Die bedrohte Art der Woche: das Annamiten-Nashorn

Bild: WWF Greater Mekong

Bild: WWF Greater Mekong

Am 25. Oktober 2011 bestätigte sich offiziell, was Experten schon länger befürchtet hatten. Das bis zu dem Zeitpunkt als seltenstes Säugetier der Welt geltende Annamiten-Nashorn war ausgerottet worden. Ein im vietnamesischen Nationalpark Cat Tien gefundenes Skelett wurde von Wissenschaftlern eindeutig das letzte Annamiten-Nashorn nachgewiesen.

Das Annamiten-Nashorn, eine Unterart des Java-Nashorns, war früher weit in Südostasien verbreitet. Der Vietnamkrieg, Bürgerkriege und andere geopolitische Konflikte in der Region hinterließen auch ihre Spuren in der Artenwelt. So galt das Annamiten-Nashorn zum Beispiel schon als ausgestorben, bis man es 1988 wiederentdeckte. Doch die Wiederentdeckung hatte einen traurigen Beigeschmack. Denn man fand nur die Überreste eines von Wilderen erlegten Tieres.

Ausrottung ist bestätigt

Die Ausrottung des Annamiten-Nashorn im Jahr 2010 konnte bestätigt werden. WWF Mitarbeiter und Park-Ranger durchgekämmten 2009 und 2010 das Gebiet systematisch nach Spuren und sammelten 22 Dungproben. Laboranalysen ergaben, dass es sich bei den Proben, um Dung des gleichen Tieres handelte. Die Gewebeproben des Skelettes stimmten wiederum mit den Laborergebnissen überein, woraus sich schließen lässt, dass das Annamiten Nashorn ausgerottet wurde. Bei genauer Untersuchung fanden WWF-Mitarbeiter eine großkalibrige Kugel im linken Vorderlauf. Das Horn des Tieres war entfernt worden. Das Nashorn wurde eindeutig von Wilderern getötet.

Todesurteil Wilderei und Lebensraumverlust

Grund für die Ausrottung des Annamiten-Nashorns und die größte Bedrohung für die wenigen, heute noch lebenden Java-Nashörner sind die Wilderei und der Verlust ihrer Lebensräume. Mit der Zerstörung der Wälder verlieren sowohl Nashörner als auch Menschen ihre Lebensgrundlage. Zahllose weitere Arten der Region werden an den Rand des Aussterbens getrieben. Zudem hält sich der Aberglaube hartnäckig, dass das aus dem Horn gewonnene Pulver Krankheiten wie Krebs heilt. Es wird illegal zu enormen Preisen gehandelt. Die Nachfrage nach Nashorn ist in den letzten Jahren rasant gestiegen, was auch eine dramatische Zunahme der Wilderei auf Nashörner in Afrika zur Folge hat.

Java-Nashorn

Nur noch 40 bis 50 Java-Nashörner gibt es heute noch auf der indonesischen Insel Java. Sie leben im Ujung Kulon – Nationalpark im Westen der Insel. Das Java-Nashorn gilt damit als seltenste Großsäugetiere unseres Planeten. Der WWF überwacht die Tiere gemeinsam mit Partnerorganisationen und Regierungsstellen, unter anderem mittels 160 Kamerafallen. 2011 wurden auf diese Weise 35 Nashörner bestätigt, und es sind auch Jungtiere auf den Aufnahmen zu sehen. Die Population pflanzt sich also nach wie vor fort. Um die Nashörner vor Wilderern zu bewachen, bildet der WWF Ranger aus und klärt über die Wirkungslosigkeit des Nashornpulvers auf. Schließlich ist es aus dem gleichen „Material“ wie Pferdehufe oder Fingernägel.

 

„Das Geschäft mit dem Tod – das letzte Artensterben?“

23. Oktober 2013 – 21. April 2014
Naturhistorisches Museum (NHM)
Burgring 7, 1010 Wien

Die Sonderausstellung informiert über das menschengemachte Artensterben. Dabei werden der Verlust von Lebensräumen, schwindende Ressourcen und sich verändernde klimatische Bedingungen, genauso wie Wilderei und der illegale Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten als Gründe für den Rückgang von Biodiversität thematisiert. In Kooperation mit dem NHM und dem WWF präsentiert BIORAMA in einer neuen Online-Rubrik „Die bedrohte Art der Woche“ wöchentlich eine vom Aussterben bedrohte Tierart.

 

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