Fußgängerzone Wolfganggasse – Freitags, im Juni

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(c) Christian Siebler

Die Wiener Wolfganggasse wird an jedem Freitag im Juni zum Garten, zur Werkstatt, zur Küche, zum Wohnzimmer und zu vielem mehr. Mit FAIRTeilen Wolfganggasse soll ein Stück des öffentlichen Raums erobert werden.

Street Art, Block Parties, Guerilla-Gardening – Okkupationen öffentlichen Raums liegen in Großstädten im Trend. Im 12. Wiener Bezirk werden Autofahrer an allen Freitagen im Juni umgeleitet. Die Straße wird von ihren Anwohnerinnen und Anwohnern „zurückerobert“. Schon seit im Jahr 2009 einige Freizeitgärtnerinnen und Gärter im Wiener Bezirk Meidling mit dem Guerilla-Gardening Projekt „garten.meidling“ begonnen haben, sich ein Stück des öffentlichen Raums „zurückzuerobern“, grünt es in der Wolfganggasse.  Auf beiden Seiten der Straße sind kleine Grünanlagen entstanden, wie man sie in Wien eher selten sieht.

In diesem Jahr haben sich einige Anwohnerinnen und Anwohner mit „FAIRTeilen Wolfganggasse“ eine weitere Aktion zur Belebung der Wohnstraße vorgenommen.  An jedem Freitag im Juni wird ein Teil der Straße für Autos gesperrt, um öffentlichen Raum „freizuräumen“. Damit wird Platz für unterschiedliche Aktionen und Aktivitäten geschaffen. Es sollen DIY-Möbel gebastelt werden, bei einem Tauschmarkt unter dem Titel „FairTauschen“, bei Picknicks und Musik sollen sich die Menschen aus dem Grätzel kennenlernen und näher kommen.

 

Das Ganze hat dabei natürlich einen idealistischen und politischen Hintergrund. Es geht um Machtverhältnisse im und rund um den öffentlichen Raum –  er soll re-okkupiert werden, wenn auch nur temporär. „Es geht um den nachhaltigen und gleichberechtigten Umgang miteinander und mit Raum sowie die aktive Einvernahme von Raum,“ heisst es vom veranstaltenden Verein Garten Wolfganggasse. Aus dem Vorjahr weiß die Anwohnerin Demeter Iringo zu berichten, dass viele Fußgängerinnen und Fußgänger zögern, die abgesperrte Fahrbahn zufuß zu benutzen. „Offensichtlich ist ,gelernt’: die Straße gehört den Autos. Genau das wollen wir ändern.“ Ähnliche Erfahrungen machte man in Wien ja kürzlich bereits beim Test einer Sperrung der Mariahilferstraße für den Autoverkehr.

Jutta Wörtl-Gössler, die Obfrau des Vereins Garten Wolfganggasse, hat konkrete Vorstellungen, wie die sommerliche Wolfganggasse zu nutzen sein könnte: „Wie Sonntags am Land schlendern die Leute über die Straße, sitzen, plaudern, tauschen, tanzen und schauen den Kindern beim Spielen zu. Das Programm ladet ein, sich den Freiraum aktiv anzueignen.“ Das ganze soll zum Denken anregen. „Durch eigenes Erleben überdenken die menschen vielleicht ihre Positionen: Auto versus Aufenthaltsqualität, Funktionieren versus Zeit haben. Ändern sich die Prioritäten, ist ein weiterer Schritt in Richtung lebenswerte Stadt der Zukunft möglich. Innerstädtische FußgängerInnenzonen ohne Ökonomie aber mit Grünangebot und hohem Erholungswert wie in der Wolfganggasse!“

Im Grätzel ist die Aktion umstritten. Einigen Bewohnerinnen und Bewohner des 12. Bezirks sehen nicht ein, dass eine Straße einfach gesperrt wird. Dadurch geht schließlich Parkraum verloren. Ziel der Veranstalter ist jedoch ganz bewusst, Autofahrerinnen und Autofahrer durch die Sperre um zum Nachdenken anzuregen.

Der stellvertretende Obmann des Vereins richtet seine Einladung bewusst an alle Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtviertels: „Wir laden alle in der Umgebung herzlich ein dabei zu sein, Nachbarn, Verwandte, Bekannte und Freunde mit zu bringen und mit uns zu basteln, zu tauschen, zu tanzen und zu picknicken!“

 

FAIRTeilen Wolfganggasse

Jeden Freitag im Juni

http://gartenwolfganggasse.blogspot.co.at

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