Jetzt in Wien: Marktwirtschaft

Bild: Pia Gärtner

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Wien bekommt einen Indoor-Food-Market, mitten im siebten Bezirk. Dort wird es Regionales, Saisonales und Bio-Lebensmittel geben – und obendrein ein Restaurant. Wir haben uns die Baustelle kurz vor der Eröffnung angesehen. 

Mitten im siebten Bezirk, da wo sich Wien ein bisschen so anfühlt wie eine große Matcha-Bar mit Gratis-WiFi, und man den Leuten auch auf der Straße ihr Vintage-Mobiliar anzusehen glaubt, wird aktuell gebohrt, gehämmert und geschraubt. Denn es eröffnet in diesen Tagen die Marktwirtschaft. In der Siebensterngasse 21 – früher wurde hier Sushi verkauft – sperrt Wiens erster Indoor-Food-Market auf. Zum Großteil regional oder bio, ganz bestimmt aber originell. Ein Foodtempel von Foodisten – das Konzept haben Nina Mohimi und Dani Terbu von der Coolinary Society mitentwickelt – für Foodisten. Da gibt es frisches Obst und Gemüse vom Biohof Rapf, Käse aus Österreich von Pöhl und Käse aus der Schweiz von Jumi. Das Brot stammt aus den Öfen der Biobäckerei Gragger und das Fleisch aus der Fleischerei Dormayer. In der Marktwirtschaft wird es allerdings nicht nur dauerhafte Stände dieser festen Kooperationspartner geben. Zum Markt-Konzept gehört es auch, wechselndem, saisonalem Angebot ausreichend Platz zu bieten. Deshalb können kleine Marktstände für einzelne Wochen gemietet werden. Bedingung: es werden Lebensmittel angeboten. Als einziger Anbieter von nicht Essbarem ist Geschirr-Hersteller Riess vertreten.

Im hinteren Teil des großen Lokals wird gekocht, gemixt und probiert. Dort eröffnet das Restaurant mit dem irgendwie poetischen Namen Die Liebe in der Marktwirtschaft. Dafür hat sich ein Team gefunden, das viel Expertise mitbringt. Kochen wird Alfred Schoch, ehemals Küchenchef des Restaurants Edvard im noblen Hotel Hansen Kempinski an der Ringstraße. Für die hausgemachten Limos, Longdrinks und Cocktails an der Bar ist Hubert Peter verantwortlich. Der ist in der Wiener Bar-Szene kein unbekannter und hat zuletzt im Kussmaul am Spittelberg mit selbst angesetzten Likörkreationen von sich Reden gemacht. Erfahrung im Restaurantbetrieb bringt auch Jürgen Bauer mit, der sein ganzes Leben als Wirt und Event-Gastronom tätig ist. Das Konzept des Ganzen haben Julian Steindorfer und David Kreytenberg entwickelt. Ersteren kennt man zum Beispiel von Ohne. Letzteren kennt man als Veranstalter der allsommerlichen Albert&Tina Events oder als Kopf hinter dem (gescheiterten) Club Jessas. Und richtig: auch für BIORAMA hat David Kreytenberg schon gearbeitet. Das soll an dieser Stelle nicht verheimlicht werden.

Bild: Pia Gärtner

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„Wir wollen leistbar sein“

Das Restaurant die Liebe geht eine Woche später als die übrige Marktwirtschaft an den Start, am 17.11. wird eröffnet. Und als was genau? Als Ort zum Probieren, Teilen und Genießen, erklärt Julian Steindorfer. „Wir haben versucht, die Karte so zu gestalten, dass wir das Marktkonzept darin aufgreifen. Das heißt, die Leute in Interaktion zu bringen, zum Teilen anzuregen und zum Probieren. Deshalb haben wir gesagt, wir machen Tapas. Das ist sozusagen unsere Signature. Allerdings nicht diese klassischen, spanischen, mediterranen Tapas, sondern kleine Portiönchen, die gut zum Teilen sind. Das soll auch einen Street-Food-Charakter haben. Aber eben mit dem Background eines Sternekochs.“

Die Zutaten in der Restaurantküche sollen sich an das Angebot des Marktes im vorderen Teil der Marktwirtschaft anlehnen. „Wir wollen immer bio, regional, saisonal sein. Aber wir machen’s nicht zum Dogma. Schließlich wollen wir leistbar sein, und es zählt die Qualität. Im Zweifelsfall kann Billig-Bio die schlechtere Wahl sein als nicht zertifizierte regionale Ware. Wir wollen einfach nicht mit plakativen Begriffen um uns werfen.“

Bild: Pia Gärtner

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Ein Blutwurst Corndog?

So soll beispielsweise das Fleisch von Blutwurst-Weltmeister Dormayer, das es in der Marktwirtschaft zu kaufen gibt, auch auf der Speisekarte des Restaurants seinen Platz finden. Und zwar in der Form eines Blutwurst Corndogs. Blutwurst-Corndog? „Das ist ein klassisches amerikanisches Fastfood. So ähnlich wie eine Frankfurter mit Mais-Teig drum herum. Das machen wir dann in klein und mit Blutwurst.“

Bei der Getränkeauswahl wird eine „klare Kante gefahren“, wie Steindorfer erzählt. Heißt: es gibt keine zugekauften Limonaden. Alles wird nach Möglichkeit selbst gemacht: Ginger Beer, Limonaden, Tonic Water. „Wer bei uns einen Gin Tonic bestellt, bekommt einen österreichischen Gin mit einem selbst angesetzten Tonic.“ Dafür hat man sich schließlich Bar-Chef Hubert Peter mit ins Boot geholt.

Der Anspruch, leistbar zu bleiben, bedeutet für die Macher des Restaurants, Tapas für 4,50 bis 7,- EUR anzubieten. Mit drei bis vier Portionen soll man satt werden. Und wem es geschmeckt hat, der kann einige der Zutaten im Markt gleich für zuhause mitnehmen.

Ein Konzept, das aufgehen könnte. Wir sind gespannt.

Marktwirtschaft
Siebensterngasse 21,
1070 Wien
Website

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