Da bewegt sich was

Das Elevate-Festival bringt seit 2005 die Grazer und ihre Gäste nicht nur zum Tanzen, sondern auch zum Nachdenken. Pop und Politik gehen hier noch Hand in Hand. Damit die Apokalypse  nur ein schmissiges Motto bleibt.

 

„Die Welt retten in drei Schritten“ – so etwas in der Art müssen sich die Verantwortlichen gedacht haben, als sie das Diskurs- und Filmprogramm zusammengestellt haben. Natürlich und leider ist es nicht so einfach. Aber mit der Aufteilung in „Understand!“, „Act!“ und „Develop!“ ist ihnen nicht nur eine schlüssige und verständliche Gliederung der Vorträge und Diskussionen gelungen. Weit weg von trockener Theorie (und letztlich im Gegensatz zum Festival-Slogan) folgten die Beiträge einer Dramaturgie für Herz und Verstand zugleich.

Gerade um die komplexen Zusammenhänge der jetzigen Situation zu verstehen, muss man schon seinen Kopf einschalten. Klima- und Kapitalismuskrise sowie atomare Bedrohung – hörte man den anwesenden Rednern so zu, konnte man tatsächlich in eine apokalyptische Stimmung verfallen. Um sich davon etwas zu erholen, gab es, über den Stadtpark verteilt, kostenlos Beats, Schlager und Experimentelles.

Der Freitag begann schon zuversichtlicher. Verschiedene bereits existierende und funktionierende Projekte zu Selbstorganisation, Energiewende und Nahrungsmittelversorgung zeigten mögliche Wege selbst aktiv zu werden, zumindest um jeweils eines der aktuellen Probleme anzupacken. Apropos Nahrungsmittelversorgung – die war vegetarisch und kam von der Gemüsewerkstatt und Ginko, beide in Graz ansässig. Abends verwandelte dann Kevin Martin alias The Bug den Dom im Berg in seine persönliche Dancehall. Der britische Produzent und Musiker kuratierte dessen freitägliches Nachtprogramm und schmückte es mit Namen wie DJ Rashad, DJ Spinn und Disrupt, dem Gründer von Jahtari. Im Tunnel sorgten derweilen und unter anderem Redshape, A Made Up Sound/2562 und zu guter Letzt die Wienerin Fauna für die Rhythmen der Nacht.

Mit weiteren Lösungsmöglichkeiten, die Demokratie neu zu entwickeln und eine solidarische Ökonomie zu gestalten, machte der Samstag weiteren Mut für die Zukunft. Der von Martin Scorsese produzierte Dokumentarfilm „Surviving Progress“ zeigte noch einmal die dringende Notwendigkeit zu handeln. Inspiriert von den Diskursen und Ideen der letzten drei Tage ließ es sich bei einer exquisiten Musikauswahl – von Moodyman über Andrés bis, zum Schluss, Florian Puschmann – ganz zuversichtlich in den neuen Tag tanzen.

 

FOTOS: Lupi Spuma, Lia Rädler und Andreas Edler

TEXT: Sandra Adler

 

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