Banane, Schokolade – eine sündhafte Liaison

Antworten zum Geschmack.

Man sieht eine Banane, welche mit Schokosauce garniert ist.
Schoko und Banane: eine der klassischsten Kombinationen vieler Kindheiten. Bild: Istock.com/Urfinguss.

Zugegeben, die Kombination ist nicht gerade Avantgarde. Im Gegenteil. Sie ist eher ein alter Hut. Die meisten von uns (egal aus welcher Generation) kennen sie aus ihrer Kindheit. Entweder vom Bananensplit, dem sündigen Eisdessert, bei dem Bananen der Länge nach gespalten, mit Eiskugeln angerichtet und in Schokoladensauce ertränkt werden. Im (amerikanischen) Original wären auch noch Ahorn– und Erdbeersirup im Spiel. Die haben es aber nicht nach Europa geschafft. Bananensplit ist Banane, Vanille, Schokolade. Punkt. 
Das zweite Produkt, das dafür verantwortlich ist, dass es sich die marriage von Schokolade und Banane in unserem limbischen System gemütlich gemacht hat, ist die Schokobanane von Casali. Die ist zwar nicht ganz so alt wie der Bananensplit, geht aber auch auf die 10er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Allerdings hat sich bei der Schokobanane in dieser Zeit einiges getan. Anfangs war die Füllung noch ein künstlich hergestelltes Schäumchen mit entsprechend künstlichem Geschmack. In den 60ern änderte sich das grundlegend. Zuerst kamen jahrzehntelang Chiquitas zum Einsatz, mittlerweile nur noch fair gehandelte Bananen. Vor allem aber echte. Aus sensorischer Sicht haben wir den Geschmack dieser Liaison also gelernt. Man kann auch sagen, wir haben ihn so lange probiert, bis wir ihn selbstverständlich und gut fanden.
Verwendet werden für die Herstellung (das gilt für beides, das Eis und die Schokobananen) Bananen der Sorte Cavendish. Das ist jene Sorte, die uns sofort in in den Sinn kommt, wenn wir an »Banane« denken. Kein Wunder. 99 Prozent aller Bananen, die in den europäischen Supermarktregalen landen, sind ja Cavendishs. Andere Sorten, zum Beispiel die Blaue Java-Banane, die pummeligen Zwergsorten Carinosa oder Senorita oder die schlanke Rhino Horn, die stattliche 40 Zentimeter erreichen kann, schaffen es dagegen kaum über die regionalen Bauernmärkte auf den Philippinen, in Indonesien oder in Afrika hinaus. Was echt schade ist, denn sensorisch sind diese Sorten den Cavendish-Bananen haushoch überlegen. Eleganter, süßer, cremiger. Kreative KöchInnen hätten ihre Freude damit.

»Was echt schade ist, denn sensorisch sind diese Sorten den Cavendish-Bananen haushoch überlegen.«

Auch der Biomarkt hat einiges dazu im Talon. Vieles davon durchaus empfehlenswert. Vom Müsli-Startup Mymuesli gibt es zum Beispiel das Schoko-Bananen-Müsli. Als Zutaten sind da aufgelistet: Bananen (getrocknet), Schokoplättchen (dunkel), Haferflocken (no, na) und Kakaopulver. Aber auch (und das sind eventuell die Dinge, die ein bissl entbehrlich wären) Schokoholic-Crunchy, Boons und Dinkelbällchen. Allesamt zwar bio und gentechnikfrei, dafür aber mit einem hohen Verarbeitungsgrad hergestellt. Gut ist das Müsli trotzdem. 
Vegablum ist beim Thema Schokolade–Banane einen anderen Weg gegangen und hat einen veganen Aufstrich komponiert. Sie nennen ihn Nussliebe. Geröstete Haselnüsse, Reissirup und Banane, Kakaobutter und Kakaopulver. Das ist – zugegeben – schon ziemlich perfide. Weil langsam und schonend geröstet, was zu einer unglaublich subtilen Röstaromatik bei den Nüssen führt. Weil ausgezeichnete Rohstoffe beim Kakao verwendet werden und weil mit einem Glas Nussliebe am Tisch zumindest ein großer Wecken Brot verbraucht wird. 
Sepp Zotter macht wie üblich sein eigenes Ding und zeigt den Manner-Plätzchenhirschen, wo der Bartel den Most holt. Seine Schokobanane (er nennt sie tatsächlich so) ist eine 40-prozentige Milchschokolade, mit einer formidablen Ganache aus Honig, Milch und Schokolade. Abgesehen davon, dass als sensorischer Akkord noch ein Spritzer Zitrone und eine Hauch Himbeerschokolade dazukommen, überzeugt auch die Konsistenz. Bei der originalen Schokobanane besteht immer das Risiko, dass meine eine erwischt, die etwas an Feuchtigkeit verloren hat. Dann beisst man auf ihr herum wie auf einem alten Marsh-mallow. Das passiert bei de Zotter-Schokobanane nicht.

Last but not least noch ein, etwas rustikaler, Do-it-yourself-Tipp: Die Nuss-Nougat-Creme auf Zimmertemperatur bringen, eine möglichst frische Banane schälen, tief eintauchen und genießen.

Weitere Fakten über Bananen und deren Anbau haben wir hier für Interessierte zusammengefasst.

BIORAMA #83

Dieser Artikel ist im BIORAMA #83 erschienen

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