Biowein at Home

Viele BiowinzerInnen haben den Wegfall der Gastronomie zu spüren bekommen und reagieren mit Onlineangeboten – ein paar Weinkaufstipps.

Kalofen © Franz Weninger

Noch vor dem Verstummen der Klopapier- und anderer Hamsterwitze waren die Timelines voller Meldungen, in denen nahegelegt wurde, doch lieber Wein auf Vorrat zu kaufen. Dies hat in erster Linie geholfen, das Missverständnis aufzuklären, die eigene Leidenschaft für Wein wäre etwas besonders Originelles oder Exklusives, leider nicht so sehr den BiowinzerInnen.

In den letzten Jahren haben es immer mehr spannende und hervorragende Bioweine auch in die Supermärkte geschafft. Eine Grundversorgung mit Wein war damit auch in den letzten Wochen jederzeit möglich. Angetrieben nicht zuletzt von der Gastronomie, die ihren Gästen gerne auch außergewöhnliches anbietet, ist aber eine Nachfrage nach ungewöhnlicheren Weinen gestiegen und Bio erfreut sich auch beim Wein weiterhin eines Wachstums. Mit den Sperren der letzten Wochen ist mit der Gastronomie aber eine der treibenden Kräfte verloren gegangen, die gerade bei hochqualitativen Weinen (was auch immer das für den oder die einzelnen ist) für Absatz und Nachfrage gesorgt hat. Franz Weninger – wie so oft ein Freund klarer Worte – sieht hier durchaus ein teilweise hausgemachtes Problem der WinzerInnen, die sich auf die Nachfrage aus Gastronomie und Export verlassen haben und es verabsäumt haben im gleichen Ausmaß die direkte KundInnenansprache, Direktvertrieb und vielleicht sogar Community-Building zu pflegen. In den letzten Wochen holten hier viele WinzerInnen auf und versorgen ihre Kundschaft mit durchaus mitunter besonderen Paketen.

Solidarisches Abonnement

Franz Weniger selbst, der im burgenländischen Horitschon seit Langem den Biogedanken vorwärtsbringt und auch andere WinzerInnen dabei unterstützt, biologisch und biodynamisch zu arbeiten, hat ein „Solidarisches Abonnement“ entwickelt. Die BezieherInnen des Abos zahlen pro Monat 30 Euro – und bei jeder Abfüllung wandert eine Flasche in das eigene Fach im Weinarchiv. Ein Mal im Jahr erfolgt dann die Lieferung, das sind 19 bis 24 Flaschen. Eine aktuelle Interpretation der mehr als ein halbes Jahrhundert alten Idee der solidarischen Biolandwirtschaft, die eine lange Beziehung zwischen LandwirtInnen und AbnehmerInnn zum beiderseitigen Vorteil pflegt. LandwirtInnen können mit der Abnahme fix rechnen, Kunden bekommen die Ware in der gewünschten Bioqualität.

Onlineverkostungen

Einige Winzer, Shops und Anbieter haben begonnen, Onlineverkostungen anzubieten – teilweise mit motivierenden Ergebnissen. Dorli Muhr, Inhaberin der Kommunikationsagentur Wine+Partners und selbst Biowinzerin, hat von 16. bis 19. April 2020 die erste »Tour de Vin Virtuel« heimischer Traditionsweingüter organisiert. Sie selbst bietet auch seit Ende April Online-Verkostungen (die Weine werden zugeschickt, alle TeilnehmerInnen bekommen vorab Info, die Verkostung findet dann via Zoom statt) ihrer Weine an – mit bisher nur positivem Feedback. Die Onlineverkostungen sind ohne Anfahrten leichter zu organisieren und können von Familien einfacher gemeinsam genossen werden – auch weil niemand für die Rückfahrt nüchtern bleiben muss. In ihrer Erfahrung liegt das gern angenommene Preisspektrum zwischen 50 und 100 Euro. Aktuell hat sie Termine bis Mitte Mai online. Das erfreuliche Feedback motiviert sie aber, das neue Format auch nach einer Lockerung der Maßnahmen weiter anzubieten.

Glück und Freude

Gerhard Fuchs und Christian Zach kombinieren seit vielen Jahren in ihrem Lokal Die Weinbank in Ehrenhausen an der steirischen Weinstraße großartiges Essen mit großem Interesse an Wein. Normalerweise in erster Linie an durchaus reifen Exemplaren. In der aktuellen Situation haben sie gemeinsam mit dem seit 2019 biozertifzierten Winzerbetrieb Tement eine Aktion gestartet, um ihren Betrieb zu stützen: Mit »Glück und Freude« gibt es einen bewusst »einfachen« Sauvignon Blanc Gebietswein 2019 DAC Bio Paketweise bei der Weinbank zu bestellen. Begleitet wir die Aktion von einer launigen Videoreihe (featuring Jürgen Schmücking oder auch Daniel Schicker (Sommelier vom Mühltalhof)), in der der Wein verkostet wird, auf der Facebookseite der Weinbank.

Mit respekvoller Distanz

Respekt, die Vereinigung biodynamisch arbeitender WinzerInnen, hat auf ihrer Website aktuelle Angebote gesammelt und teilweise direkt verlinkt. Die Angebote reichen von Weinpaketen, die in Wein-Onlineshops (20% auf Weine von Marin & Georg Fusser oder auch Hans & Anita Nittnaus bei Weinturm), erhältlich sind, über spezielle Pakete die es per Mail direkt beim Winzer oder in deren Onlineshops gibt, bis zu Ideen, wie eben dem »Solidarischen Abonnement« von Franz Weninger.

Darunter: Paul Achs,Clemens Busch, Feiler-Artinger, Karl Fritsch, Marin & Georg Fusser, Manincor, Hajszan Neumann, Gernot & Heike Heinrich, Johannes Hirsch, Fred Loimer, Hans & Anita Nittnaus, Wehrheim, Franz Reinhard Weninger, Fritz Wieninger, Herbert Zillinger. Alle Angebote finden sich hier gesammelt: www.respekt-biodyn.bio

Biowein ist online gefragt

Auch Weinshops erfreuen sich hoher Nachfrage. nahegenuss.at, eine Plattform auf der Biofleisch und Biowein direkt bei den ProduzentInnen bestellt werden kann, gibt auch die Möglichkeit, Bioweine bei den Weingütern direkt auf ihrer zentralen Plattform zu bestellen. Beim biozertifizierten Weinshop Weinzeit in Bregenz, der nur Bioweine und Winzer in Umstellung gelistet hat, spürt man den Einbruch der Nachfrage aus der Gastronomie, erfreut sich aber eines regen Interesses vonseiten der KundInnen. Weinzeit bietet seinen KundInnen in einem wöchentlichen Newsletter »Together at Home«-Videos, in denen Winzer ihre Weine vorstellen, die dann rabattiert bestellt werden können. Irmgard Bickel, der Inhaberin von Weinzeit, ist es dabei – nicht nur wegen der Lage in Bregenz nahe der Grenzen – wichtig, über Österreich hinaus zu blicken: »Die Winzer in Frankreich, Spanien und anderen Ländern sind alle in der gleichen Situation. Ich finde es wichtig, die Grenzen und Kanäle offen zu lassen und nicht nur nationalistisch auf Österreich zu schauen.«

Fast ausschließlich Bioweine hat auch der biozertifizierte Weinskandal, der sich auf Naturweine spezialisiert hat. Der Weinshop hat laut eigenen Angaben bis zu 90 Prozent der Weine in die Gastronomie verkauft, erlebt nun aber eine »unglaubliche Solidarität der EndkundInnen, die den Wein nun nicht in der Gastronomie Glasweise trinken, sondern beim Weinskandal Flaschenweise kaufen«. Nach anfänglich großen Befürchtungen die Zukunft des Weinshops betreffend, ist man nun sicher, durch die Krise zu kommen: »Naturwein ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und die Kundinnen wollen nicht ohne, sondern suchen bewusst diese Weine und damit auch unseren Shop.« Im November veranstaltet Weinskandal ein üblicherweise gut besuchtes Event mit WinzerInnen im Odeon – sollte das heuer anders aussehen müssen, plant man, kreativ an die Sache heranzugehen: »Wir sind im Odeon, einem Theater – das lebt von der richtigen Inszenierung.« Weinskandal-Gutscheine sind auch Vorfreude.Kaufen erhältlich, einer Plattform, auf der die Gastronomie aktuell durch den Kauf von Gutscheinen unterstützt werden kann.

Wein Paketeweise

Die Liste einzelner BiowinzerInnen, die nun spezielle Angebote haben, ließe sich lange fortführen (und vielleicht ergänzen wir sie auch noch). Die vier Höfe rund um das Bioweingut Geyerhof haben auf Facebook und für die Bestellung per Mail ein 4-Höfe-Paket angeboten. Der Lesehof Stargard aus Krems bietet aktuell mit dem Code #stayhome einen Rabatt von 20% bei E-Mail-Bestellungen. Das Weingut Viktor Fischer hat ein Weinfrühlingspaket online. Das Weingut Mehofer bietet ein »Zu Hause«-Paket mit wahlweise sechs oder zwölf Flaschen.

Tbc …

VERWANDTE ARTIKEL