Yes We Do – Hannes Offenbacher im Interview

Hannes Offenbacher Bild: (c) Oleks Hnatenko

Hannes Offenbacher
Bild: (c) Oleks Hnatenko

Nachhaltiger Wandel durch das Aufzeigen viele positive Beispiele – das ist das Konzept von Yes We Do. Auf der Website www.ywd365.com wird jeden Tag ein neues Projekt vorgestellt, das sich mit einer ambitionierten Idee für mehr Nachhaltigkeit einsetzt. Die Projekte werden im Web weiterverbreitet und sollen so möglichst viele kreative Zukunftsprojekte inspirieren. BIORAMA im Gespräch mit Hannes Offenbacher – einem der Initiatoren von Yes we Do.

 

BIORAMA: Mit dem Mehrblick-Ideenstudio hast du sicher genug Projekte und Arbeit. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die Yes We Do-Website zu eröffnen?

Hannes Offenbacher: Wir arbeiten schon viele Jahre im Bereich der Grenze zwischen Unternehmertum und Nachhaltigkeit. Bisher ging es hauptsächlich um Vernetzung und darum, Interessierte zu gewinnen. Da wird man oft nach konkreten Beispielen gefragt, vor allem nach solchen, die schon am Markt funktionieren. Nur so kann man andere inspirieren. Die Idee gibt es schon länger, seitdem wir mit Engarde den richtigen Partner gefunden haben, konnten wir Yes We Do auf einen professionellen Level heben und eine Impulswirkung erzeugen. Das Projekt ist umfangreich, daher von Kosten- und Arbeitsaufwand schon eine Herausforderung. Aber wir haben so die interne Regel: jedes Jahr ein neues Projekt. Das ist wichtig um nicht einzurosten!

Der Name erinnert an Obamas „Yes we can“. Warum war das eine Inspiration?

Das Projekt soll nicht unbedingt einen Grünanstrich haben. Es ist eine Mischung aus Start-up und amerikanischer Partei, soll aufs „Machen“ konzentriert sein und nicht nur die Nachhaltigkeitsaffinen ansprechen sondern möglichst viele begeisterte Umsetzer. Das „Yes we can“ war zur Zeit der Projektentwicklung einfach omnipräsent. Es ist ein guter Aufhänger, der motiviert und positiv ist, aber am Schluss ist immer entscheidend wer etwas umsetzt. „Tun statt Können“ sozusagen – das Bewusstsein ist ja schon großflächig vorhanden, aber der intellektuelle Diskurs soll einen Schritt weitergeführt werden und die Menschen inspirieren Projekte zu starten, egal wie klein der Umfang sein mag.

Denkst du, es gibt genug gute Projekte, um jeden Tag ein neues vorzustellen? Bekommt ihr genügend Einsendungen?

Wir achten auf eine gute Mischung – es sollen sehr kleine aber auch große Projekte, die viel bewegen dabei sein. Dabei kommt eine Vielfalt zustande, die sogar uns überrascht. Wichtig ist immer, dass die Ideen nicht nur theoretisch sind, sondern jetzt schon eine Wirkung haben. Wir könnten dabei sicher noch mehr Einreichungen brauchen. Ungefähr die Hälfte der Projekte müssen wir suchen und vorstellen, das macht natürlich viel Arbeit, bringt aber internationale Projekte ein, die einen wirklichen „Wow-Effekt“ haben. Überraschend war, dass vor allem in den USA die spannendsten Projekte zustande kommen, das liegt vielleicht an dem Innovations- und Unternehmergeist in Amerika. Dort gibt es einfach mehr pragmatische Lösungszugänge, wir hinken da in Österreich und Europa etwas nach. Uns fehlt einfach die Entrepreneurship-Kultur.

Welches ist dein Lieblingsprojekt?

Das ist schwierig zu sagen. Es gibt viele Projekte, die tolle Ideen sind. Von den österreichischen Einreichungen hat mich zum Beispiel die Schafaktie besonders beeindruckt, weil die Idee skurril und raffiniert zugleich ist. Ein Verein in Burgenland hat sich da engagiert – dort gibt es viele landwirtschaftliche Flächen, die nicht bewirtschaftet werden, weil sie zum Beispiel eine schwierige Hanglage haben. Ein anderes Problem sind Schafbauern, die kleine Herden haben und unter dem Preisdruck und unter schwankenden Abnehmerzahlen leiden. Das Projekt kombiniert diese beiden Aspekte – man kann beim Verein Schafaktien kaufen, die sehr hoch fix verzinst werden aber nicht in Form von Geld sondern als Schaf-Fleisch. So kann der Bauer planen und hat Sicherheit, gleichzeitig kann er mit den Herden die brachliegenden Flächen bewirtschaften. Es ist simpel, kommt ohne riesigen technischen Fortschritt aus, aber ist sehr effektiv, das finde ich beeindruckend.

Was erwartet den Gewinner mit der besten Projektidee?

Es wird sicher Preise in mehreren Kategorien geben. Mehrere Projekteinreicher sollen auf jeden Fall gemeinsam in die Berge fahren und ihren Erfolg feiern aber auch eine Plattform erhalten um sich auszutauschen und zusammen weitere Ideen zu entwickeln. Eventuell können wir auch ein Preisgeld auf die Beine stellen, das wird man sehen. Ein Teil davon soll auf jeden Fall nach Wien kommen zu einem Abschlussevent, eventuell die 100 beliebtesten.

Aus wem besteht die „hochkarätige Jury“, die die Projekte bewertet?

Das ist noch völlig offen. Natürlich werden die Monatspartner dabei sein. Wir wollen aber keine klassische österreichische Nachhaltigkeits-Jury aus nur Menschen, die sowieso schon in vielen Gremien und Penals sitzen. Traumkandidaten wären zum Beispiel Leute wie Thomas D oder andere Menschen, die im Mainstream eine Reichweite haben und andere Gruppen als die Nachhaltigkeitscommunity ansprechen. Das ist vor allem wichtig, um die Projekte weiterzuentwickeln.

Wie ist die Resonanz und wie viele Menschen hat Yes We Do schon erreicht?

Inzwischen haben wir ca. 60.000 Besucher auf Website verzeichnet, auch die Facebook-Community wächst und langsam erreichen wir auch Leute in Deutschland, was uns besonders freut. Auf das Wachstum auf Facebook sind wir sehr stolz, weil es natürlich passiert und nicht auf einem Gewinnspiel oder ähnlichem basiert. Durchschnittlich bekommt ein Projekt ca. 70 Likes. Das ist besonders wertvoll für die Initiatoren, weil dann ihre Projekte in ganz anderen Gruppen weiterverbreitet werden und Interessierte finden.

Die Projekteinreicher freuen sich natürlich sehr, wenn sich ihre Ideen weiterentwickeln und Unterstützung bekommen. Die schönste Rückmeldung, die wir uns erhoffen ist, dass Leute, die heute unsere Website beobachten später selbst Projekte starten und sich durch Yes We Do inspirieren lassen.

Wie finanziert sich die Website? Allein durch die Projekteinsteller oder gibt es auch Sponsoren?

Wir haben das Grundkonzept: jeder trägt etwas bei. Man bekommt ja auch eine Gegenleistung – die Präsentation im Netz und eine wachsende Community, die das Projekt kennen lernt. Dadurch steigt auch der Preis über die Zeit – der erste Tag kostet einen Euro, der letzte Tag im Jahr 365. Das Modell ist aufgebaut auf der wachsenden Aufmerksamkeit, die einfach immer mehr Wert ist und gibt auch denen die Möglichkeit, die nicht viel Geld zur Verfügung haben, der Jänner hat sich zum Beispiel sehr gut verkauft.

Natürlich ist damit lang nicht alles abgedeckt. Engarde und Mehrblick tragen das Projekt und die Kosten partnerschaftlich. Wir haben außerdem Monatspartner, die durch Sponsorenbeiträge unterstützen, aber eher im kleinen Rahmen. Natürlich sind wir momentan intensiv auf der Suche nach strategischen Partnern, die Yes We Do mit uns weitertragen wollen. Product Placement ist vielleicht auch eine interessante Sache für die Zukunft.

Was passiert mit der Webseite nächstes Jahr? Gibt es jedes Jahr 365 neue Projekte?

Natürlich wollen wir gemeinsam mit eventuellen Partnern überlegen, wie das Projekt weitergehen kann. Der Zähler wird wahrscheinlich nicht zurückgestellt, es wird aber irgendwie weitergehen. Ob es weiterhin so intensiv sein wird, dass jeden Tag ein neues Projekt vorgestellt wird, ist noch fraglich und kommt vor allem auf die Partnerschaften an. Ich bin überzeugt davon, dass es genügend gute Projekte gibt, in denen Menschen mit Raffinesse an der Verbesserung der Welt arbeiten. Die Medien bestehen ja zu 90 % aus Tod, Zerstörung und Drama, da ist es auch wichtig einen Gegenpol zu schaffen. Ich würde gerne das Tempo beibehalten aber das ist natürlich eine Finanzierungsfrage.

Eine spannende Frage ist natürlich auch das Wissen der Teilnehmer über den Weg von der Projektidee zur Umsetzung zusammenzuführen und aufzuarbeiten. Der Gedanke, dieses Wissen für andere übersichtlich zur Verfügung zu stellen fasziniert uns, denn das wäre ein unglaubliches Potential um Fehler zu vermeiden und Barrieren für kreative Köpfe aus dem Weg zu räumen. Denn darum geht es ja – es soll mehr umgesetzt werden.

 

Die Initiative inkl. aller Projekte findet sich online unter www.ywd365.com

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