Faire Software – Wer hat die Kontrolle?

Begrenzte Freiheit mit modernen Gadgets

Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zeigt einen klaren Trend: Während früher die Funktion eines Geräts durch mechanische Teile festgelegt war, wird bei modernen Apparaten die Wirkung elektronisch mittels einer integrierten Software festgelegt. Das erlaubt neue Funktionen und Apparate, die früher undenkbar waren, wie zum Beispiel Mobiltelefone, die ohne Software schlichtweg funktionslos wären.

In den meisten Fällen ist diese Software vor dem Benutzer verborgen. Konnte man bei einem klassischen mechanischen Gerät die Funktion studieren und im Bedarfsfall ändern, verschließt sich hier diese Möglichkeit. Das kann unpraktisch sein, wenn wir an den Fall denken, dass man einen Fehler erkannt und gerne beheben möchte. Aber es kann auch gefährlich sein.

Das bereits angesprochene Mobiltelefon ist heute viel mehr als nur ein Telefon. Es weiß, wo wir sind. Es kennt alle unsere Kontakte und Kommunikationsgewohnheiten – inzwischen nicht nur die Telefonpartner, sondern auch Facebook-Kontakte, etc. Bei sozialen Netzwerken und Kurznachrichten kann es den Inhalt der Nachrichten mitlesen. Diese Bedrohungen sind tatsächlich vorhanden, wie beispielsweise der Fall von Carrier IQ in den USA oder die Speicherung der Positionsdaten bei Apple-Geräten zeigt.

Auch ist es inzwischen schon fast Standard-Verhalten, dass Hersteller aus der Ferne Änderungen am Gerät vornehmen, ohne dass der Benutzer etwas davon erfährt. Manchmal merkt der Benutzer doch etwas davon, wenn z.B. eine Software (oder im Falle des Amazon Kindle ein Buchtitel) ungefragt entfernt wird.

Ein Weg, dem Benutzer wieder die Kontrolle über sein Gerät zu geben, ist freie Software. Diese kann vom Benutzer untersucht und im Bedarfsfall angepasst werden. Unerwünschte Funktionen können entfernt werden. Sie ermöglicht den Einsatz der Hardware für neue Zwecke, die der Hersteller nicht vorgesehen hat. Verbesserungen werden wieder der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt und dienen so der gesamten Gesellschaft.

Freie Software ist nicht an einen Hersteller gebunden, sondern kann unabhängig von diesem weiter bestehen – auch nach Einstellung der Produktlinie oder Konkurs des Herstellers. Da tritt die Freiheit der Software als eine Komponente der Nachhaltigkeit eines Produkts am deutlichsten hervor. Sie ermöglicht eine längere Nutzung und schont Ressourcen, die bei einem Systemwechsel anfallen würden.

Mit der Fortschritt der Digitalisierung kontrolliert Software einen immer größeren Teil unseres Lebens. Holen wir uns die Kontrolle über die Software!

Danke an Gregor Horvath, der mit seinem Leserbrief den Anstoß für diesen Artikel gab.

Hier noch ein Link zur Free Software Foundation Europe: fsfe.org

TEXT Franz Knipp

VERWANDTE ARTIKEL