Warum ich Bettlern neuerdings Geld gebe

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Warum ich Bettlern neuerdings Geld gebe?
– Ganz einfach: weil sie keins haben. Und ich schon.
Ein Kommentar von Charlie Bader.

Charlie Bader, lebt und arbeitet in Wien, u.a. als Musikmanager. (Foto: Medienmanufaktur)

Warum ich Bettlern neuerdings Geld gebe? Ganz einfach: weil sie keins haben. Und ich schon. Weil sie einen freundlichen Blick brauchen können, und viele unfreundliche bekommen. Weil viel Schindluder betrieben wird mit Gerüchten, Halbwahrheiten und Lügen zum Thema Betteln.

Es besteht kein Zweifel, dass die Menschen, die in Wien betteln, das Geld brauchen. Sie kommen aus armen Familien in der Ostslowakei, in Ungarn, Bulgarien oder Rumänien, aus Siedlungen mit vielen Arbeitslosen und wenig Zukunftsaussichten. Das erbettelte Geld hilft beim Absichern des Familieneinkommens.

Obwohl Betteln in Wien erlaubt ist (warum sollte es auch anders sein?), ernten die Bettler in Wien viel offene Abneigung, Aggression oder Misstrauen. Und nicht zu selten absurd hohe Strafen, weil zum Beispiel „ein Pappbecher den Menschen aggressiv unter die Nase gehalten“ wurde (das macht in Wien 2017 gerade einmal 800,- Euro). Es ist sehr einfach, mit freundlichem Verhalten, nettem Grüßen, etwas Geld und vielleicht dem einen oder anderen Tipp, da ein anderes Gesicht von Wien anzubieten.

Apropos Tipps: Bei der BettelLobby Wien kann man sich rechtliche Auskünfte holen, bei der Sozial- und Rückkehrberatung der Caritas auch Informationen oder Begleitung zu weiterführenden Schritten im Interesse der Armen bekommen. Denn eines ist sicher: Seit vielen Jahren wird von weiten Teilen der Politik, Teilen der Exekutive und den „führenden“ Medien ein Bild von erzwungenem Betteln, organisierter Kriminalität oder aggressiven Banden gepflegt, ohne dass Fakten, Studien oder gar Judikatur (von tatsächlich überführten Straftätern) vorgelegt wird. Da ist den Organisationen, die mit diesen Menschen arbeiten, doch mehr zu trauen.

Ad personam:
Charlie Bader ist Musikmanager (Ernst Molden, Der Nino aus Wien und andere) und arbeitet seit 23 Jahren bei einer großen NGO mit Migrationen und Migranten und Flüchtlingen (Rechtsberatung, Projektkonzeption und -Leitung).