An der March unterwegs

Die March als Grenzfluß zwischen Niederösterreich und der Slowakei. (Foto: Denner)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Viele Wege führen nach Marchegg: für Gehlustige, für Radbegeisterte oder für PKW-Fahrende. Zu Sehen gibt es unter Schutz Stehendes, Huftiere und jede Menge Ornithologisches.

Eine Variante für Freiluftler und Muskelanstrenger ist ein Ausflug nach Marchegg mit Start im Städtchen Angern an der March, und wieder retour. 50 Minuten dauert die Fahrt vom Wiener Hauptbahnhof ins niederösterreichische Angern. Einmal angekommen, kann man sich per pedes, per Velo oder via Kanu flussabwärts bewegen und dabei das Auenreservat erleben.

Per Velo, per pedes oder via Kanu

Die kanutische Variante der Aubesichtigung braucht drei Dinge: Mindestens fünf Personen, eine Anmeldung im Voraus beim Storchenhaus in Marchegg und badetaugliche Fußbekleidung – Denn beim Ein- und Aussteigen der vierstündigen geführten Exkursion kommen die Füße nicht darum herum, kurz ins kühle Nass zu tauchen. Es lohnt sich. Bei Schönwetter, von Juni-Oktober, bietet die Fahrt auf der March einzigartige Eindrücke vom Augebiet.

Ab 5 Personen, kann die Kanufahrt auf der March inklusive Führung bestritten werden. (Foto: Egger G.)

Die March entspringt im Nordwesten von Mähren und mündet in Bratislava-Devin in die Donau (Foto: Krischel S.)

Das Wasser begleitet auch diejenigen, die, die Fuß- oder Fahrradvariante gewählt haben: In Angern muss man sich als erstes entscheiden, ob die Reise auf der einen oder anderen Seite vom Grenzfluss stattfindet. Die Fähre hilft einem dabei trockenen Fußes und Rades nach Záhorská Ves in der Slowakei zu kommen. Von dort aus führt die March-Panorama-Radroute richtung Devin. Eine Tour, die weitaus länger dauert und bei der man bedenken muss, dass die nächste Marchüberquerung ein gutes Stück hinter Marchegg liegt.

Die Überfahrt von Angern nach Záhorská Ves dauert nicht lang und ist für Fahrräder kostenlos. (Foto: Krischel S.)

Von Angern aus ins Auenreservat

Mal angenommen die Wahl der Tour fällt auf die niederösterreichische Flussseite: Zielstrebig vom Angerner Bahnhof gehts Richtung March. Der Weg ist bis Zwerndorf in Wassersichtweite, verläuft an typischen kleinen, auf Stelzen gebauten, Fischerhäuschen vorbei, ist eben, leicht urig und gut begeh- und befahrbar.

 

Am Marchufer stehen mehrere Fischerhäuschen auf Stelzen. (Foto: Krischel S.)

Der Weg am Damm ist flach, gut befahr- und begehbar. (Foto: Krischel S.)

Ab Zwerndorf ist das Areal links vom Hochwasserschutzdamm als Naturschutzgebiet ausgewiesen und der Weg führt weiter, leicht erhöht am Damm mit Blick auf Auwald, Wiesen und Felder. Das Naturschutzgebiet erstreckt sich von hier bis Marchegg über 1120 ha und liegt größtenteils im Überschwemmungsgebiet der March. Der WWF, als Miteigentümer des Schutzgebietes, bewirtschaftet die Flächen als Modellbetrieb für nachhaltige Forst- und Landwirtschaft. In den Kernzonen, den Horstschutzzonen und dem Naturwaldreservat, bleibt die Natur unberührt und die Besucher und Besucherinnen bleiben draußen. Über 100 brütende Vogelarten wie Milan, Graureiher oder Wachtelkönig haben in dem Augebiet ihren Lebensraum wiedergefunden. Rothirsche, Rehe, Wildschweine und auch der Biber streifen durch das Gebiet.

Das Naturschutzgebiet liegt größtenteils im Überschwemmungsgebiet der March. (Foto: Egger G.)

In Sachen Landschaftspflege unterwegs

Am unteren Drittel der Wegstrecke versperrt ein Gatter den Dammgästen den Weg. „Achtung Weidegebiet – betreten auf eigene Gefahr – bitte langsam fahren“ steht auf den runden Schildern links am Tor, rechts davon eine Tafel mit kurzen Benimmregeln. Auf der zirka 70 Hektar großen eingezäunten Koppel weiden Konik-Pferde, Wasserbüffel und gelegentlich Rinder und die sind allesamt nicht zum Streicheln da: Die Huftiere sind in Sachen Landschaftspflege unterwegs, wie es vor etlichen Jahren üblich war, als Großherbivoren noch die Landschaft prägten. Das Gatter lässt sich problemlos öffnen und lässt Drahtesel, Mensch und angeleinte Hunde durch. Rechts der Unterstand aus Holz, links der ehemalige Badeteich, in dem die Wasserbüffel beim Herumtümpeln ihrem Namen alle Ehre machen. Die Ganzjahresbeweidung der Fläche mit Pferden startete 2015 mit der Ankunft von sechs Konik-Stuten. Ein Jahr später wurde die Herde um drei Junghengste erweitert und in diesem Sommer, siehe da, ist der erste Nachwuchs da. Dito bei den Wasserbüffeln.

Mit Ruhe und Verstand können BesucherInnen der Herde am Wanderweg ausweichen. (Foto: Egger G.)

Stehen Pferde, Büffel oder Rinder am Weg, so liegt des Rätsels Lösung auf der Hand: In ruhigen Schritten einen großen Bogen um die Tiere machen und aus entspannter Entfernung weiter beobachten. Wegen dem Nachwuchs der Pferde- und Wasserbüffelherde heißt es umso mehr „Abstand halten“. Der Schutz der Fohlen und Kälber steht nun bei den Herden an oberster Stelle. Das Miteinander von Gästen und Grasfressern funktioniert aber, wie aus eigener Erfahrung zu berichten, sehr gut – vorrausgesetzt ein gewisser Respekt vor etwa hübschen 500kg Tier ist vorhanden.

Es ist der erste Nachwuchs der Konik-Pferde aus dem Naturschutzgebiet. (Foto: Egger G.)

Wasserbüffel sind hervorragende Schwimmer und nutzen den ehemaligen Marchegger Badeteich. (Foto: Egger G.)

Webcam im Storchennest

Weiter gehts. Raus aus der Pferdekoppel, am Damm entlang gelangt man links zur Aussichtsplattform, rechts zum Schloss Marchegg und dem Storchenhaus. Im Storchenhaus, dem Besucherzentrum des Naturschutzgebietes, kann man über eine Webcam in das hochgelegene Storchennest direkt neben dem Haus hineinschauen und die Störche beim Rasten, Füttern oder Klappern beobachten. Für Mitteleuropa einzigartig ist die Marchegger baumbrütende Storchenkolonie auf der Schlosswiese. Feldstecher helfen dabei die Aktivitäten hoch oben, in den Astnestern in den alten Eichen zu beobachten. An manchen Bäumen sind biz zu 7 Horste zu zählen. Übrigens, ein Horst kann schon mal 800kg auf die Waage bringen!

Die Hauptattraktion in Marchegg ist die baumbrütende Weißstorchkolonie. (Foto: Egger G.)

Die Störche beziehen jedes jahr aufs Neue ab Ende April ihre Sommerhorste, bis zu etwa 180 Paare treffen in den March-Thaya Auen ein. Nach dem Motto: Es gibt immer was zu tun, bauen die Vögel im Sommer an ihren „Storchenhäusern“ mit Blick auf ihr Revier und sicher vor Fressfeinden. Störche sind übrigens nistplatztreu und setzen sich, wenn nötig, mit Flügel und Schnabel gegen Fremdmieter ein. Die Störche ziehen ihre Jungen im Naturschutzgebiet groß und profitieren von dem reichhaltigem Angebot an Fröschen, Krebsen und Kleinsäugern aus den überschwemmten Wiesen. Mitte August ziehen die Meister Adebards dann gen Süden. Als Thermiksegler sind die Vögel bei ihren langen Flugstrecken zu ihren Überwinterungsgebieten in Afrika oder Asien vom Wetter abhängig.

Etwa einen Monat lang bebrüten beide Eltern ihre Eier. Nach zirka 8 Wochen werden die Jungen (meist 3-5)  flügge. (Foto: Krappel)

Der Schwarzstorch ist scheu und lässt sich eher selten blicken. (Foto: F.Hahn4Nature)

Nach der zirka 4-stündigen Wanderung oder 1,5-stündigen Fahrradtour gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder retour nach Angern oder die kürzere Variante nach Marchegg/Bahnhof und auf Schiene wieder  nach Wien. Zugegeben, die Zeitangaben sind sehr individuell, abhängig von Rad oder Schuhwerk, von der Länge der Jausenzeromie und können gut und gerne von den Angaben von „Googlemaps“ oder  „von a nach b“ abweichen. Am besten man plant ausreichend viel Zeit mit ein. Passionerte Autofahrer oder Fahrerinnen können das Storchenhaus Marchegg im Schloss natürlich auch direkt anfahren und auf den drei Rundwanderwegen das Naturschuztzgebiet erkunden.

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