Afterwork am Bauernhof – eine Landpartie

Afterwork am Bauernhof 160520 - Conny (21)

Bild: ÖKL

Am 20.Mai 2016 lud das ÖKL erstmals zum „Afterwork“ der etwas anderen Art ein und rund 30 interessierte StädterInnen fanden sich zu einer Spritztour – raus aus der Stadt und rein ins ländliche Abenteuer – zusammen!

Eine lustige Landpartie zurück zu den Wurzeln unseres Essens und rein in die Genusswelten unserer heimischen Landwirtschaft! In acht Stunden Stadtflucht traten die StädterInnen mit den Landwirtinnen in direkten Dialog, lernten unterschiedliche Betriebe kennen und erlebten die österreichische Landwirtschaft hautnah. Wie viele Heuballen frisst eine Kuh pro Tag? Warum braucht der Bauer bunte Blumen- und Blühstreifen inmitten seiner Getreidefelder? Und, was macht einen guten Jahrgang im Weinbau aus?

Der Weg vom Stall und Feld auf unser Teller – Ein Dreiakter

Von den LandwirtInnen selbst geführt erlaubte uns diese Landpartie tiefe Einblicke in den bäuerlichen Alltag dreier Betriebe, die unterschiedlicher nicht sein könnten! Wir starteten unseren gemeinsamen Afterwork-Ausflug am Biohof Edibichl, dem ersten Bio-Bisonhof Österreichs und durften einen Blick hinter die Stalltüren von Bison, Fleckvieh und Wollschwein werfen. Weiter ging es zum konventionellen Ackerbaubetrieb von Rudolf Schmid, wo wir auf dem Feld die unterschiedlichen Getreidekulturen und den Unterschied zwischen Bio und konventionell hautnah kennenlernten. Zu guter Letzt besuchten wir den Bio-Weinbaubetrieb Gassl-Wasinger, wo wir nach einer kleinen Wanderung durch die Weingärten das Afterwork bei einem Gläschen Wein ausklingen ließen.

Afterwork am Bauernhof 160520 - Conny (06)

Bild: ÖKL

  1. Akt – Die Geschichte der heimischen Bio-Bisons

Fürchterlich groß, vor Kraft strotzend und gleichzeitig so kuschelig, gemütlich grasend – so stehen die Bisons vom Biohof Edibichl auf ihrer Weide und bringen so manchen Gast zum Staunen. Wie kommen diese „Exoten“ wohl zu uns nach Österreich?

Die Familie Edibichl beschloss 2015 sich auf ihrem Biohof einer ganz besonderen Tierart zu widmen: dem ursprünglich in Amerika beheimateten Bison. Ihre ersten Bisons bekam die Familie nach anfänglichen Schwierigkeiten vom Tiergarten Schönbrunn und seitdem wächst die Herde stetig an. Die biologische Bisonzucht ist zwar grundsätzlich mit einem höheren Aufwand beispielsweise in der Beschaffung spezieller Futtermittel verbunden, das Bisonfleisch hat jedoch auch einen durchschnittlich viermal höheren Preis wie Rindfleisch. Das Geschäft mit den Bisons rechnet also! Besonders die veredelten Bisonfleischprodukte aus dem hauseigenen Hofladen kommen bei den KonsumentInnen sehr gut an und schmecken besonders gut, wie die StädterInnen in einer kleinen Verkostung selbst erleben bzw. „erschmecken“ durften!

Die Entscheidung Bio zu produzieren fällte die Familie Edibichl bereits viel früher und der Grund dafür war eigentlich ganz einfach: „Wir wollten unser Essen selber produzieren, damit wir auch wissen wo’s herkommt!“. Neben den Bisons findet man am Biohof Edibichl auch noch Wollschweine, Fleckvieh, Ziegen, Gänse und Jungputen. Bei einer Stallerkundung konnten die Stadtleut‘ die Lebens- und Wohnräume sowie deren Essgewohnheiten der Tiere kennenlernen. Wussten sie zum Beispiel, dass eine Kuh insgesamt 40 kg Heu, also 4 ganze Heuballen, und 100 Liter Wasser pro Tag zu sich nimmt?

Vielfalt statt Einfalt ist das Motto der Familie Edibichl und diese Vielfalt spiegelt sich auch in den vielfältigen Produkten ihres Hofladens wieder: Bison Rohschinken, Wollschwein Speck, selbstgebackenes Bio-Brot, Käsebällchen und Gupferlkäse, Bio-Eier und Schnäpse. Eine wahre Gaumenfreude!

Afterwork am Bauernhof 160520 - Eva (27)

Bild: ÖKL

  1. Akt – Die Geschichte von bunten Kulturlandschaften

Weiter ging es zu den konventionellen Ackerkulturen von Rudolf Schmid, welcher uns bei einer Fahrt durch seine Felder seine Ackervielfalt und sein ganz persönliches „Menü“ vorstellte: ein zünftiges Vollkornbrot als Vorspeise (Roggen), Spagetti zum Hauptgang (Hartweizen), dazu ein kühles Glas Bier (Sommer- und Wintergerste) und zur Nachspeise die volle Süße der Zuckerrüben. Rudolf Schmid ist stolz auf sein Mosaik an Futtergetreidekulturen und weist darauf hin, dass diese Vielfalt gerade in den landwirtschaftlichen Gunstlagen immer weniger wird. Durch den landwirtschaftlichen Strukturwandel und die Intensivierung wird die Kulturlandschaft zunehmend monotoner und ausgeräumter. Strukturen wie Hecken und Obstbäume oder einfach das Nebeneinander unterschiedlicher Getreidesorten gehen verloren. Dies führt nicht nur zu einer strukturellen Verarmung der Landschaft für die Tierwelt sondern auch zu einer Verschlechterung der Bodengesundheit.

Zwischen den Getreidekulturen von Rudolf Schmid sticht ein bunt blühender Streifen mit unterschiedlichen Kleesorten und Ackerunkräutern hervor. Was machen wohl diese Blumen hier inmitten der Ackerkulturen? Sogenannte Blühstreifen sind im Rahmen der europäischen Agrarpolitik seit 2015 verpflichtend auf 5% der bewirtschafteten Fläche anzulegen und leisten einen wichtigen Beitrag zu einer umweltgerechten Landwirtschaft. Sie schauen nicht nur schön aus, sondern erweisen sich auch im Hinblick auf die Bodengesundheit und einen effizienten Nährstoffkreislauf als sehr hilfreich. Zudem bieten die Blühstreifen Nahrung für Bestäuberinsekten, Wohn- und Nistplatz für Kulturlandschaftsvögel und Rückzugsgebiete für andere Säugetiere. Im Blühstreifen leben außerdem zahlreiche Nützlinge, welche besonders wichtig für eine biologische Schädlingsbekämpfung sind und sich sehr positiv auf die angrenzenden Feldfrüchte auswirken!

Afterwork am Bauernhof 160520 - Martina (132)
  1. Akt – Die Geschichte vom Bio-Wein über den Dächern Wiens

Idyllische Weingärten über den Dächern Wiens erwarteten die StädterInnen auf dem Bio-Weinbaubetrieb Gassl-Wasinger in der Thermenregion Niederösterreich, Maria-Enzersdorf. Das milde, pannonische Klima, die lehmigen Böden und die südseitige Lage lassen die Trauben nur so gedeihen und bringen standorttypische Sorten wie Rotgipfler und Zierpfandler in bester Trauben- und später Weinqualität hervor.

Die Weingärten am Betrieb Gassl-Wasinger werden in Harmonie mit der Natur bewirtschaftet und mit größter Sorgfalt gehegt und gepflegt. Es werden keinerlei Handelsdünger oder Pestizide eingesetzt, sondern auf die Kraft der Natur gesetzt. Natürliche Bodengesundheit wird hier am Betrieb ganz besonders großgeschrieben! Die Streifen zwischen den Rebstöcken sind begrünt und erstrahlen in voller Blütenpracht. So wird dem Weingartenboden ausreichend Energie und Nährstoffe zugeführt. Natürliche Hilfsmittel wie Tees aus Brennnessel und anderen Kräutern verschaffen die nötige Abhilfe gegen Schädlinge. Biologische Helferleins wie Marienkäfer, Segelfalterraupen oder Regenwürmer sind im Weingarten herzlich willkommen und werden sehr geschätzt. Dennoch gibt es im Bioweinbau auch schwierige Herausforderungen wie die beiden Weinbauern betonen. Der Mehltau, eine durch Pilz verursachte, recht vielfältige Pflanzenkrankheit, macht den Rebstöcken und den Landwirten das Leben schwer! Durch gezielten Einsatz von Schwefel und Kupfer können solche Krankheiten jedoch auch im Bioweinbau verhindert und die Weinernte gesichert werden.

Nach einem Spaziergang durch die Weingärten und einer Einführung in das Einmaleins der Pflanzenaufzucht im Weinbau geht es für die städtische Runde zum gemütlichen Ausklang in den Weinbau-Heurigen der Familie Wasinger, wo das Weinwissen im Rahmen einer kleinen Verkostung auch praktisch vertieft werden konnte.

Eine lustige Landpartie neigt sich dem Ende zu und die StädterInnen kehren in ihr gewohntes Umfeld zurück! Vom nächsten „Afterwork am Bauernhof“ darf jedoch bereits geträumt werden und das ÖKL freut sich schon jetzt auf die nächste Landpartie mit Ihnen!

 

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