David gegen Goliath

Das Alltagsspiel: Zwei Räder mit dünnen Stahlstangen gegen vier Räder mit einem Stahlpanzer. Ein möglicher Spielzug: Abgestellte Autos auf den ohnehin viel zu wenigen Wiener Radwegen. Spektakuläre Ausweichmanöver sind möglich – doch die Vierrädrigen gewinnen. Nächster Spielzug: Die zweirädrige Figur strampelt keuchend den Hügel vom Ring in Richtung Mariahilferstraße hinauf. Plötzlich endet der Radweg und die Autokolonne vor ihr macht ebenso plötzlich einen abrupten Schlenker nach rechts. Das Rechtsfahrgebot wird als Argument vorgelegt, um gefährlich nahe am Fahrbahnrand entlang schrammen zu können. Weiterfahrt für die Fahrrad-Figur unmöglich. Wieder ein Punkt für die Vierrädrigen. Undsoweiterundsofort.

Fortbewegungsneid, Ignoranz oder einfach nur Unachtsamkeit sind Eigenschaften mit denen das Auto im Straßenverkehr oft gewinnt, mit denen der Platz auf der Straße den Radfahrern streitig gemacht wird. Doch der Straßenverkehr ist natürlich kein Spiel, und ums Gewinnen geht es prinzipiell auch nicht. Radfahrern MUSS es möglich sein die vorgesehenen Radwege und Radfahranlagen gefahrenfrei benützen zu können. Und Radfahrern MUSS es möglich sein vor Kreuzungen, Eisenbahnübergängen, Straßenengen oder zwischen angehaltenen Fahrzeugen vorzufahren, wenn dafür ausreichend Platz ist. Das ist nämlich gesetzlich erlaubt. Würden Autofahrer ein bisschen mehr Rücksicht nehmen, gäbe es diesen Platz auch fast immer. Die Critical Mass, eine globale Bewegung, nimmt sich seit 1992 den Platz, der ihr zusteht. Hierzulande radelt eine Gruppe von Aktivisten einmal im Monat durch Wien, Graz, Linz und neuerdings auch durch Feldkirch, „um die unreflektierte Dominanz der Autos in der Stadt aufzuzeigen und zu durchbrechen.“ Hunderte Fahrräder neben- und hintereinander, auf Straßen, die sonst von den Autos beherrscht werden.

Ich selbst bin mir noch nicht ganz sicher, was ich von Critical Mass Austria halten soll. Ob das Blockieren der Straßen wirklich zu mehr Akzeptanz der Fahrradfahrer im Straßenverkehr führt, kann ich mir nämlich nur schwer vorstellen. Bei 40 Grad im unklimatisierten Auto ist Verständnis wahrscheinlich die letzte Emotion, die aufkommt. Aber was weiß ich schon. Ich war noch nie dabei. Deshalb ist der dritte Freitag im August, der 15.8.2008, bereits ein Fixpunkt in meinem Kalender. Wenn ihr in der Nähe seid und Zeit habt, könnt ihr euch schon am 25. Juli in Linz und Feldkirch ein Bild vom kritischen Radeln machen.

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