Slowfood auf der Berlinale

Im Hintergrund der Berliner Filmfestspiele vollzieht sich ein feiner ökologischer Wandlungsprozess. Anstatt überladener Buffets mit ungesundem Essen setzt man dort zunehmend auf qualitätsbewusstes Kochen mit der Prämisse, möglichst regionale Produkte zu verwenden. Auch beim Wein wurde heuer besonders darauf geachtet, dass man sich nicht am nächsten Tag an die Berlinale-Eröffnung nur noch mit Kopfschmerzen erinnert. Ausgewählt und verkostet von Fachleuten des Deutschen Weininstituts war eines der Kriterien, dass die Weine aus Baden, Rheinhessen und der Pfalz keinen zu hohen Alkoholgehalt haben und nicht zu schwer sind. „Beim Essen und Trinken geht es um Biodiversifikation“, erklärt Berlinale-Intendant Dieter Kosslick. „Nichts anderes ist ein Filmfestival als eine Diversifikation von Dingen. Es geht um Zusammenhänge, um kleine Einheiten, Independent-Produktionen oder industrialisierte Filme. Wir zeigen auf der Berlinale beides, und machen gleichzeitig diese Problematik bewusst.“
Vor vier Jahren begann mit der Reihe „Kulinarisches Kino“ ein neuer Reflexionsprozess. Es werden dabei nicht nur Filme gezeigt, im Anschluss gibt es jeweils ein Essen zum Film. Dazu wird mit Köchen und Filmemachern über Positionen zu Genuss und Lebensmittelproduktion diskutiert. Auf der Gästeliste standen bisher hochkarätige Experten wie Carlo Petrini, der Präsident von Slow Food, oder der Filmemacher und Gastrosoph Peter Kubelka. „Wir haben einen Prozess gestartet, der sich langfristig auch nach außen zeigen wird. Wir durchleuchten die einzelnen Festivalelemente und überlegen, wie und wo wir ökologische Ansätze einbringen können.“ Dabei treten mitunter auch programmatische Unvereinbarkeiten zutage: „Die Berlinale greift immer wieder entsprechende Themen auf, zu Global Warming, Ökologie und Umwelt. Da gibt es natürlich Widersprüche in unserem eigenen Agieren. Wenn zum Beispiel am Tage der Potsdamer Platz in hellstem Licht erstrahlt, ist das nicht gerade ökologisch. Wir haben uns gesagt, wir können nicht nur thematisieren, sondern wir müssen auch selbst anfangen zu handeln.“ Eine Neuerung für 2010 ist, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Berlinale die Pressefächer, in die täglich Tonnen von Papier eingeworfen werden, abgeschafft wurden. Das Infomaterial steht nun online zur Verfügung – und erspart einen Papierberg, der wenig später ohnehin in den Mülltonnen gelandet wäre.

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