Was englischer Rasen und Blumenwiese gemeinsam haben

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(c) Barbara Schrattenholzer

 

Na klar: Beide dürfen nicht betreten werden. Doch wo der Rasen viel Aufmerksamkeit und Pflege braucht, ist die Blumenwiese unkompliziert und dafür um einiges bunter und spannender. Ein kleiner Leitfaden für mehr Geblühe im Garten.

Zunächst die Fakten: Dünger und Pestizide, ja sogar die Bewässerung kann man sich bei einer Blumenwiese sparen. Was es braucht, ist lediglich ein bisschen Geduld und die Bereitschaft, der Natur ihren Lauf zu lassen. Als Belohnung winkt ein buntes, vielfältiges Paradies für Schmetterlinge & Co., das die ganze Saison über neue Akzente in den Garten bringt.

Blühfleck (c) Barbara Schrattenholzer

Blühfleck (c) Barbara Schrattenholzer

Was ist eigentlich eine Blumenwiese?

In der Vegetationsökologie unterscheidet man verschiedene Wiesentypen, je nach Standort, Nährstoffangebot und Bodenbeschaffenheit: Magerwiesen, Fettwiesen, Trockenrasen, und viele mehr. Diese natürlich vorkommenden Wiesen sind kleine Ökosysteme für sich. Möchte man nun ein Stück seines Gartens in eine Blumenwiese umwandeln, wird einfach eine gute Mischung von Wiesensaatgut auf die gewünschte Fläche aufgebracht (Details siehe unten). Was dann keimt, hängt ab von der Bodenbeschaffenheit, dem Klima (z.B. dem Feuchtigkeitsangebot – Grundwasser, Regen) und der Mahd.

Diejenigen Pflanzen, die mit dem natürlichen Angebot zurechtkommen, werden keimen und sich ihren Weg nach oben bahnen. Im Handel sind fertige Mischungen erhältlich, hier gilt: je höher der Anteil an Kräutern (= die Blumen, nicht die Gräser), desto besser, denn die Gräser siedeln sich sowieso gerne von alleine an.

(c) Barbara Schrattenholzer

(c) Barbara Schrattenholzer

3 Möglichkeiten, um eine Blumenwiese anzulegen:

  1. Aussäen bzw. Neuanlage: eignet sich für Flächen, die etwa im Zuge eines Hausbaus entstanden sind und wo gerade nichts wächst. Die Samen werden dort breitwürfig ausgestreut, der Kräuteranteil kann bis zu 70% betragen.
  2. Einsäen: auf einer bereits vorhandenen Wiesen- oder Rasenfläche werden die Früchte und Samen von Wiesen in der Umgebung ausgestreut. Das hat den Vorteil, dass man dabei auf Arten zurück greifen kann, die an Standort und Umgebung bestens angepasst sind und sich dort wohlfühlen. Selbst gesammeltes Saatgut verfügt im Vergleich zu gereinigtem Saatgut noch über Mechanismen, mit denen die Samen in die Erde kommen; es braucht also keine offene Fläche, denn die Samen suchen sich ihren Weg, etwa durch Dreh- und Schraubvorrichtungen. Wichtig: laut gesetzlichen Bestimmungen sammeln.
  3. Setzen von fertigen Pflanzen: für Eilige, die rasch Erfolge sehen wollen, oder für die Umwandlung einzelner Zonen geeignet. Mittlerweile gibt es im Handel auch ein Angebot an vorgezogenen Wildblumen, Bezugsquellen (siehe www.rewisa.at).

Wie pflege ich meine Blumenwiese?

Die Antwort ist: wenig, aber dafür gezielt. Sie wird zweimal im Jahr gemäht, dabei geht man folgendermaßen vor: Die erste Mahd nimmt man dann vor, wenn die Margeriten ihre Blütenköpfe geöffnet haben. Auch wenn das noch so schön aussieht, jetzt wird gemäht! Und zwar jedes Jahr zur Margeritenblüte. So kann sich die Wiese gut entwickeln. Nach dem Mähen soll das Heu 1-2 Tage liegengelassen werden, damit die Samen an Ort und Stelle verbleiben. Die zweite Mahd erfolgt dann gegen Ende September.

Blumenwiese (c) Barbara Schrattenholzer Natur im Garten

Wunderschöner Kompromiss: der Blumenrasen

Nachdem Blumenwiesen nicht betreten werden sollen, gibt es noch eine andere Möglichkeit: den Blumenrasen. Das Prinzip ist hier dasselbe wie oben: die Blumen kommen, indem ich sie zulasse. Sofern die Möglichkeit besteht, dass Samen aus der Umgebung zuwandern können. Wenn der Garten umgeben ist von hohen Betonmauern, muss mit Saatgut nachgeholfen werden.

Ansonsten ist es spannend, zu beobachten, welche Pflanzen von selbst einwandern: Kriechender Hahnenfuß, Löwenzahn, Pippau und Habichtskraut, die Gundelrebe und der Günsel bis hin zu Weißklee – einfach abwarten und beobachten.

Der Blumenrasen ist trittfest und wird nach Bedarf gemäht.

Mähen kann übrigens auch kreativ sein: einfach einzelne Inseln stehen lassen und schauen, was sich da entwickelt. Soll sich das Bild über die Jahre entwickeln, muss darauf geachtet werden, immer dieselben Inseln stehenzulassen (mit Pflanzstäben o.ä. die Ecken kennzeichnen).

Wer wenig Platz hat, dem sei die Gestaltung von Blühflecken aus einjährigen Pflanzen ans Herz gelegt (eignet sich auch super für Balkonkisterl):

Kapuzinerkresse, Ringelblume, Phazelie, Cosmea, Kornrade keimen schnell und blühen teilweise bis in den Winter hinein.

 

Für Fragen ist das „Natur im Garten“ Telefon unter 02742/74 333 da. Siehe auch www.naturimgarten.at

 

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