Leitfaden für allein reisende Frauen

Lass dir von niemandem einreden, dass Frauen nicht alleine reisen sollten. Du kannst fahren, wohin du willst, solange du gut vorbereitet bist und auf dich aufpasst. Man sollte sich keine Illusionen über die Gefahren machen. Sicherheit ist definitiv ein größeres Thema bei allein reisenden Frauen als bei Männern. Dazu und zu anderen Themen ein paar Tipps aus der Erfahrung einer leidenschaftlich allein reisenden Frau.

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Wir kennen ihn alle, den dreckig grinsenden Typen, der in einem überfüllten Bus neben uns steht und in jeder Kurve unsere Brüste mit den Haltegriffen verwechselt. Eine Kollegin erzählte mir, sie habe in Sri Lanka eine Frau beobachtet, die einfach ihren Flip Flop auszog und den Mann laut schimpfend damit zu ohrfeigen begann. Die Lightversion davon ist, ihn so laut du kannst aufzufordern, gefälligst Abstand zu halten. Das erregt die Aufmerksamkeit anderer Fahrgäste und blamiert ihn. Grundsätzlich empfiehlt es sich aber, gleich beim Einsteigen die Nähe einer Familie oder einer anderen Frau zu suchen. Selbst zwielichtige Typen haben oft Skrupel, jemanden vor den Augen einer Mutter und ihren Kindern zu begrapschen.

© flickr.com / Stéfan - CC BY 2.0

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Es gibt Dinge, die will man nicht in einer Apotheke auf der anderen Seite der Welt pantomimisch darstellen müssen. Kümmere dich daher am besten vor der Abreise darum, dass du genug Binden oder Tampons bei dir hast. Sollten dir diese abhanden kommen, frag einheimische Frauen um Rat. Wer glaubt, dass so etwas in jedem Land gleich aussieht, kennt nur die halbe Wahrheit. Außerdem sind die Autobahnklos an den Enden der Welt oft nicht die saubersten. Kauf also Hygieneartikel, die man schnell und leicht wechseln kann.

© flickr.com / ocaras - CC BY-SA 2.0

© flickr.com / ocaras – CC BY-SA 2.0

Haare. Du brauchst kein Glätteisen und keinen Lockenstab. Es ist Unsinn so etwas auf Reisen mitzuschleppen. Denk lieber daran, dass es in vielen Ländern kaum Wasserdruck in der Dusche gibt und dass billigere Hotels oft kein heißes Wasser haben, auch wenn sie das behaupten. Wer also sehr lange oder dichte Haare hat, sollte erwägen vor der Safari zum Friseur zu gehen.

© flickr.com / adrian8_8 - CC BY 2.0

© flickr.com / adrian8_8 – CC BY 2.0

Lass dich nicht abzocken! Es ist okay dem Taxifahrer ein- oder zweimal den Touristenaufschlag durchgehen zu lassen, wenn man um 3 Uhr früh todmüde irgendwo ankommt. Auf die Dauer wird es dich aber zu ärgern beginnen und kann dir die Reise verderben. Vor einiger Zeit erlebte ich den inspirierenden Auftritt einer französischen Fotografin, die den Besitzer eines Autoverleihs mitten in Afrika partout nicht bezahlen wollte, weil er sich nicht an die Abmachung gehalten hatte, den Truck vollzutanken. Sie verlangte genauso behandelt zu werden, wie zu Hause in Frankreich. Und der Autoverleiher gab schließlich nach.

© flickr.com / jay.tong - CC BY-ND 2.0

© flickr.com / jay.tong – CC BY-ND 2.0

Hab immer eine Kopie deiner Papiere, Flugtickets und eine Liste mit den Notfallnummern deiner Kreditkarten dabei und verwahr sie separat von den Originalen. Auf langen Reisen kann es von Vorteil sein, auf den Gebrauch einer Geldbörse zu verzichten. Taschendiebe können lederne Geldbörsen viel schneller ertasten, als zum Beispiel einen kleinen Stoffbeutel in dem du Bargeld aufbewahrst.

© flickr.com / Flavia_FF - CC BY 2.0

© flickr.com / Flavia_FF – CC BY 2.0

Hab keine Angst vor nichts und niemandem. Grundsätzlich sind die meisten Menschen, egal in welchem Land keine Sittenstrolche und Verbrecher. Wenn dir aber trotzdem mulmig wird, vertrau dir selbst. Es gibt einen Grund dafür, dass der Mensch in großer Höhe nervös wird, sich inmitten von riesigen Menschenmassen unwohl fühlt und nicht gerne nachts durch fremde Straßen geht. Wenn dir dein Gefühl sagt, dass du irgendwo besser nicht hineingehen solltest, dann mach das auch nicht. Kommt dir eine Gruppe Menschen auf einmal seltsam vor, bleib nicht mit ihr allein. Wenn ein Gespräch auf unerwartet hitzig wird oder eine bedrohliche Richtung einschlägt, so hilft es oft, wie zufällig von seiner Familie zu sprechen. Das ist ein banaler Tipp, der mir aber schon oft geholfen hat. Geschichten von jüngeren Geschwistern oder von der Lieblingsspeise der Mutter erinnert das Gegenüber daran, dass man jemandes Tochter ist. Es stellt Nähe her, wo Fremde ist.

© flickr.com / katerha - CC BY 2.0

© flickr.com / katerha – CC BY 2.0

Flirten macht Spaß, speziell im Wissen, dass man die Stadt am nächsten Tag verlässt und sich nicht mit etwaigen Konsequenzen auseinandersetzen muss. Flirten kann helfen einen Sitz in einem ausgebuchten Bus zu bekommen oder Essen nach Küchenschluss. Auf Urlaubsflirts sollte man keinesfalls verzichten, aber es ist dabei Vorsicht geboten. Verrate nicht gleich, in welchem Hotel du übernachtest. Triff deine neue Eroberung nicht allein und wenn doch, dann irgendwo, wo andere Leute sind. Spiel nicht Katz und Maus mit jemandem dessen Temperament du nicht kennst, speziell wenn Alkohol im Spiel ist. Apropos Alkohol, mit Leuten, denen man nicht vertraut sollte man nie zu viel trinken. Es ist wichtig die Kontrolle zu behalten und zu jedem Zeitpunkt in der Lage zu sein eine gefährliche Situation zu erkennen.

© flickr.com / B Rosen - CC BY-ND 2.0

© flickr.com / B Rosen – CC BY-ND 2.0

Sich im Ausland zu verlieben geht bekanntlich viel leichter als zu Hause. Das liegt daran, dass wir im Urlaub glauben, andere Menschen zu sein, freier, abenteuerlustiger und all der andere Unsinn. Wenn du morgen aufwachst, bist du aber immer noch du, daher kann es nicht schaden die eigenen Motive und die des Mannes einem Realitätscheck zu unterziehen bevor man den Umzug plant. Es mag hart klingen, aber es ist ein Fakt, dass Männer in sehr armen Ländern eine Europäerin oft als goldenes Ticket aus ihrem Dilemma ansehen. Das ist legitim, aber nichts für dich. Vor unerwünschten Zuneigungsbekundungen kann man sich gut mit einem Ring schützen, den man als Ehering ausgibt.

© flickr.com / FreeRishad - CC BY-ND 2.0

© flickr.com / FreeRishad – CC BY-ND 2.0

Davon abgesehen, lüge nicht. Es gibt Situationen, in denen es einfacher scheint zu behaupten, dass man gläubiger Christ ist, den Armen immer genug spendet, seine Jungfräulichkeit noch hat, das eine oder andere Volk verabscheut oder das man gerne gekochte Innereien isst. Menschen überall auf der Welt verfügen unabhängig von Alter oder Wohlstand über die Gabe eine schlechte Lüge zu enttarnen. Wenn möglich, sollte man jedem so viel Respekt entgegenbringen ihm die Wahrheit zu sagen. Belogen zu werden macht Menschen mit Recht wütend und das kann auch gefährlich werden.

© flickr.com / Ahron de Leeuw - CC BY 2.0

© flickr.com / Ahron de Leeuw – CC BY 2.0

Mach keine falschen Versprechungen. Du hast die Leute aus der Hütte gegenüber kennengelernt und sie waren auch ganz nett für ein paar Tage. Sie wollen in Kontakt bleiben, fragen, ob man ihnen Arbeit vermitteln kann, oder wollen wissen, wie schwer bewacht die Grenzen der EU sind. Freunde in anderen Ländern zu haben kann ein wertvolles Geschenk sein. Man sollte jedoch auf der Hut sein, was davon ehrlich gemeint ist und keine falschen Hoffnungen wecken. Versprich niemandem, dass du dich melden wirst, wenn du das nicht vorhast.

 

Lust auf’s Reisen bekommen? Teresa Reiter hat ein Interview mit zwei Mitgliedern des Frauenreisenetzwerks Women Welcome Women World Wide geführt: www.biorama.at/women-welcome-women-world-wide

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