den Slums in die höchsten Gesellschaftsschichten, um die reichste schwarze Frau der Welt zu werden. Baker kämpfte gegen Rassismus, spionierte im 2. Weltkrieg für Frankreich, war Pilotin und adoptierte 12 Kinder aus 12 verschiedenen Ländern. Ein grandioses Buch über eine faszinierende Persönlichkeit.

Frauen in die Weltgeschichte!

Die „Weltgeschichte für junge Leserinnen“ (K. Lücker/U. Daenschel, Kein & Aber, ab 12) ist ein Buch, das ich gerne schon in meiner Schulzeit gelesen hätte. Mir wurde eine von Männern geprägte Geschichte vermittelt, Frauen kamen nur vereinzelt vor und waren dann zumeist grausame, intrigante Erscheinungen. Kerstin Lücker und Ute Daenschel haben die Männer, die Bedeutendes beigetragen haben, bewusst nicht aussortiert, da sonst wiederum ein einseitiges Bild entstanden wäre, vielmehr wurde das Puzzle um weitere Teile ergänzt. Herausgekommen ist ein umfangreiches, sehr klug und lebhaft erzähltes Buch, das nicht nur junge Leserinnen fasziniert.

Selbstbestimmt leben und schamlos sein dürfen

„How to be a Girl. stark, frei und ganz du selbst“ (J. Korbik, Gabriel, ab 13) ist eine Einführung in den Feminismus, ein Ratgeber mit kurzen Porträts von historischen und aktuellen Vorbildern, beinhaltet Checklisten und Anleitungen dafür, wie man Sexismus im Alltag erkennt oder dem Konsumwahnsinn entkommen kann. Die Autorin Julia Korbik will zum Selberdenken anregen, zum Fragenstellen und Ausprobieren, will Mädchen Mut machen, ihre eigenen Wege zu gehen und den Blick für Zwänge, Normen und Erwartungen öffnen, von denen Mädchen umgeben sind. Das ist einmal ein Buch, das ich schon in meiner Jugend gern gelesen hätte!

Zu guter Letzt sei hier noch „Schamlos“ (A. Bile/S. N. Srour/N. Herz, Gabriel, ab 12), ein aus dem Norwegischen übersetzter Titel, vorgestellt – ein beeindruckendes Buch für alle Interessierten und Toleranten, die sich mit anderen Kulturen und den Rechten der Frauen beschäftigen wollen. Die drei Autorinnen sind Muslimas, Bloggerinnen und Feministinnen und wurden 2017 für ihren Einsatz für Meinungsfreiheit mit dem „Fritt Ord Honnør“-Preis ausgezeichnet. Ihre persönlichen Geschichten und Diskussionen geben Einblick in das Leben muslimischer Mädchen – hin- und hergerissen zwischen den Erwartungen ihrer Familien, ihrer kulturellen Identitäten und dem Leben als Jugendliche in einem westlichen Land.

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