Trend Backyard Chicken?

Wer heutzutage einen Garten hat, hat zumindest schon mit dem Gedanken gespielt: Hendln. Seit über zehn Jahren lässt sich irgendwie ein Trend beobachten, was sagen die Zahlen?

Bild: istock/RyanJLane

Der Traum vom eigenen Haus wird gerade um die Hühnerherde erweitert. »War es bis Anfang der Achtzigerjahre ein notwendiges Übel zur Kosteneinsparung Hühner selbst zu halten, entwickelte sich die Hühnerhaltung seit gut zehn Jahren für viele Familien zu einem Hobby«, sagt Oliver Bernhauser, zuständig für Geflügel bei der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Die Zahl der privaten Hühnerhalter ist im Steigen, das ist unbestritten, aber bis jetzt ist die Informationslage zur privaten Hühnerhaltung ein Fleckerlteppich.

Dunkelziffer in der Hühnerhaltung

In Österreich müsste zwar jedes Nutztier gemeldet werden, aber die Tiere werden nur bis zu einer gewissen Größe gechipt – nämlich bis zur Größe des Huhns. Eine Ziege kommt bereits vom Züchter mit Markerl im Ohr und ist im Veterinärinformationssystem (VIS) registriert. Hühner werden nicht mehr gechipt und sind beim Verkauf also nirgends registriert. Die Meldung eines Haushuhns wäre zwar innerhalb von 7 Tagen bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde verpflichtend, aber so etwas wird gerne mal aufgeschoben und dann einfach vergessen. Deswegen gehen die Behörden von einer hohen Dunkelziffer aus. 2019 waren in Wien (1,9 Millionen EinwohnerInnen) 317 Hühnerhaltungen registriert. 2016 waren es noch 189. In Bayern mit 13 Millionen EinwohnerInnen zeigte sich ein ähnlicher Anstieg: 2019 waren 28.470 Hühnerherden mit weniger als 20 Tieren gemeldet, 2016 waren es 27.400. »Viele HobbyhalterInnen glauben, dass die Anzeige- und Meldevorschriften für sie nicht gelten«, meint Michael Siebenhütter von der Bayrischen Tierseuchenkasse, wo bayrische HühnerhalterInnen ihre privaten Herden melden müssten. 

Hühner halten: artgerecht im eigenen Garten

Forschung zur privaten Hühnerhaltung gibt es ebenso wenig, zumindest sei Werner Zollitsch vom Institut der Nutztierwissenschaften an der BOKU Wien keine bekannt. Auch bei Citizen Science gibt es zur Zeit kein Projekt, das private Hühnerhaltung wissenschaftlich begleitet. Zollitsch meint aber, auch in seinem privaten Umfeld werden »eigene Hendln« immer mehr zum Thema. Er führt das auf ein stärkeres Bedürfnis nach einem »Zurück-zur-Natur«-Gefühl zurück. »Man könnte sich überlegen, ob diese Form Hühnerhaltung irgendwie in Beziehung zu zunehmenden gärtnerischen Aktivitäten steht oder in einem ähnlichen Umfeld stattfindet«, sagt er. Für ihn ist jedenfalls wichtig, dass die Hühnerhaltung nicht ohne eine gewisse Grundbildung erfolgt: »Ein Grundverständnis der Biologie von Geflügel und seiner Bedürfnisse ist auch für HobbyhalterInnen unverzichtbar.“ 

Kurse für Hühner-EinsteigerInnen und Fortgeschrittne in Österreich:
Kooperative Natürlich Bio – 29 € pro Modul
Ländliches Fortbildungsinstitut (LFI) – 40 € für 4 Einheiten

Kurse für HühnerhaltungseinsteigerInnen und -Fortgeschrittene in Deutschland:
Bayerisches Versuchs- und Bildungszentrum für Geflügelhaltung Kitzingen – 150 € für einen einwöchigen Grundkurs

Meldung von Hühnerherden:
Deutschland: Örtliche Tierseuchenkasse www.btske.de 
Österreich: Örtliche Behörde (Magistrat, Bezirksamt, Bezirkshauptmannschaft, Gemeinde)