Wie man bewusst nicht in die Fast Fashion Falle tappt

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Ein Vier-Punkte-Plan als Strategie, um sich selbst und noch viel mehr vor den Tricks der Fashion Industrie zu schützen. 

Oft tut es nicht wirklich weh, aber die Reue nach einer exzessiven Schnäppchenjagd lässt nicht lange auf sich warten. Nicht nur, weil die Geldbörse blutet, sondern auch weil man wieder ein fleißiger Konsument war, und die ganzen „Fetzen“ eigentlich gar nicht braucht. Dass unsere Konsumgesellschaft nicht der Inbegriff von Nachhaltigkeit ist, wissen mittlerweile viele, aber was kann man dagegen tun? Der folgende Vier-Punkte-Plan könnte dabei helfen, der nächsten Verführung zu widerstehen.

Schritt 1: Bewusstsein schaffen

Es gibt viele Gründe dafür, dass Menschen es lieben, einzukaufen. Früh bekommt man durch Werbung vermittelt, dass Shopping eine unterhaltsame Freizeitbeschäftigung sein kann. Familien verbringen ganze Samstage gemeinsam in Einkaufszentren. Spätestens als Teenager trifft man sich mit Freunden und gibt unbewusst eine Menge Geld aus. Vorausgesetzt man kann es sich leisten. Zum Teil beeinflussen gesellschaftliche Wertvorstellungen unser Kaufverhalten. Doch Sprichwörter wie: „Kleider machen Leute“ oder auch reiner Gruppenzwang tragen wenig zu einem gesunden Einkaufsverhalten bei. Es ist kein Geheimnis, dass Einkaufen auch zur Sucht werden kann – oder zu irrationalen Impulshandlungen führt. Die Einen nutzen die Tätigkeit zur Stimmungsregulation, die Anderen als Weg zur Selbstoptimierung.

Auch bei der Häufigkeit, mit der sich Menschen einem Kaufrausch hingeben, gibt es Unterschiede. Gehört man eher in die Kategorie: „Shopping-Sucht! – Und was ist dein Problem?“, „Heut gönne ich mir mal Etwas“ oder „Einkaufen hat in meinem Leben keine Bedeutung“? Natürlich gibt es viele Zwischenstufen, schärfere und mildere Varianten. Sich dessen bewusst zu werden, warum, wie oft, und was man kauft ist der erste Schritt zu mehr Textilfreiheit.  Grundvoraussetzung ist natürlich die Ehrlichkeit zu sich Selbst.

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Schritt 2: Die Tricks kennen

Es soll keine Ausrede sein, aber nein, wir sind nicht immer alleine „schuld“ an exzessiven Fast-Fashion-Orgien. Marketing-Profis entwickeln Mittel und Wege, wie sie uns auch den „hässlichsten Fetzen“ doch noch schmackhaft machen. Mit wissenschaftlichen Methoden wird daran gearbeitet, Konsumenten zu manipulieren. Neuromarketing nennt man das – und die Konsumenten nehmen diese professionell organisierte Verführung ohne Murren hin. Unsere Sinne sind in diesem Fall unsere Schwäche, die Achillesferse, der Punkt an dem wir angreifbar sind. Langsame Musik, ein spezieller Duft und ansprechendes Design führen dazu, dass unser Gehirn ganz schnell den Überblick und die Kontrolle verliert. Deshalb fällt die Entscheidung, ob wir etwas kaufen oder nicht, zu großen Teilen in unser Unterbewusstsein. Werbung und speziell auf den Konsumenten angepasste Methoden, wie das Schaffen einer passenden Atmosphäre, überzeugen uns schlussendlich doch. Woher wissen die so genau was ich will? Die Frage drängt sich auf – obwohl: Im Zeitalter des „Dataismus“, in welchem wir auf Facebook „liken und „sharen“ oder nach dem einen oder anderen wissenswerten Detail googeln, sind wir die Lieferanten für das aufschlussreiche Datenmenü. Dieses entspricht all unseren Vorlieben, und wird von Experten zu angepassten Verkaufsstrategien um konzipiert. Es gibt aber auch noch andere Tricks, denn die Fashion Industrie ist gefinkelt. Mit Angeboten, mit Verknappungsstrategien und künstlich verkürzten Zyklen von Neuware werden Konsumenten in die Enge getrieben, und verleitet einen Kauf zu tätigen.

Schritt 3: Alternativen suchen

Ja, bewusster Konsum ist wichtig! Für die Umwelt, die Menschen, die Kleidung produzieren und auch für das Portemonnaie. Man muss sich aber nicht selbst kasteien, und verzichten. Es gibt Mittel und Wege, sich trotzdem etwas Schönes zu gönnen. Denn Kleidung ist auch eine Art der Kommunikation, und eine Form, Kreativität auszuleben. Deshalb gibt es Möglichkeiten wie Second Hand Stores, wo man oft Einzelstücke findet. Oder man kann sich mal an einer Kleidertauschparty versuchen. Auch Kiloverkäufe oder die Plattform Kleiderkreisel, sind günstige Möglichkeiten, noch intakten Kleidungsstücken wieder Leben einzuhauchen. Diese Arten des Konsums gleichen oft einer Schatzsuche, finden aber immer mehr Gefallen. Wenn man eher nicht so der Fan von wiederverwendeten Klamotten ist, setzt man am besten auf Unternehmen, die sich gezielt von der Fast-Fashion-Industrie distanzieren.

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Schritt 4: das bewusste Einkaufen

Es ist soweit, die Zeit ist gekommen, und die Bewährungsprobe „Kaufrausch“ steht an. Die ganze gute Vorbereitung hilft nichts, wenn man schwach wird. Um diesen Umstand zu verhindern, muss man wirklich wissen was man will und zu dieser Entscheidung stehen. Schafft man das nicht alleine, so gibt es auch eine analytische Methode, wie die US-Nachrichtenseite Quartz  mit den folgenden 3 Fragen gezeigt hat.

Was ist der wahre Wert der Kleidung?

Um den individuell wahren Wert eines Kleidungsstückes zu ermitteln, hilft es, sich die Kosten pro Nutzung zu überlegen. Man nimmt also den Preis und dividiert ihn durch die geschätzten Male, in dem man das Kleidungsstück anziehen kann. Qualität hat auf diese Rechnung einen großen Einfluss, denn wird der potentielle Kauf frühzeitig reif für den Müll, hilft das ganze Überlegen nichts. Diese Rechnung hat Sinn, wenn man zwischen billig und teuer entscheidet, und macht bewusst wie oft man Kleidungsstücke überhaupt trägt.

Welche Qualität hat das Kleidungsstück?

Voraussetzung für die obere Frage, ist die Antwort auf diese. Preis ist oft kein Kriterium für die Qualität. Deshalb sollte man sich den potentiellen Kauf genau anschauen und einen Qualitätscheck machen. Material, Nähte, Verarbeitung und Herkunft liefern Antworten. Nachhaltige Mode erkennt man aber auch an Zertifikaten wie z.B. dem Global Organic Textil Standard oder IVN best.

Wieviel und was besitze ich bereits?

Es macht einen Unterschied ob man viele Basics in guter Qualität besitzt, welche man immer wieder neu kombinieren kann. Oder ob man viele extravagante Kleidungsstücke, für seltene Anlässe hat. Sich der Menge bewusst zu werden, ist eine weitere Frage, um voreilige Neukäufe zu überdenken.

Manchmal ist die Verführung groß, und es geht auch nicht die Welt unter, wenn man mal schwach wird. Dennoch ist Fast-Fashion ein Problem, das jeder für sich selbst beheben kann. Wie so oft ist des Rätsels Lösung Bewusstsein. Möglicherweise kann man mit diesem Vier-Punkte-Plan seinem Hang zu Wegwerfmode Schritt für Schritt ein Ende setzen. In diesem Sinne: lang lebe die Kleidung.


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