Captain Fantastic – ein Film übers Aussteigen

(c) Universum Film GmbH

In Captain Fantastic ist Viggo Mortensen mit Kind und Kegel ausgestiegen – und kämpft dafür, dass das so bleibt. (c) Universum Film GmbH

Mit Captain Fantastic kommt ein Aussteiger-Film ins Kino. Das Thema hat Leinwand-Tradition. Biorama präsentiert die Österreich-Premiere des Films. Und: wir verlosen Tickets. 

Die Tötung eines Tieres. Das ist in der ersten Szene von Captain Fantastic zu sehen. Der Film des Regisseurs und Schauspielers Matt Ross handelt von einer Familie, die zurückgezogen im Wald lebt, jenseits der Gesellschaft und ihrer Regeln. Die Kinder werden von den Eltern unterrichtet. Sie lesen viele Bücher, können klettern und sich im Ernstfall verteidigen. Als die Mutter stirbt, sind Ben (Viggo Mortensen) und seine Kinder jedoch gezwungen, ihre eigens errichtete Welt zu verlassen, um den letzten Willen der Mutter zu erfüllen.

Den Job kündigen. Die Wohnung aufgeben. Die Stadt hinter sich lassen. Kein Geld mehr zu besitzen. Nach eigenen Regeln leben – das sind Wünsche, die so manchem durch den Kopf gehen. Vielleicht morgens in der vollen U-Bahn, vielleicht nachmittags beim 513412. Meeting, vielleicht nachts vor dem Einschlafen. Aber am nächsten Morgen stehen die meisten Menschen trotzdem wieder auf und fahren wieder mit der U-Bahn und gehen wieder in ein Meeting.

Hippies und Gegenkultur

Auch im Medium Film wird das Thema Aussteigen verhandelt, sind es doch Filme und andere fiktionale Geschichten, die uns mit Lebensvorstellungen konfrontieren, die danach fragen, wie es denn wäre X zu tun oder Y zu lassen, die uns für kurze Zeit unsere Probleme vergessen lassen.

Im Klassiker Easy Rider (1969) sind es die Protagonisten Wyatt und Billy, die wir bei ihrem Bike-Trip durch die USA begleiten. Dabei kommen sie mit unterschiedlichen Menschen und Lebensentwürfen zusammen: Da sind die Konservativen aus Kleinstädten, da sind aber auch Hippies, die ein nonkonformes Leben anstreben. Oder der Farmer und seine mexikanische Ehefrau, die ums Überleben kämpfen. Dabei geht der Film der Frage nach, wie es um den vielzitierten Amerikanischen Traum zu am Ende der 1960er Jahre bestellt ist.

Auch Zabriskie Point (1970) portraitiert die Gegenkultur in den USA der 1960er Jahre: Mark flieht vor der Polizei, da er Angst davor hat, für einen Mordfall verantwortlich gemacht zu werden. Dabei trifft er auf die Angestellte Daria. Der Film nimmt Bezug auf die Hippie-Bewegung und die Studie „Der eindimensionale Mensch“ des Philosophen Herbert Marcuse. Diese beeinflusste mit dem Motiv der Großen Verweigerung viele Gruppen der 68er-Bewegung zum Ausstieg aus dem kapitalistischen System. Zabriskie Point wurde in den USA eine antiamerikanische und linksradikale Haltung vorgeworfen. Der Film war auch Gegenstand einiger (erfolgloser) Gerichtsprozesse.

Verlass die Stadt

Mit The Beach bewegen wir uns nicht nur weg aus den USA der 1960er und 1970er Jahre, sondern auch ins Jahr 2000 (wobei der Roman, auf dem der Film basiert, 1996 erschienen ist). Die Hippie-Bewegung konnte sich nicht flächendeckend durchsetzen, die 1990er und die Zeit kurz vor 9/11 gelten rückblickend als vermeintlich letzte glorreiche Phase des Kapitalismus. Doch auch damals sind Menschen auf der Suche nach neuen Lebensentwürfen und nach dem Sinn in ihrem Leben. Und so ist es in The Beach die Titelfigur Richard, die eine mysteriöse Mappe findet, die den Weg zu einem vermeintlichen Paradies zeigen soll.

Auch Into the Wild (2007) basiert auf einem Buch. Darin schildert Jon Krakauer die Geschichte von Christopher McCandless, der nach seinem Uni-Abschluss alle seine Besitztümer zurücklässt, 24.000 Dollar spendet, um danach nach Alaska zu trampen und dort in der Wildnis zu leben. Er nimmt einen neuen Namen an (Alexander Supertramp) und trifft in seinem neuen Lebensabschnitt verschiedene Menschen, die ihn prägen, wie etwa das Hippie-Paar, das durch die Hilfe des Protagonisten wieder zusammenfindet.

Diese und einige weitere Filme geben uns einen Einblick in Leben auf außergewöhnlichen Pfaden und eröffnen den Blick auf die bestehende Lust des Menschen, auszubrechen. Sie zeigen aber auch, wie aktuell Captain Fantastic, dass mit dem Ausstieg aus der Gesellschaft zwar manche Probleme verschwinden, jedoch neue auftreten. Egal, ob in der Genossenschaftswohnung in Favoriten, am Strand in Thailand oder auf einer einsamen Hütte in Alaska – das Leben ist nie ganz frei von Problemen.


Biorama präsentiert die Premiere des Films Captain Fantastic am Mittwoch, 17.08.2016 um 20.15 im Apollo Kino (Saal 2), Gumpendorfer Straße 63, 1060 Wien. Karten gibt es hier zu gewinnen.

 

 

 

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