Innsbruck Nature Film Festival 2015

Bild: INFF

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Jedes Jahr im Herbst lockt die alpine Kleinmetropole Innsbruck scharenweise Filmaffine an. Dann nämlich, wenn die Stadt zur Hauptstadt des Natur- und Umweltfilms wird.

Anfang Oktober ist es wieder so weit. Dann geht das Innsbruck Nature Film Festival (#INFF) in seine 14. Auflage. Wir haben uns vor dem Festival-Start mit Christoph Fintl, einem der Organisatoren des INFF, unterhalten.

Biorama: Was macht gerade Innsbruck so interessant für ein Naturfilmfest?

Fintl: Innsbruck in seiner einzigartigen Lage zwischen Urbanität und Natur ist prädestiniert für solch ein Festival. Die Alpen bieten eine beeindruckende Kulisse. Gleichzeitig sind Folgen des Klimawandels und von Eingriffen in die Natur in der Umgebung deutlich sichtbar. Und das INFF trägt inzwischen sicher auch zum Umweltbewusstsein der Stadt bei.

Gibt es in beim Naturfilm eigentlich so etwas wie eine Szene oder eine eingefleischte Community? Und wenn ja: weche Rolle spielt darin das INFF im 14. Jahr seines Bestehens?

Wie in jeder Filmsparte gibts auch bei den Naturfilmern einige Namen, die etwas prominenter sind und über die Jahre hinweg schon öfter bei uns Filme eingericht haben. In einem Metier, dass wie viele andere Kulturbereiche auch mit Finanzierungsnöten zu kämpfen hat, ist ein guter Ruf schon viel Wert und erlaubt einem auch aufwendigere Prdouktionen durchzuführen. Als Naturfilmfestival sehen wir unsere Rolle auch darin, eine Plattform zum Austausch für Filmemacher und Bracnhvertreter zu sein. Junge treffen auf Etablierte, Regisseuere auf Produzenten – im bsten Fall ergibt sich dadurch ein Synergieeffekt für beide Seiten!

Gibt es beim Naturfilm aktuell irgendwelche Trends oder Entwicklungen, die euch beim Sichten der Einreichungen aufgefallen sind?

In diesem Jahr gibt’s bedeutend mehr Filme zu Klimathemen und Bodenverbrauch oder auch zu gutem Umgang mit Landwirtschaft. Zum Beispiel Good Things Await, Landraub, Macht Energie. Es gibt praktisch keine Urban Gardening Filme mehr. Im letzten Jahr gab’s davon auffallend viele. Was ein größerer Trend ist: Auch kleinere Produktionsfirmen können heute sehr attraktive Umweltdokus drehen. Da spürt man eine gewisse Demokratisierung, auch was den Zugriff auf die nötige Ausrüstung angeht.

Dieses Jahr gibt es ja auch einen Sonderpreis zum International Year of Soil. Wie hängen Naturfilm und Umweltbewusstsein zusammen?

Das übergeordnete Thema des INFF ist das Sensibilisieren für einen sorgsamen Umgang mit der Umwelt. Internationale Entwicklungen in diesem Zusammenhang zu sehen, wie Umweltbewusstsein anderswo gelebt wird, hilft dabei. Als Filmbeispiele fallen mir das gerade Nouakchott pk0 und Waste Mandala ein. Außerdem findet das Festival mittlerweile ja auch den Weg aus den Kinosälen in die Stadt. Ausstellungen, Vorträge, Installationen, tragen dazu bei, dass in Innsbruck durch das Festival ein Umweltspirit weht  

Es gibt beim INFF unterschiedliche Kategorien und eine Trennung zwischen umweltpolitischen Dokumentationen und Naturfilmen. In welcher der Kategorien gibt es eigentlich mehr Einreichungen?

Im Prinzip halten sich die beiden Kategorien die Waage. Sowohl der Naturfilm als auch der umweltpolitische Film haben einen enormen Output. Der Naturfilm unterscheidet sich vielleicht darin, dass er oft über 2 – 3 Jahre in der Entstehung braucht . Umweltpolitische Dokus bedienen sich meist eines akuten Problems.

Bild: INFF

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Wie steht es um den Naturfilm-Nachwuchs? Gibt es junge Naturfilmer, die man im Auge behalten sollte?

Wir bieten beim Festival jedes Jahr einen Workshop, Nature INN Motion, bei dem sich bereits das ein oder andere Talent hervorgetan hat. Zum Beispiel Janick Entremont der letztes Jahr die Young Talents gewinnen konnte und auch heuer im Wettbewerb vertreten ist. Tadeusz Baraniecki aus Polen ist auch ein „Stammgast“ bei den Jungen und wird von Jahr zu Jahr besser.

Wie politisch ist eigentlich das INFF?  

Das INFF ist unparteiisch aber versteht sich als gesellschaftspolitisches Event. Das heisst, der notwendige sorgsame Umgang und die Aktion aufgrund der Klimaveränderung gehören natürlich zur Thematik, die angesprochen wird. Besonders problematisch ist die Verwirtschaftlichung von Naturwerten, Arten und Lebensräumen. Das gibt es schon eine Haltung des Festivals.

Was sind die wichtigsten Weiterentwicklung des INFF in diesem Jahr?

Wir etablieren das Festival immer weiter und haben inzwischen auch eine größere Reichweite als in Vorjahren. Wir haben allein 552 Einreichungen aus 83 Ländern. In diesem Jahr führen wir den Terra Mater Audience Award ein, also einen waschechten Publikumspreis. Und was das Rahmenprogramm angeht gibt es eine Verstärkung der Masterclasses mit Katja Trippel (GEO),  Annie Dissaux (Animationsfilmerin) und Mario Kreuzer (Naturfilmer).

Hast du persönliche Favoriten unter den Beiträgen? Was sollte man auf keinen Fall verpassen?

Wir hatten ja heuer die Qual der Wahl aus über 550 Einreichungen auszuwählen. Da einen klaren Favoriten zu bestimmen ist natürlich schwer. Thematisch hat mich besonders Banking Nature angesprochen, der die zunehmende Kapitalisierung der Natur betrachtet. Mittlerweile steht Öko-Rating bei Agenturen ebenso hoch im Kurs wie KReditwürdigkeit oder Immobilien. Natur ist also auf dem besten Wege ein Spekulationsobjekt für die Finanzwelt zu werden, wenn sie das nicht schon ist. Wohin uns Moody’S, Goldman Sachs und Co gebracht haben, konnte man ja vor kurzem sehen, das sollte sich auf keinen Fall wiederholen.

 

BIORAMA ist Medienpartner des

Innsbruck Nature Film Festivals
The International Film Competition of Nature and Enviroment

6. Oktober bis 9. Oktober 2015
Leokino, Anichstraße 36, 6020 Innsbruck
Weitere Infos: www.inff.eu/programm

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