Wohnen im Mini-Haus

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Ein Bühnenbildner hat Q-Box entwickelt, ein nachhaltiges und modulares Wohnkonzept im Klein-Haus-Format. 

Am liebsten hätte Maurus Mosetig ja eine Behausung mit runden Formen geschaffen. Schließlich hat sich der Bühnenbildner dann doch für eine viereckige Schachtel zum Wohnen entschieden. Der Erfinder der Q-Box über den Nachhaltigkeitsaspekt dieser Art des Wohnens, warum er die Vielseitigkeit von Containern schätzt und wie er mithilfe der Q-Box die Welt ein klein wenig besser machen will.

Wie wird man vom Orchestermusiker, Regisseur und Bühnenbildner zum Architekten?

Maurus Mosetig: Bühnenbilder habe ich nicht nur entworfen, sondern oft auch selbst gebaut, denn mir liegt diese Verbindung von Kreativität und Umsetzung, von Gestalten und Schaffen. Einige Jahre habe ich auch nach Kundenwunsch Möbel gebaut, danach war ich wieder in meinem ursprünglichen Tätigkeitsbereich als Bühnenmeister bei der Zelt Tournee Produktion CATS eineinhalb Jahre in Deutschland und Österreich unterwegs. Wir waren mit einem Zirkuszelt für 2000 Zuschauer und 70 Container für Werkstätten, Technik, Garderoben und Catering unterwegs. Da habe ich die Vielseitigkeit von Containern kennen und schätzen gelernt. Gleichzeitig waren wir in der gesamten Zeit in Hotels untergebracht und da habe ich mich damit auseinandergesetzt, dass ein 25m² großer Raum, praktisch und multifunktional eingerichtet, eigentlich den Platzansprüchen durchaus genügen kann. Nach der Tournee wollte ich mich wieder selbstständig machen und etwas schaffen, aber mein Anspruch war: es musste die Welt ein klein wenig besser machen. Da jeder Mensch einen guten Lebensraum braucht, war die Idee geboren worden, Wohnmodule auf Basis von Containerstahlrahmen, aber nachhaltig mit baubiologisch wertvollen Materialien auszubauen.

Mobil, modular und nachhaltig – was ist das Besondere an der Q-Box?

Mobil bedeutet, die Einzelelemente (ausgebaute und gedämmte Containerstahlrahmen) können wieder getrennt, auf einen oder mehrere LKWs verladen und am neuen Bestimmungsort genau gleich wieder aufgebaut werden. Das Haus ist dadurch nicht mehr mit Grund und Boden verbunden und kann davon losgelöst verkauft, weitergegeben oder eben behalten und verpflanzt werden, immer mit der gesamten Inneneinrichtung, sogar die Kasteninhalte können am Originalplatz verbleiben und so mitübersiedelt werden.

Modular bedeutet, dass die Grundkonstruktion durch zusätzlich ausgebaute Rahmen den Bedürfnissen entsprechend erweitert oder auch reduziert werden kann. Diese Möglichkeit muss allerdings schon bei der ursprünglichen Planung wegen Anschlüssen und Einbauten bedacht werden. Dann aber steht es Menschen offen, mit der Basisversion von zwei Modulen zu starten und später diese z.B. durch zwei Module in der Länge oder in der Höhe zu erweitern.

Was bedeutet für Sie nachhaltiges Wohnen?

Nachhaltigkeit beim Wohnen ist für mich genauso wichtig wie biologische Nahrung aus meiner Umgebung oder natürliche und fair produzierte Kleidung, am besten wenn ich den Erzeuger selbst kenne. All das umgibt mich, ist mir nahe, schützt und nährt mich. Der Nachhaltigkeitsaspekt bei der Q-Box besteht darin, mit möglichst wenig Wohnraum auszukommen und diesen vorhandenen Raum so zu strukturieren, dass alle Teile des Raums wie auch die Möbel nicht nur eine Funktion oder Nutzung haben, sondern vielfach und verschieden genutzt werden können. Nachhaltig ist auch der Einsatz der Materialien, aus denen die Q-Box aufgebaut ist. Alle können getrennt, wieder verwertet oder recycled werden und die Energiebilanz wird über den gesamten Lebenszyklus der Materialien mit Faktoren wie Transportwegen, eben der umfassend gewerteten „graue Energie“ betrachtet. Ein weiterer wichtiger Faktor der Nachhaltigkeit ist die Unbedenklichkeit der Inhaltsstoffe, Abwesenheit jeglicher Schadstoffe und Verwendung baubiologisch wertvoller Materialien.

Inwiefern profitiert man vom Wohnen in der Q-Box?

Die Q-Box ist mobil, obwohl sie ein richtiges Haus auf Niedrigst-Energieniveau ist. Außerdem ist sie flexibel in Bezug auf Größe oder Kleinheit, schlicht und unaufdringlich in ihrer Erscheinungsform, eine behagliche Hülle aufgrund ihrer baubiologisch wertvollen Materialien und der Versuch, selbstbestimmtes Wohnen und verantwortungsvollem Umgang mit den Ressourcen in Einklang zu bringen.

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Wo gab es bei dem Bau der Behausung Schwierigkeiten?

Schwierig war und ist beim Bau des Prototypen, jeden Handgriff und Schritt mindestens zweimal machen zu müssen, da zwar auf Vorhandenes zurückgegriffen werden kann, jedoch in Verbindung und Kombination oft Neues geschaffen werden muss. Da dies auch die Vorarbeit und Vorbereitung für eine Serienproduktion ist, ist es wichtig, die effizienteste Umsetzung mithilfe von Ausprobieren zu finden. Vieles lässt sich am Computer planen, stellt in der Realität aber neue Herausforderungen dar und ein Zeitplan lässt sich überhaupt nicht einhalten. Also gilt der Denkansatz „der Weg ist das Ziel“ und alles braucht eben solange es braucht und das in unserer termingeprägten Zeit.

Die Q-Box gibt es in dieser Form bislang nur in der Seestadt Aspern. Warum haben Sie diesen Standort dafür gewählt?

Der Platz, den ich in der Seestadt Aspern nutzen kann, wurde von der 3420- Seestadtentwicklungsgesellschaft der Transition Base Vienna für einige Jahre zur Verfügung gestellt, um im Sinne eines „urban labs“ modellhaft Experimente für zukünftige Lebens- und Wohnformen, in Form eines Abenteuerspielplatzes, Mikrodorfs oder Erlebnisparks der Nachhaltigkeit durchzuführen. Ich bin eingeladen worden, in diesem Kontext die Q-Box als eigener Unternehmer  zu entwickeln und hier beim Bau des Prototypen Erfahrungen und Lösungsansätze für eine spätere Serienproduktion zu sammeln. Hier kann ich diese visionäre Wohnform in einem stadtnahen naturbelassenen Umfeld Interessenten und Neugierigen präsentieren.

Ist die Q-Box für Menschen schon bewohnbar?

Die Q-Box ist in dieser Form eine Art alternatives Musterhaus, um die Qualitäten eines modernen, nachhaltigen und energieeffizienten Minihauses mit allen Sinnen zu erfahren und durch die Möglichkeit des Probewohnens auch auszuprobieren. Ansprechen soll die Q-Box, und hier besonders im Zusammenhang mit Crowfunding, als „open source“-Projekt Menschen, die ein solches Minihaus (im Sinne des „tiny house movements“) unter Einbeziehung meiner Erfahrungen und Lösungsansätzen nachbauen wollen. Zugleich ist dies die erste Öffentlichkeitsarbeit, um auch Kunden für den Kauf einer Q-Box Version zu interessieren. Menschen, die genauso eine Wohnform suchen, aber nicht die Möglichkeiten oder Fähigkeiten zum Selbstbau haben.

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Den größten Teil der Q-Box haben Sie und ihre Partnerin selbst finanziert. Worin sehen Sie den Vorteil von Crowdfunding?

Neben der zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeit bietet das Crowdfunding auch die Möglichkeit, die Idee der Q-Box weiter zu verbreiten und so hoffentlich eine sehr aktive Community zu schaffen.
Mit der finanziellen Unterstützung durchs Crowdfunding werden die Materialien für die maßgeschneiderte und selbstgebaute multifunktionale Inneneinrichtung, die Wasser- und Stromversorgung, die Ausgestaltung und Einrichtung des Sanitärbereichs und eine Trockentrenntoilette angeschafft. Da die Q-Box auch als autarke Wohnform konzipiert werden kann, soll diese Finanzierung auch in den Ausbau der Warmwassergewinnung und der alternativen Stromversorgung über Solarmodule, Sonnenzellen und eventuell noch einen Windgenerator fließen.
Im Gegenzug für diese Unterstützung erstelle ich das Q-Book, eine digitale Bauanleitung für die Q-Box, die alle Details, Materialien, Bezugsquellen, Stücklisten, Berechnungen, Pläne, Tipps, Tricks und Fehlermöglichkeiten enthält und jedem die Möglichkeit gibt die Q-Box als „open source“ Projekt selbst zu bauen.

Wohnung, Haus, Boot und sogar Wohnwagen – jeder hat seine liebste Art, zu wohnen. Was ist ihr Favorit bei der Wahl des Eigenheims?

Das „Unterwegssein“, Reisen in der Welt und die damit wechselnden Unterkünfte sind eine von mir sehr geschätzten Art des Wohnens. Und da noch einmal die Steigerung des Reisens in einem Wohnmobil, wo ich mein kleines Haus mit allem, was ich brauche dort hinstellen kann, wo es mich hinzieht. Vorausgesetzt, es ist in diesem Land einigermaßen erlaubt und vornehmlich an atemberaubenden Plätzen in der Natur. An so einem Platz könnte ich dann auch für eine längere Zeit zur Ruhe kommen, natürlich mit meiner Q-Box.

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