Bier-lokal

Beim Fußballschauen muss Bier getrunken werden. Nur – welches? Beim Bier scheint Konsumpatriotismus leicht gemacht, schmücken sich doch fast alle Biersorten mit ihrem Herkunftsort: „Ottakringer“, „Hirter“, „Puntigamer“, „Schwechater“… Wo die Zutaten wirklich herkommen, ist aber schon etwas schwieriger zu eruieren.

Mein am häufigsten konsumiertes Bier – Ottakringer – lässt zwar in offiziellen Dokumenten auch nicht 100%ig durchblicken, woher die Zutaten kommen, doch gibt die Brauerei doch Grund zur Annahme, dass die Zutaten halbwegs regional gewonnen wurden. „Heute gewinnt die Ottakringer Brauerei ihr Brauwasser für sämtliche Biere ausschließlich aus jenem Quellwasser, das der mehr als 100jährige Bierbrunnen zu Tage fördert“, heißt es in einer Firmeninfo.

In Punkto Hopfen sagt Ottakringer: „Die bekanntesten Hopfenanbaugebiete sind die bayerische Hallertau und das tschechische Saaz. Aber auch aus Österreich kommt hervorragender Hopfen, nämlich aus dem Wald- und Mühlviertel und aus der Steiermark rund um Leutschach“ (ob Ottakringer den Hopfen auch tatsächlich von dort bezieht, ist daraus nicht eindeutig abzuleiten.) Beim Gerstenmalz heißt es: „Heute liefern eigene Malzfabriken, etwa die nahe der Ottakringer Brauerei gelegene Stadlauer Malzfabrik, das Malz für die Ottakringer Biere.“ Die Stadlauer verweisen wiederum darauf, dass das nordöstliche Österreich eine der wenigen Regionen auf der Welt sei, die „durch die klimatischen Gegebenheiten des Pannonikums einen optimalen Produktionsraum für die Sommerbraugerste bieten.“ Also: Gerste, Malz, Bier – alles recht regional, bei Ottakringer zumindest.

Dass die Produktion, auch wenn regional, dennoch ziemlich ressourcen-intensiv ist, steht auf einem anderen Blatt. Laut einer spanischen Studie (zitiert in der DEFRA-Food-Impact-Studie) macht die Gewinnung und der Transport der Rohstoffe über ein Drittel des Umwelt-Impacts aus, der im Lebenszyklus des Biers anfällt. Allein der Energieverbrauch in der Brauerei trägt nochmal 30% zum gesamten Umweltimpact des Biers bei.

Problematisch bei der Rohstoffgewinnung ist unter anderem die Kultivierung von Hopfen – diese Pflanze ist schwer zu ziehen und wächst ähnlich wie Wein auf sehr langlebigen Stöcken, die ständig gegen Schädlinge verteidigt werden müssen. Schätzungen über den Pestizidverbrauch bei der Hopfenproduktion gehen davon aus, dass Hopfen pro Jahr 12-14mal mit einem Sortiment von etwa 15 verschiedenen Pestiziden gespritzt wird.

In der Brauerei wird schließlich doppelt so viel Energie aufgewendet wie bei der Rohstoffgewinnung, halb so viel wie bei der Verbreitung des Produkts. Pro Liter Bier werden etwa vier Liter Wasser verbraucht – „nicht nur zum Brauen (ein Teil des Wassers verdampft dabei), sondern auch zumReinigen der Flaschen, Fässer und Kisten“, wie die Ottakringer Brauerei in ihrer Firmeninfo bestätigt.

Verpackung und Transport machen laut einer Studie von Hospido et.al. nochmal ein Drittel des gesamt-Impacts aus. Pfandflaschen werden als die umweltfreundlichste Variante der Verpackung ausgewiesen. Wie effizient das Recycling wirklich ist, hängt natürlich auch davon ab, wie die Pfandflaschen hin und her gekarrt werden.

Auch der Impact auf der landwirtschaftlichen Seite hängt stark davon ab, wie weit die Rohstoffe reisen. „As the beer industry continues to consolidate, the number of ‚beer miles is likely to increase‘, heißt es dazu in der DEFRA-Studie. Auf der Website des EURO-Versorgers „Carlsberg“ konnte ich über die Herkunft der Rohstoffe keine Angaben finden, die Bezugsquellen von Heineken blieben mir ebenfalls verschlossen – dort hat man aber immerhin einen Sustainability Report und setzt auf nachhaltigen Anbau, whatever that means. Ich mach mir jetzt dann mal eine Flasche Ottakringer auf….

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