Wenn die Gans im Bio-Weinberg weidet

Bild: Glausers Bio-Baumschule

Bild: Glausers Bio-Baumschule

Martinigansl einmal anders: Am Schweizer Bio-Weingut Stammerberg schnattert es im Weinberg. Neben Pferden und Schafen weidet eine Schar Gänse das Gras zwischen den Rebstöcken ab.

Im Frühjahr sind 24 Gänse am Rebberg bei Maria und Fredi Strasser-Coray eingezogen und haben bisher gute Arbeit geleistet, sich effizient um die Begrünung gekümmert und den Boden mit wertvollem Dünger versorgt. Das Projekt Bio-Weidegans wurde auch in der Biobaumschule von Ruedi und Theres Glauser im Schweizerischen Noflen umgesetzt. Bei ihnen grasen rund 140 Tiere das Jahr über.

BIORAMA: Wie sind Sie auf die Idee mit den Weidegänsen als „natürlichem Rasenmäher“ gekommen?

Fredi Strasser: Wir haben schon andere Tiere, wie Minishettlandponys und Bretonische Zwergschafe, in den Reben. Da ich früher zu Hause Gänse hatte, haben wir uns am neuen Weidegansprojekt beteiligt und diese in den Reben ebenfalls mit Erfolg geweidet. Dies insbesondere, weil wir nur Rebsorten haben, die wir nicht spritzen müssen, sonst wär’s ja eine zweifelhafte Sache, Tiere das Gras abfressen zu lassen!

Therese Glauser: Mit dem Unkrautproblem bei uns in der Baumschule befassen wir uns schon sehr lange. Als wir in einer Zeitung von einem Gänseproduzenten in unserer Nähe gelesen haben, waren wir fasziniert und wollten die Gänsehaltung in unserer Baumschule ausprobieren.

War die Umsetzung des Projektes schwierig? Gab es Probleme?

Fredi Strasser: Nein, wir waren nur unsicher, ob wir Probleme mit dem Fuchs oder mit Traubenfraß durch die Gänse haben würden. Da wir die Gänse im fahrbaren Stall über Nacht gesichert haben, hatten wir kein Fuchs-Problem. Da unsere Reben auf 1.4 m Höhe gezogen werden, war auch das Traubenpicken durch die Gänse nicht möglich.

Therese Glauser: So schwierig war die Umsetzung nicht, wir haben einen Raum, welchen wir für die Gänsehaltung als Stall verwenden können. Einzig das Tor musste ausgewechselt werden, damit die Gänse vor dem Marder geschützt sind. Das Einrichtungsmaterial wie zum Beispiel Elektrozaun, Tränke- und Futterspender, Wärmelampen für die ersten zwei Wochen usw. konnten wir einfach zukaufen.

Wie läuft die Vermarktung der Gänse ab?

Fredi Strasser: Alles von „Mund zu Mund“ und  über ein gutes Restaurant in der Nähe. Wir haben schon alle vorreserviert.

Therese Glauser: Unser Ziel ist es, alle Gänse an Endverbraucher zu verkaufen. Wir haben den Vorteil, dass wir immer Leute auf dem Betrieb haben, die bei uns Pflanzen kaufen. Wenn die Leute die Gänse sehen, ist dies die beste Werbung. Auch im Freundes- und Bekanntenkreis haben wir Abnehmer. Wir haben aber 130 Gänse, die vermarktet werden müssen. Wir haben zur Zeit noch nicht für alle einen Abnehmer und sind nun daran, bei Restaurants anzufragen.

Eine Gans im Weinberg bzw. in der Baumschule ist kein so alltägliches Bild. Wie reagieren Ihre Kunden auf die Tiere?

Fredi Strasser: Fantastisch! Wir könnten mehr Gänse verkaufen, denn unsere Weinkunden sehen, dass diese Tiere ein tolles Leben hatten. Wir selber haben große Freude daran. Im Rebberg wurde die Herde rege beobachtet von den Spaziergängern aus dem Dorf.

Therese Glauser: Die Reaktionen waren bis jetzt nur positiv, alle erfreuen sich an den niedlichen Tieren. Wir haben das Glück, dass sogar unsere Nachbarn Freude daran haben, obwohl die Gänse den ganzen Tag laut schnattern.


www.stammerberg.ch
www.biobaumschule.ch

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