GreenTec Awards: Wirtschaftsbegrünung im Abendkleid

Aktive Unternehmensbegrünung bei den Award-Sponsoren.

Aktive Unternehmensbegrünung bei den Award-Sponsoren.

Was ein politisches Schwergewicht, Pro7, Porsche, ein deutsches nächstes Topmodel und Nena mit Nachhaltigkeit zu tun haben, konnte man sich gestern Abend im Berliner Tempodrom ansehen, bei der Verleihung der GreenTec Awards.


Seit 2008 schon wird der GreenTec Award jährlich in verschiedenen Kategorien verliehen. Die Initiatoren, die den Preis in das formale Gewand einer GmbH gehüllt haben, wollten von Beginn an „einen Umweltpreis mit der Tragweite eines Oscars“ schaffen. Die erklärte Zielgruppe: Medien und Promis. Dafür haben sie eine Reihe von Unterstützern um sich gescharrt: Pro7 und die Wirtschaftswoche als Haupt-Medienpartner, Porsche, Varta…

 

Zu diesem Zweck wurde gestern im Berliner Tempodrom ein Grüner Teppich ausgerollt, bestehend aus recycletem Meeres-Plastikmüll. Auf dem Teppich ließen sich prominente Persönlichkeiten blicken. Darunter einige Vollzeit-Kräfte aus dem Pro7-Programm, Wladimir Klitschko, Christiane Neubauer, Nazan Eckes, TheBossHoss…

 

Die Moderatoren des Abends: Annemarie Warnkross und Matthias Killing. Über zwei Stunden beschwingter Unterhaltung bot die Gala. Tenor: Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeit und die Gute Sache dürfen auch Spaß machen. Und deshalb durfte auch die ganz frisch gebackene Gewinnerin von Germany’s Next Topmodel zwischendurch sagen, dass sie einen schönen Abend hat, selbst wenn ihr erster roter Teppich eine grüner war.

 

Gleich zur Begrüßung gab es ein Grußwort von Peter Altmeyer. Der war mal Umweltminister in Deutschland und ist nun der Chef im Kanzleramt. Der Moderator bezeichnete ihn als „Ladestadtion von Angela Merkel“. Nach seinem Grußwort blieb er nur noch ein paar Minuten, obwohl es danach durchaus interessant wurde.

 

Das Berliner Tempodrom

Das Berliner Tempodrom.

Von Start-Up bis Großkonzern: die Gewinner

 

In gleich vierzehn Kategorien wurden Preisträger aus dem Bereich Green Economy ausgezeichnet. Darunter zum Beispiel das Fairphone, das inzwischen in die zweite Auflage geht, für die schon 45.000 Vorbestellungen vorliegen, oder Little Sun, die Solar-Taschenlampe, die in Afrika preiswert Kerosinlampen ersetzen soll. Der Preis in der Kategorie Energie ging an das Projekt Smart Country von RWE, mit dem ländliche Gegenden bei der Umstellung auf erneuerbare Energien unterstützt werden. Sicherlich ein interessanter Baustein der Energiewende. Ob ein solcher Preis den deutschen Energie-Großkonzern davon überzeugt, seine kohlebetriebenen Kraftwerke abzuschalten, ist allerdings fraglich. Marco Vollmar, Mitglied der Geschäftsführung beim WWF Deutschland, nutze die Gelegenheit der Preisverleihung dazu, RWE genau dazu aufzufordern, und erhielt eine Menge Applaus. Der WWF Sonderpreis ging übrigens an den Jagdverein Hubertus Eschwege für ein Projekt zum Schutz von Wildkatzen.

 

Leider kamen viele der Preisträger im Verlauf des Abends ein wenig zu kurz. Die Unterhaltung stand im Vordergrund. Ganz im Vordergrund der Bühne allerdings stand ein Hybrid-Porsche. Dieses erlesene Kraftfahrzeug angemessen in Szene zu setzen war ganz offensichtlich ein Hauptziel des Abends. Den Preis für Kommunikation erhielt übrigens ein anderer deutscher Autohersteller: BMW.

 

Die Moderatorin auf dem Green Carpet

Die Moderatorin auf dem Green Carpet.

 

Nachhaltigkeit ist für alle da

 

Insgesamt hat der Abend im Berliner Tempodrom gezeigt: Nachhaltigkeit ist ein sehr benutzerfreundlicher Begriff. Er lässt sich mühelos in fast jeden Kontext einbauen. Seine Bedeutung ist dabei oft eher unbestimmt, aber im Allgemeinen stört das nicht, denn es hat ja niemand etwas gegen Nachhaltigkeit. Kombiniert mit Umweltschutz und gesellschaftlichem Engagement ergibt die Nachhaltigkeit relativ schnell etwas, das man als Gute Sache bezeichnet. Und – das war im Verlauf der GreenTec Gala mehr als einmal zu hören – wenn man etwas für die gute Sache tun kann, dann tut man das gern.

 

Wie frei interpretierbar der Begriff Nachhaltigkeit ist, wurde zum Ende des Abends deutlich, als Nena den Preis in der Kategorie Musik erhielt, und Wladimir Klitschko darüber referierte, dass er in Kalifornien viel über Mülltrennung gelernt hat.

 

Niemand kann Umweltschutz und Nachhaltigkeit für sich exklusiv in Anspruch nehmen. Die vielzitierte Gute Sache braucht möglichst viele unterschiedliche Kommunikatoren, Imageträger, Multiplikatoren und wohl auch Profiteure. Dass darunter neben Biobauern und Theoretikern auch Sportwagenhersteller und private Fernsehsender sind, ist irritierend. Zu einfach macht man es sich allerdings, wenn man eine Veranstaltung wie den GreenTec Award als reines Greenwashing-Format abtut. Denn wenn Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit in der Großindustrie ankommen, oder dort, wo ein im Fernsehen gecastetes Model zum Stargast des Abends gereicht, dann ist das im Grunde genommen tatsächlich eine Gute Sache.

 

 

www.greentec-awards.com

VERWANDTE ARTIKEL