Fisch ohne bitteren Beigeschmack: Spar als Vorreiter

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Ein Fischer im phillippinischen Golf von Lagonoy mit Gelbflossenthunfisch. Bild: Gregg Yan

Bei Spar Österreich gibt es in Zukunft nur noch Fisch und Meeresfrüchte aus verantwortungsvollen Quellen. In Kooperation mit dem WWF Österreich ist die Supermarktkette seit 2011 dabei, ihr gesamtes Fischangebot auf nachhaltig gefangenen Fisch umzustellen. Derzeit sind bereits 95% des Spar-Fischsortiments vom WWF-Ampelsystem als „unbedenklich“ oder „noch unbedenklich“ ausgewiesen.

38 Millionen Tonnen Beifang fällt laut WWF Österreich jährlich auf den Weltmeeren an. Das heißt: 40 Prozent der gesamten gefangenen Menge werden umsonst geangelt und tot oder verletzt zurück ins Meer geworfen. Vor allem Jungfische, Meeresschildkröten, Delphine, Haie, Wale oder Seevögel verfangen sich unnötigerweise in den Schlepp- und Fangnetzen.
Ein Problem, das die Überfischung verstärkt, die Fischbestände bedroht und die Meeresökologie insgesamt gefährdet.

Nachhaltige Fischerei

Und dort setzt die nachhaltige Fischerei an: Es darf nur so viel Fisch aus dem Meer geholt werden, dass die natürlichen Bestände nicht gefährdet werden. Außerdem dürfen Meeresumwelt und Ökosystem nicht beeinträchtigt werden und die Fischerei muss rückverfolgbar sein.
Wer sich daran hält, darf ein Siegel wie das MSC-Gütesiegel führen.

Solche Produkte aus nachhaltigem Fischfang hat Spar Österreich nun vermehrt im Angebot. Im Glas, in der Dose, oder an der Frischfischtheke soll die Kundschaft nachhaltigen Fisch in allen Preiskategorien finden.

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Die Thunfische werden mit Rundhaken gefangen. Bild: Gregg Yan

70% „gute Wahl“

95% des gesamten Fischsortiments sind laut Spar-Vorstand Gerhard Drexel bereits aus verantwortungsvollen Quellen. Rund 400 Produkte, die noch einmal in zwei Kategorien unterteilt werden:
Die grüne Kategorie (70%) beinhaltet alle Waren die ein Gütesiegel tragen oder jene, die vom WWF als „Gute Wahl“ bezeichnet wurden. Beispiele dafür sind Karpfen, europäischer Wels oder Dorsch aus der östlichen Ostsee.

Bei den restlichen 25% besteht noch Verbesserungsbedarf. Beispiel Ostsee-Scholle: Ihr Bestand hat sich dank gutem Management erholt und ist stabil, die üblichen Fangmethoden weißen aber zu viel Beifang auf, um den Fisch gänzlich zum Kauf zu empfehlen. Und so finden sich auch für die anderen 17 Fischarten, die der WWF im Fisch-Einkaufsratgeber aufführt, unter anderem die europäische Forelle oder der westeuropäische Zander, jeweils verschiedene Begründungen, sie nicht in der grünen Kategorie zu führen.

Für den Wechsel von grün zu gelb könnten auch natürliche Schwankungen, Nahrungsangebot und Temeraturströmungen ausschlaggebend sein, so Axel Hein, der Meeresexperte beim WWF Österreich. Auch ein Fisch, der gerade im gelben Bereich liegt, könne im nächsten Jahr wieder im grünen Bereich liegen und befischt werden.

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Mit kleinen Booten gehen die Fischer bei Lagonoy auf Fischfang. Bild: Juan Vilata

Mit Rundhaken und Handleine

Selbst Thunfisch, der lange auf der roten Liste von Tierschützern stand, gibt es mittlerweile mit MSC-Siegel zu kaufen – auch in anderen Supermärkten.
Der Fisch stammt dann aus Projekten wie jenem, von dem Spar den Gelbflossen-Thunfisch bezieht: Die Fischereigemeinschaft im Golf von Lagonoy (Phillipinen), die gerade auf dem Weg zum MSC-Siegel ist, besteht aus 8.000 Fischern. Die Kooperative nutzt zum Angeln je einen Rundhaken. Diese Fangmethode ist nachhaltig und minimiert den Beifang. Meeresschildkröten zum Beispiel werden mit dieser Methode gar nicht gefangen.
Jeder der Fischer angelt mit dieser traditionellen Fangmethode 3 bis 4 Fische pro Nacht, was sich vergleichsweise wenig auf die Meeresumwelt auswirkt.
Demnächst sollen auch Meeresfrüchte wie Garnelen aus Bio-zertifizierten Zuchten stammen. Die Besonderheiten sind hier, dass pro Fläche viel weniger Krustentiere gehalten werden – was weniger Futter im Wasser bedeutet und weniger Algenwachstum.
Außerdem werden keine gentechnisch veränderten Produkte gefüttert, und auf die präventive Antibiotikagabe verzichtet.

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Fischzucht in der Region. Ferdinand Trauttmansdorff im Gut Dornau. Bild: Alex Vorderleitner

Fisch aus der Region

Neben exotischem, soll auch vermehrt Fisch aus der Region angeboten werden, der möglichst kurze Wege hinter sich hat und nach hiesigen Standards gezüchtet wurde. So beliefert etwa das Gut Dornau vier Interspar-Märkte in Niederösterreich und Wien mit Karpfen- und Welsfilets. Ähnliche Kooperationen sollen in Zukunft noch ausgebaut werden.

MSC zertifizierte Produkte gehören zwar mittlerweile zum Standard in der Fischtheke. Aber dass ein Händler versucht, das komplette Angebot an Fisch und Meeresfrüchten umzustellen ist laut Spar-Vorstand Gerhard Drexel europaweit einzigartig.

Mehr Informationen zum umweltverträglichen Einkauf gibt es beim WWF Österreich. Tipps speziell zum Thema Fisch gibt es im Einkaufsratgeber – Fisch unter fischratgeber.wwf.de.

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