Sportlich zur Nachhaltigkeit! – Wettbewerb für umweltbewusste Sportveranstaltungen

Beim „Sportlich zur Nachhaltigkeit!“-Wettbewerb werden die besten „Green Events“ unter den österreichischen Sportveranstaltungen ausgezeichnet. Biorama sprach mit DI Christian Pladerer, Leiter des Österreichischen Ökologie-Institutes.

Welche Ziele verfolgt der Wettbewerb „Sportlich zur Nachhaltigkeit“?

Das Österreichische Ökologie-Institut organisiert im Auftrag des Bund-Bundesländer-Netzwerk „Nachhaltige Feste in Österreich“, getragen vom Lebensministerium und den Ländern Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Wien einen österreichweiten Wettbewerb Sport-Umwelt-Wettbewerb 2011.

Die Ziele des bundesweiten GREEN EVENTS AUSTRIA Netzwerkprojekts „Sportlich zur Nachhaltigkeit!“ sind

1) Gute Umsetzungsbeispiele auf die Bühne bringen wie: Mehrwegbecher beim Getränkeausschank, Getrennte Abfallsammlung bei Events, regionale Fruchtsäfte im Verpflegungszelt, Bio-Essen für LäuferInnen, Start-Ziel-Vereinshaus mit Solaranlage, mit dem Fahrrad zum Tennisturnier, etc.

2) Nachhaltigkeit, Umweltstandards und regionalen Mehrwert als „Markenzeichen“ in nicht-kommerziellen Sport- und Freizeitsektoren verbreiten

3) Bundesländer können die laufenden Green-Event-Initiativen (z.B. G’scheit Feiern in der Steiermark, Ghörig Feschta in Vorarlberg, Sauberhafte Feste in NÖ, Umweltfreundliche Gastlichkeit in Salzburg, Fest Feiern in ÖO, ÖkoEvent in Wien, etc.) im Jahr 2011 auf diesen speziellen Schwerpunkt ansetzen

4) Motivation und Anerkennung für ehrenamtlich tätige Personen, die gute Leistungen im Sinne des Umweltschutzes, der Jugendarbeit und der Nachhaltigen Entwicklung erbringen

5) Die Nachhaltigkeits-Initiativen der Partner und Sponsoren zu präsentieren.

Wer kann bei diesem Wettbewerb teilnehmen?

Als Sportveranstaltungen gelten Events, die wettbewerbsähnlichen Charakter haben und mit einem eindeutigen Ranking der TeilnehmerInnen abgeschlossen werden. Für ZuseherInnen und / oder für TeilnehmerInnen muss die Veranstaltung öffentlich zugänglich sein (firmeninterne Sportveranstaltungen sind bspw. nicht teilnahmeberechtigt). Eine Mindestzahl an TeilnehmerInnen oder ZuseherInnen ist nicht festgelegt.

Wie nimmt man am Wettbewerb teil?

Der erste Schritt ist die Registrierung: Registrieren Sie sich mit dem Online-Formular. Um Ihre Emailadresse zu überprüfen, wird Ihnen ein automatisch erstelltes Email zugesandt, auf das Sie – wie in dem Email beschrieben – reagieren müssen (das ist eine Vorsichtsmaßnahme um uns vor Anmeldungen von Spammern zu schützen). Damit ist Ihre Registrierung für den Wettbewerb abgeschlossen und Sie haben damit ein eigenes Konto auf dieser Website.

Anmeldung Ihrer Sportveranstaltung: Nach der Registrierung können Sie sich mit Ihrer Emailadresse und Ihrem Passwort auf dieser Website anmelden und Ihre Sportveranstaltung zum Wettbewerb einreichen. Dafür steht ein einfaches Formular zur Verfügung (eine Demo-Version finden Sie hier). In diesem bitten wir Sie um einige grundlegende Angaben zu Ihrer Veranstaltung und um mindestens drei Maßnahmen, die Ihre Veranstaltung zu einer nachhaltigen machen. – Sobald Sie Ihre Eingaben speichern, können Sie beim Wettbewerb „Sportlich zur Nachhaltigkeit“ gewinnen.

Nach der Anmeldung zum Wettbewerb können Sie Ihre Eingaben laufend überarbeiten, indem Sie sich erneut mit Ihrer Email-Adresse und Ihrem Passwort auf dieser Website anmelden und dann zum Beispiel Ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen näher beschreiben.

Verbessern Sie Ihre Gewinnchance, indem Sie nach Ihrer Veranstaltung die Erfolge Ihrer Maßnahmen dokumentieren. Dies kann durch Bilder, Fotos, Interviews, Lob und Tadel aus dem Publikum oder vom Organisationsteam geschehen.

Einreichschluss: Alle Veranstaltungen, die bis 28.Oktober 2011 stattfinden, können am Wettbewerb teilnehmen. Bis zwei Wochen danach können Sie die umgesetzten Maßnahmen über diese Website dokumentieren.

Was sind die Kriterien?

Eine internationale Jury bewertet die Einreichungen. Kreative und innovative Lösungen, mit Vorbildwirkung für Aktivitäten im Vereinsleben, werden dabei besonders gewürdigt. Die Kriterien sind:

Abfall: vermeiden & trennen

Geschirr: Mehrweg > Pfand > Recycling

Lebensmittel: Bevorzugen Sie regionale und saisonale Speisen und Getränke oder Bio-Qualität und Produkte aus fairem Handel!

Verkehr: Nutzen Sie bestehende Infrastrukturen, den öffentlichen Verkehr und setzen Sie auf das Rad!

Energie: Verringern Sie Ihren Energieverbrauch und setzen Sie auf erneuerbare Energien

Soziale Verantwortung: Setzen Sie auf regionale Initiativen, ein partnerschaftliches Verhältnis im OK Team, Produkte aus fairem Handel, Lärmvermeidung und barrierefreien Zugang

Die besten drei Sport-Events im Sinne der Nachhaltigkeit können Anfang nächsten Jahres mit einer Auszeichnung rechnen.

Die GewinnerInnen werden schriftlich verständigt und anlässlich der Preisverleihung öffentlich bekannt gegeben. Bundesminister Niki Berlakovich überreicht bei der Auszeichnungsveranstaltung im Februar 2012 die Preise an die jeweiligen GewinnerInnen.

Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit (bisher) bei Sportveranstaltungen?

In Österreich finden jährlich tausende Sportveranstaltungen statt. Diese Veranstaltungen haben große wirtschaftliche, aber auch soziale und kulturelle Bedeutung. Veranstaltungen verursachen aber auch große Mengen an Abfällen und Emissionen und beeinträchtigen damit unsere Umwelt. Daher berücksichtigen immer mehr VeranstalterInnen Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte in der Planung und Durchführung ihrer Veranstaltungen. »Green Events« zeichnen sich durch Themen wie die umweltfreundliche Anreise der Gäste, die Verwendung regionaler und biologischer Produkte, Abfallvermeidung oder die Einbindung der Bevölkerung in die Planung und Durchführung von Veranstaltungen aus.

Beispiel 1: „Umwelt am Ball“

„Umwelt am Ball“ ist die gemeinsame Nachhaltigkeits-Initiative des Lebensministeriums und „2008 – Österreich am Ball“ zur Fußball-EM 2008. Die Fußball-Europameisterschaft war nicht nur die größte Veranstaltung, die Österreich und die Schweiz jemals durchführt haben, sondern war auch die erste Fußball-Großveranstaltung mit einem umfassenden Nachhaltigkeitskonzept. Es enthielt 60 Maßnahmen für Umwelt, Wirtschaft und Soziales/Kultur. Beispielhaft sind die ökologischen Erfolge bei der Lenkung der Besucherströme auf öffentliche Verkehrsmittel, bei der Versorgung der Stadien mit Ökostrom und im Abfallmanagement durch den Einsatz von Mehrwegbechern und konsequentes PET-Recycling.

Insbesondere im Verkehrssektor wurde mit einem sehr hohen öffentlichen Verkehrsanteil ein neuer Standard für künftige Großveranstaltungen gesetzt. Dabei spielte sowohl das Kombiticket (Matchticket als 36h-Generalabonnement für den öffentlichen Verkehr in Österreich und der Schweiz) wie auch das stark erweiterte Verkehrsangebot eine wesentliche Rolle. Neben der sehr guten öffentlichen Erreichbarkeit haben die acht Turnierstadien auf Grund ihres Umweltmanagementsystems in vielerlei Hinsicht Vorbildcharakter.

Der Strombedarf der Stadien konnte während der EURO 2008 durch Ökostrom abgedeckt werden, durch den Einsatz von Mehrwegbechern und einem umfassenden PET-Recycling konnten Abfallmengen vermieden werden. Die für die EURO 2008 errichteten bzw. erweiterten Stadien werden in Österreich für eine langfristige Verbesserung der Sportinfrastruktur sorgen.

Sowohl Stadien als auch Fanzonen der EURO 2008 waren barrierefrei zugänglich, in den Stadien standen insgesamt 4.100 Rollstuhlplätze bereit. Ein spezielles Service ermöglichte es auch blinden und sehbehinderten Menschen, das Spielgeschehen mit Hilfe eines Audio-Kommentars live im Stadion zu verfolgen. Zahlreiche Projekte zur Fanbetreuung, Anti-Rassismus-Initiativen und Kulturprogramme rundeten das Rahmenprogramm ab.

Wichtigste Maßnahmen:

-Klimaneutrale Großveranstaltung: Die tatsächlichen Treibhausgas-Emissionen für Stadien, Fanzonen und Mobilität konnten durch die gesetzten Maßnahmen mit rund 18.000 Tonnen in Österreich weit unter den ursprünglichen Prognosen gehalten werden. Die „Umwelt am Ball“-Partner brachten insgesamt € 124.000,- für den Klima-Kompensations-Topf „Climate Austria“ auf, womit 8.500 Tonnen CO2  durch zusätzliche Klimaschutzprojekte in Österreich ausgeglichen werden konnten. Weitere 10.000 Tonnen CO2   konnten durch die im Rahmen von „Umwelt am Ball“ initiierten Klimaschutzprojekte in Kommunen, Sportvereinen und Tourismusbetrieben kompensiert werden.

-Stadien wie auch Fanzonen der EURO 2008 waren barrierefrei zugänglich.

-Der Strombedarf der Stadien konnte während der EURO 2008 durch Ökostrom abgedeckt werden.

– umfassendes PET-Recycling

-EMAS-Zertifizierung von Österreichischen Stadien

-Kombiticket: Matchticket als 36h-Generalabonnement für den öffentlichen Verkehr in Österreich und der Schweiz

Beispiel 2: Eco Events – Jugend für Umwelt und Sport in Wien

Die Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich (ASKÖ) versucht gemeinsam mit dem Österreichischen Ökologie-Institut auf ihren Sportanlagen nachhaltige Optimierungsmaßnahmen umzusetzen. Zuerst wurden in einem Pilotprojekt drei Sportanlagen unter die Lupe genommen.

Im Folgenden sollen dann die Erkenntnisse und Erfahrungen auf andere Anlagen übertragen werden.

Wesentliche Maßnahmen:

* Einführung der Abfalltrennung im Kantinenbereich

* Ausschließliche Verwendung von Mehrwegbechern

* Abfalltrennung auf dem gesamten Gelände der Sportanlagen

Beispiel 3: Green Mountainbike Weltcupfinale Planai Schladming 06-08

Bereits drei Mal wurde 2008 der Mountainbike Weltcup in Schladming als „Green Event“ durchgeführt. Im Mittelpunkt stand dabei eine ökonomische Nutzung der Ressourcen, ohne die Umwelt aus den Augen zu verlieren und sie stattdessen in den Mittelpunkt zu stellen.

Es trafen sich in Schladming die weltbesten Mountainbiker und -bikerinnen. Verkehrs- und Abfallvermeidung, Energieeffizienz, CO2-Neutralität, Einsatz von Bioprodukten, Jugendschutz und geschlechtersensible Formulierung sind die Hauptpunkte des Green Event Konzepts.

Im Zuge der Veranstaltungsvorbereitungen wurden ein Mountainbike-Lehrpfad eröffnet, der Wissen um das umweltschonende und rücksichtsvolle Verhalten im Wald vermittelt und die Broschüre „Fair Play im Wald“ erstellt. Die Preise wie zum Beispiel ÖGUT Umweltpreis, Steirischer Umweltschutzpreis, Tourismusinnovationspreis der Wirtschaftskammer Steiermark geben dem Event recht und motivieren nachhaltige Innovationen stets neu zu realisieren.

Als besonderer Themenschwerpunkt galt 2008 der soziale Bereich. Das Motto lautete „barrierefreie Sportveranstaltung“. Mit Hilfe des Kooperationspartners „Special Olympics Österreich“ wurde versucht, die Integration mittels eines Geschicklichkeitsparcours zu verstärken und eine Annäherung zwischen mental, körperlich behinderten und nicht behinderten Menschen zu intensivieren. Der Mountainbike Weltcup in Schladming hat das Thema „Menschen mit Behinderung“  intensiv aufgegriffen und in diesem wichtigen Bereich einen nachhaltigen Reflexionsprozess gesetzt.

Beispiel 4: World Gymnaestrada Dornbirn 2007

Seit 1953 treffen sich tausende begeisterte Turnerinnen und Turner aus vielen Ländern Europas und anderen Kontinenten eine Woche lang zu einem Festival des Breitensports.

Gruppen ab 10 Personen zeigen in kunst- und phantasievollen Choreografien Turnsport in vielen Spielarten: Gymnastik, Showtanz, Akrobatik, Hochgeschwindigkeitsturnen, Aerobic, synchrones Geräteturnen, Rhönrad, Rope Skipping und vieles andere. Die Weltgymnaestrada ist kein Wettbewerb. Die Werte liegen in faszinierender Bewegung und internationaler Begegnung. Die Teilnehmer zeigen frei von Wertungs- und Punktedruck dennoch turnsportliche Höchstleistungen.

Die 13. Weltgymnaestrada fand vom 8. bis 14. Juli 2007 in Dornbirn, Vorarlberg, statt. Erwartet wurden 22.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 56 Ländern aller fünf Kontinente. Gemeinsam mit dem Eidgenössischen Turnfest Frauenfeld 2007 entwickelte das Organisationsteam der Weltgymnaestrada ein modulares Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept für Sportveranstalter und Vereine. Ziel war es, die Grenzregionen der Gemeinschaft in ihrer Entwicklung zu fördern und das gegenseitige Verständnis sowie die wechselseitigen Kontakte in den verschiedensten Bereichen nachhaltig zu verbessern.

Das Umwelt-/Nachhaltigkeitskonzept der World Gymnaestrada 2007 umfasst neben den ökologischen Aspekten für eine umweltgerechte Großveranstaltung ebenso ökonomische und soziale Überlegungen.

Wichtigste Maßnahmen:

* 3 Bahnhöfe wurden erneuert bzw. saniert

* perfektes öffentliches Personen-Nahverkehrs-System für alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit Leitsystem und Handybenachrichtigung; Postbus brachte zum Beispiel Sportler, Sportlerinnen und Gäste reibungslos zu den verschiedensten Veranstaltungen und leistete 80.000 Mehr-km während der einwöchigen Veranstaltung;

* Catering nur mit Mehrweg (Porzellan, Glas, Kunststoffbecher)

* Catering zu ca. 80% regional, davon ein großer Teil biologisch

* alles behindertengerecht

Fotocredits: Green Events, Hans Ringhofer, World Gymnaestrada, Mountainbikeweltcup, Ökologie Institut

Einreichungen: bis 28.Oktober 2011

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