Wieso machen eigentlich Kräutertöpfe aus dem Supermarkt so schnell schlapp?

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Topfkräuter aus dem Supermarkt haben nach der ersten Ernte meist nur ein kurzes Leben auf Balkon und Fensterbank. Wieso ist das so und wie kultiviert man sie selbst erfolgreich? 

Die Kräutertöpfe aus der Gemüseabteilung im Supermarkt sind für den schnellen Verbrauch gedacht. Dicht gesät werden sie rasch bei hohen Temperaturen und viel Licht gezogen. Fast Food, sozusagen. Die bis zu 20 Einzelpflanzen, die in einem Supermarkt-Basilikumtopf stecken, bräuchten für ein gesundes Wachstum eigentlich einen viel größeren Abstand. Nur selten gelingt es, die Pflanzen erfolgreich umzutopfen. Besser ist es, man setzt von Anfang an auf hochwertige Jungpflanzen. Schneller ernten kann man, wenn man auf vorgezogene Kräuter aus der Gärtnerei zurückgreift. Will man sich selbst im Anbau versuchen, gibt es einiges beachten.

Vorab sollte man sich die gewählten Kräuterarten näher ansehen. Mit welchen Bedingungen muss die Pflanze an ihrem natürlichen Standort zurechtkommen? Handelt es sich um eine ein-, zwei- oder mehrjährige Art? Die Kräuterklassiker des Mittelmeerraumes entfalten ihr Aroma am besten, wenn man sie kargen Nährstoffverhältnissen aussetzt. Durch kleine, dicke Blattstrukturen, Behaarung oder eine gräuliche Wachsschicht sind sie bestens an trockenheißes Klima angepasst. Rosmarin, Thymian oder Lavendel trotzen deshalb den widrigen Bedingungen auf Balkon und Terrasse besonders gut. Groß- und weichblättrige Arten in satten Grüntönen wie Basilikum oder Petersilie sind meist durstiger und auch was die Nährstoffversorgung angeht anspruchsvoller. Hohe Lichtansprüche haben allerdings fast alle Kräuter. Ein heller warmer Platz am Fenster ist deshalb auch schon bei ihrer Anzucht entscheidend.

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Basics Kräuteranzucht

Die Aussaatgefäße sollte man bis knapp unter den Rand mit feiner, nährstoffarmer Anzuchterde befüllen. Die Samen nicht zu dicht ausstreuen, leicht andrücken und je nach Anspruch – Licht- oder Dunkel-Keimer – mit Erde übersieben. Während der Keimung ist das Substrat immer schön feucht zu halten. Besonders fein verteilen lässt sich das Wasser mit einer Sprühflasche. Die Sämlinge entwickeln sich dann rasch und konkurrieren untereinander. Damit sie sich gut entwickeln können, muss man sie vereinzeln. Sobald sich nach den Keimblättern die ersten echten Blätter zeigen, ist der Zeitpunkt für das sogenannte Pikieren gekommen.

Dafür wird die Erde leicht befeuchtet und die jungen Kräuter werden vorsichtig mit einem Pikierstab, alternativ mit einem Bleistift, aus der Erde gehoben. Dann wird ihnen in neuen Töpfen mehr Platz gegeben. Die Jungpflanzen sollten nun hell aber nicht zu warm stehen. Sie werden sonst dünn und langstielig. Nach den letzten Frösten – das kann bis Mitte Mai dauern – gewöhnt man die Kräuter langsam an Licht und Temperatur im Freien. Einmal abgehärtet, kann man sie auspflanzen. Man kann Kräutererde kaufen oder Pflanzerde im Verhältnis 1:1 mit Sand mischen. Etwas Kompost reicht als Dünger aus. Sehr wichtig ist die Wahl ausreichend großer Gefäße. Vor allem für mehrjährige Kräuter ist eine Drainageschicht aus Blähton oder Kies empfehlenswert. Möchte man verschiedene Arten in einem Gefäß kombinieren, wählt man am besten Pflanzpartner mit ähnlichen Ansprüchen. Topfpflanzen gehen häufiger durch zu viel als zu wenig Wasser ein. Gießen sie Kräuter deshalb selten aber durchdringend. Komplizierte Bewässerungssysteme kann man durch mit Wasser gefüllte Flaschen umgehen, die man einfach kopfüber in die Kräutertöpfe steckt.

Specials für die Fensterbank

Mit den Wachstumsbedingungen in Innenräumen kommen leider nicht alle Kräuter auf Dauer zurecht. Lichtmangel ist hier oft der begrenzende Faktor. Viele Kräuter benötigen für ein optimales Wachstum langfristig auch die Temperaturunterschiede der Jahreszeiten. Möchte man auf würziges Grün auf der Fensterbank dennoch nicht verzichten, bieten sich zum Beispiel Zitronengras, Ingwer oder Thai-Basilikum an. Anstatt herkömmlichen Koriandergrüns, das sich oft rasch erschöpft, kann man auch zum mehrjährigen pfeffrig-frischen Vietnamesischen Koriander greifen. Kurzfristig gelingt am Fenster auch der Anbau von Thymian, Basilikum oder Oregano.

Bei der Pflege hat jedes Kraut seine eigenen Ansprüche. Viele wollen zurückgeschnitten werden oder brauchen ein spezielles Winterquartier. Manche Arten lassen sich zudem nicht nur über Samen, sondern auch durch Teilung des Wurzelstockes, Ableger oder Stecklinge vermehren. Der Blick ins Fachbuch empfiehlt sich allen, die tiefer in die Materie eintauchen wollen. Eine Empfehlung: Andrea Heistinger – »Kräuter richtig anbauen. Das Praxisbuch für Biogarten, Topf und Balkon« (2016).

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