Allergiker Café: Süßes für Alle

Allergiker-Café

Wo bis vor kurzem Kebabs über den Ladentisch gingen, eröffnen Margret und Franka Rothaug im August ein Kaffeehaus, in dem Nahrungsmittelintoleranz kein Fremdwort ist: das Allergiker Café.

Das Allergiker Café bietet Süßes, Saures und Salziges, einen Mittagsteller solange der Vorrat reicht, Biere, Weine, Schaumweine und Cidres speziell für Allergikerinnen und Allergiker. Die schmackhaften Köstlichkeiten sind frei von künstlichen Aromen und Geschmacksverstärkern, Gluten, Laktose, Nüssen oder Ei, sind fruktose- und histaminarm – alle Speisen sind gekennzeichnet. Um die Tage bis zur Eröffnung zu überbrücken, hat BIORAMA Mutter und Tochter Rothaug im noch nicht ganz fertigen Café besucht.

Mutter+Tochter

Franka und Margret Rothaug

BIORAMA: In Europa leben angeblich 80 Millionen Allergikerinnen und Allergiker – eine riesige Zielgruppe also. Wie kamt ihr auf die Idee ein Café für Allergiker aufzumachen?

Franka Rothaug: Ich habe vor vier Jahren im Zuge meines Diploms an der Universität für Angewandte Kunst ein fiktives Kaffeehaus für Allergiker geplant. Bei meinen Recherchen bin ich darauf gestoßen, dass Zöliakie oft gekoppelt ist mit Laktoseunverträglichkeit und Histaminintoleranz. Meine Mutter, die selbst Zöliakie hat, und ich begannen zu experimentieren und haben recht bald sehr viele und immer mehr gute Torten entworfen. Es hat sich herumgesprochen und viele Leute sind auf uns zugekommen und haben gefragt, ob wir das nicht umsetzen wollen. Ich selbst habe seit zwei Jahren Diabetes, das hat zwar mit Allergien nichts zu tun, es ist dabei aber trotzdem praktisch, wenn man weiß, was drinnen ist.

Allergikercafé_Logos

Gibt’s für euer Café internationale Vorbilder oder seid ihr ein Pionierprojekt?

Franka Rothaug: Ich habe 2010 diplomiert, da gab es kaum Vergleichbares – einzig in New York fand ich eine glutenfreie Bäckerei. In den letzten Jahren hat sich allerdings viel getan!

Klassische Melange und Apfelstrudel – werden Gäste da bei euch fündig? Und schmeckt es im Allergiker Café anders?

Franka Rothaug: Eine klassische Melange gibt es auf jeden Fall! Apfelstrudel haben wir bis jetzt noch keinen, aber wir haben Sachertorten, Mohntorten und andere klassische Wiener Torten. Wir verwenden keine Zusatzstoffe und nur qualitativ hochwertige und natürliche Produkte. Hier schmeckt man den Unterschied zu herkömmlichen Torten. Jede Torte wird händisch gemacht, dass sie glutenfrei ist, schmeckt man dabei nicht. In herkömmlichen Konditoreien wird unter Umständen dieselbe Küche für glutenhaltige und glutenfreie Produkte verwendet. Unsere Küche ist komplett frei von Gluten oder Nüssen.

Wie finden sich Menschen zurecht im Dschungel der Unverträglichkeiten und Inhaltsstoffangaben?

Franka Rothaug: Bei all unseren Produkten steht drauf, was drinnen ist. Wir haben ein Symbol für eifrei und ein Symbol für milchfrei. Alle Produkte sind laktosefrei, wobei laktosefrei nicht milchfrei bedeutet! Wir verwenden laktosefreie Milch und für manche Produkte verwenden wir auch Mandelmilch. Wir verwenden keine Sojamilch oder Soja generell. Wir haben ein paar milchfreie Mehlspeisen, aber komplett vegan ist wenig. Milch- und eifrei in einem ist deshalb selten möglich, da Gluten ein Klebeeiweiß ist und man ein Bindemittel braucht.

Eure Speisen haben alle klingende Namen. Haben euch echte Menschen zu den Kreationen inspiriert?

Franka Rothaug: Teils teils. Es gibt viele Namen, die haben einen bestimmten Klang, eher warm, eher kalt, wie die Speisen auch. Oftmals passt ein Name einfach. Ich selbst kenne keine einzige „Eila“ oder „Mariska“, aber die Torten-Schiffchen z.B. sind nach jemandem benannt.

Mariska

Torte Mariska.

Was sind eure persönlichen Favoriten?

Franka Rothaug: Das kommt immer auf die Stimmung an. Sehr beliebt bei uns ist der Max, eine Schoko-Espresso-Torte. Es ist auch eine der beliebtesten Torten im Sortiment – wir haben schon einige Max-Hochzeitstorten fabriziert. Ich selbst mag den Herrn König sehr gern. Im Sommer – die Zeit ist jetzt schon fast vorbei – ist Eila schön erfrischend. Eine Eila wird es im Winter bei uns nicht geben, die gibt’s dann, wenn die Himbeeren reif sind.

Ihr verarbeitet also hauptsächlich saisonales Obst?

Franka Rothaug: Ja hauptsächlich. Manche Beeren werden tiefgekühlt, wie die Heidelbeeren für die Amanda, aber frisches Obst hat Vorrang. Ein Blaubeerkuchen im Winter ist auch was Feines, aber hauptsächlich arbeiten wir saisonal.

Amanda

Das ist Amanda.

Kuchen_Vitrine

Bild: Allergiker Café

Woher bezieht ihr eure Zutaten?

Franka Rothaug: Wir haben sehr viele verschiedene Lieferanten. Einiges bestellen wir beim Biohof Adamah, Weine beziehen wir direkt von den Weingütern.

Margret Rothaug-Pasteiner: Weine, die uns schmecken, lassen wir selbst auf den Histamingehalt überprüfen. Bei der Auswahl unserer Lieferanten schauen wir darauf, dass sie möglichst biologisch arbeiten und in der Nähe sind. Manchmal ist es schwierig, laktose- und glutenfreie Zutaten zu finden. Wir haben viel recherchiert und einige Testungen vorgenommen.

Die einzige Allergie, die man bei euch nicht haben darf, ist eine Allergie gegen Hundehaare, nicht?

Franka Rothaug: Ja, dafür dürfen aber auch intolerante Hunde zu uns kommen, gibt’s ja auch oft! (lacht) Unser Hund Lunt wird nicht immer da sein. Es gibt genug Orte, an die man gehen kann, wenn man eine Tierallergie hat – uns geht’s um Nahrungsmittelintoleranzen und -allergien.

Wie sieht eure Arbeitsteilung aus, strikte Aufgabenverteilung oder arbeitet ihr gemeinsam an euren Werken?

Franka Rothaug: Wir haben eine recht klare Aufteilung. Meine Mutter hat die Macht über die Torten und ich bin hier vorne im Gastraum.

Berit

Berit, die Cake-Pop-Lady.

Allergiker Café
Wien, Wiedner Hauptstraße 35

Öffnungszeiten:
Mi–Fr 9.30–20.00 Uhr
Sa 10.30–17.00 Uhr

Eröffnung ist am Freitag, 22. August ab 14.00 Uhr

www.allergikercafe.at
www.facebook.com/AllergikerCafe

 

Übrigens: Die Cover-Torte, die unserer Hochzeits-Ausgabe schmückt, ist eine Rothaug-Kreation. Hier gibt’s das Rezept – natürlich glutenfrei, laktosefrei, nussfrei!

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