„Big Bang BIO“: Brandenburg holt Biolebensmittelcamp

Der Mühlviertler Wolfgang Falkner hat mit dem BiolebensmittelCamp eine offene Diskursplattform für die Bio-Branche geschaffen. (Foto: Eva-Maria Mrazek)

„Big Bang BIO“ – Gründer Wolfgang Falkner über das Motto des 2. BiolebensmittelCamps, das Branchenvertreter im März 2018 nach Brandenburg führt.

BIORAMA: Das erste Biolebensmittelcamp Anfang 2017 war ein voller Erfolg. Alle Teilnehmer, mit denen ich am Ende des Camps gesprochen habe meinten, dass sie fix auch 2018 wieder dabei sein wollen. Vielleicht ein Luxusproblem: Aber wie verhindert man als Veranstalter, dass der Erfolg das Format zerstört – weil sich immer dieselben 100 Personen treffen?
Wolfgang Falkner: 
Es freut mich sehr, dass die Premiere gleich so gut angenommen wurde, alle Teilnehmer so zufrieden waren und auch 2018 wieder viele dabei sein wollen. Das sich immer dieselben Personen anmelden, ist eher unwahrscheinlich. Vor allem auch, da wir den Veranstaltungsort von Unterfranken nach Berlin-Brandenburg verlegt haben. Außerdem ist die Anmeldung seit 17.10. online möglich und ich habe schon viele neue Gesichter auf der Teilnehmerliste gesehen.

Das Motto des 2. Biolebensmittelcamps lautet „Big Bang BIO“. Gab’s den großen Bio-Knall bereits? Oder steht er unmittelbar bevor? Kannst du das Motto näher erläutern?
Wolfgang Falkner: 
Naja, das Thema Bio-Landbau hat sich in den letzten Jahren recht gut entwickelt und die Nachfrage der Konsumenten scheint weiter hoch zu sein. Uns geht es bei dem Motto aber um mehr. Bio bedeutet Leidenschaft, sich für etwas Besseres einzusetzen, Mut zur Vielfalt und Mut, auch gewohnte und bequeme Bahnen zu verlassen. Und dafür möchten wir eine Plattform bieten. Und welcher Ort könnte dafür besser geeignet sein als Berlin-Brandenburg – als experimentierfreudiges Mekka mit der umschließenden Landwirtschaft, die Bio-mäßig immer besser aufgestellt ist.

Wie 2017 finden auch am Biolebensmittelcamp 2018 jeweils drei Sessions parallel statt. Was darin Thema sein soll kann ab sofort eingereicht werden. (Foto: Dirk Holst)

Alle, die sich für die streng limitierten Plätze am Biolebensmittelcamp bewerben, können auch ein Thema für einen der 18 Slots einreichen, über deren Zustandekommen wie in einem Barcamp basisdemokratisch abgestimmt wird. Welche der Diskussionen aus dem ersten Camp ist dir denn besonders in Erinnerung geblieben?
Wolfgang Falkner: 
Da gab es schon einige spannenden Themen. An was ich mich noch gut erinnern kann, ist die Diskussion, sollte die Bio-Branche überhaupt Social-Media-Kanäle wie Facebook und Instagram verwenden dürfen. Denn hier steht man doch recht schnell in einem Wertekonflikt. Ganz darauf zu verzichten ist aber wahrscheinlich auch keine gute Lösung. Aber man könnte damit beginnen zu überlegen, wie man diese Medien gewissenhafter einsetzt und auch Alternativen ausmacht. Was ich auch spannend fand, war das Thema: Bio und Regional – was geht, was geht nicht mit Matthias Schulze Dieckhoff (Bio Hotel Sturm) und Barbara Landgraf (Dachmarke Rhön).
Aber auch bei diesem BiolebensmittelCamp sind bereits vier Themen eingereicht worden. Hier geht es um Nachfolge, wie man selbst nachhaltig handelt aber auch zum nachhaltigen Handeln ansteckt. Oder was der Unterschied einer Gemeinwohl-Bilanz und einem Nachhaltigkeitsbericht ist. Ich bin gespannt, welche Themen noch kommen werden.

Dein Unternehmen veranstaltet nicht nur das BiolebensmittelCamp, sondern auch das SpaCamp oder das NaturkosmetikCamp. Strahlt das Biolebensmittelcamp auf die anderen Camps aus? Gibt’s auf den Spa- und Naturkosmetikcamps zu Mittag und in der Früh Verpflegung in Bio-Qualität?
Wolfgang Falkner: 
Ja, angefangen hat alles mit dem SpaCamp. Das haben wir deshalb gestartet, weil wir wollten, dass in der Spa- und Wellness-Branche auch mal die Jungen zu Wort kommen und nicht nur jene, die bereits 30 Jahre Erfahrung vorweisen können. Durch die Initiative einzelner Teilnehmer ist dann auch das NaturkosmetikCamp und schließlich das BiolebensmittelCamp entstanden – aus dem Wunsch, sich offen und auf Augenhöhe austauschen. Ja und tatsächlich: die beiden letzteren Camps strahlen wieder zurück: Die Spa-Hotellerie greift immer mehr zu Naturkosmetik-Marken und beim NaturkosmetikCamp kann man erstmalig auch in einem Bio-Hotel nächtigen. Das NaturkosmetikCamp findet übrigens ebenfalls im Landgut Stober statt. Leider gibt es gar nicht so viele Bio-Hotels mit vielen Zimmern und einem großen Kongressbereich. Ich hoffe, dass hier in Zukunft auch mehr Seminar-Hotels umstellen.

Angekündigt ist auch eine Keynote „Handel mit Haltung“ von Georg Kaiser, dem Mitinhaber und Geschäftsführer der Bio Company. Dass die Bio-Branche zumindest teilweise immer noch auch eine Bio-Bewegung ist, war schon am ersten Biolebensmittelcamp spürbar. Du selbst bist nicht in der Bio-Bewegung sozialisiert, sondern gewissermaßen ein Teilzeit-Quereinsteiger. Wie unterscheidet sich denn in deiner Wahrnehmung die Bio-Branche von anderen Branchen?
Wolfgang Falkner: 
Naja, ganz so Teilzeit-Quereinsteiger bin ich nicht. (lacht) Für mich schließt sich mit dem BiolebensmittelCamp eher ein Kreis, da ich ja selbst aus einer Nebenerwerbs-Landwirtschaft im Mühlviertel komme. Und in dieser Region wurde das Thema Bio und Nachhaltigkeit immer schon großgeschrieben. Ich glaube es schadet auch nicht, wenn man auch andere Branchen sieht und erlebt. Damit hat man einen Blick von außen. Ist man immer nur in einer Welt, kann man oft die eigenen Stärken gar nicht so gut kommunizieren. Außerdem haben doch einige Teilnehmer des BiolebensmittelCamps gemeint: Es ist gut, wenn jemand das macht, der keinen Verband oder Ähnliches im Rücken hat, um einfach verschiedene Akteure, grenzüberschreitend an einen Tisch zu bringen. Und ich glaub das gelingt uns ganz gut. Ein Grundprinzip eines BarCamps ist ja auch, dass die Teilnehmer die Themen auf die Bühne bringen und nicht wir als Veranstalter. Da ist es wichtig, unvoreingenommen und offen heranzugehen. Aber natürlich: Würde ich mich nicht mit Bio identifizieren, könnte ich so eine Veranstaltung auch nicht machen.

Für mich persönlich war einer der Höhepunkte am heurigen Biolebensmittelcamp die gemeinsame Exkursion zu Bionade und zu Rother Bräu? Wird es so ein Rahmenprogramm auch in Brandenburg geben?
Wolfgang Falkner: 
Ja klar! Vor dem offiziellen Start am Freitag geht es im Rahmen der Pre-Convention-Tour zum bekannten Ökodorf nach Brodowin in Brandenburg. Hier gibt es Einblicke in die Kernthemen Bio und Demeter sowie Tierhaltung und Milchverarbeitung, aber auch in das Lieferservice Ökokorb. Die Teilnehmerzahl ist mit 25 begrenzt.

2018 findet das Biolebensmittelcamp auf dem Landgut Stober in Brandenburg unweit Berlin statt, das wie 2017 das Hotel Sturm ein 100%iges Bio-Hotel ist. Wäre ich Bio-Hotelier und wollte 2019 das Biolebensmittelcamp in mein Haus holen – was müsste ich tun?
Wolfgang Falkner: 
Für 2019 steht der Veranstaltungsort noch nicht fest. Das heißt man könnte sich als Bio-Hotel noch bewerben und wir freuen uns natürlich über gute Ideen. Neben der Bio-Küche sollte das Hotel mindestens 90 bis 100 Zimmer und Platz für 150 Teilnehmer in den Kongressräumlichkeiten bieten. Wichtig sind auch drei parallele Räume für die Sessions. Wenn die Inhaber-Familie noch dazu so engagiert mit von der Partie ist wie dieses und nächstes Jahr, dann sieht es schon recht gut aus.

Das 2. Biolebensmittelcamp finden von 16.-18. März 2018 in Berlin-Brandenburg statt. BIORAMA ist Medienpartner des Barcamps.


Weiterlesen? Ein kurzer Nachbericht zum 1. Biolebensmittelcamp im März 2017 erschien in BIORAMA Ausgabe 48 (Seite 54).

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