Michaela Russmann: „Rohkost ist absolut kindertauglich“

Bild: Jochen Russmann

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Mit BIORAMA spricht Michaela Russmann über ihr neues Kochbuch „Rohness – Die vier Jahreszeiten“, Rohkostküche für Kinder und die optimalen Zutaten.

BIORAMA: Im Sommer sehnen wir uns nach knackigem Salat und frischem Obst. Wie wird einem aber im Winter warm, wenn die Küche kalt bleibt?

Michaela Russmann: Es wird dir warm mit Gewürzen wie Chili und Ingwer, mit der ganzen Palette der Ayurvedischen Küche. Man darf auch nicht vergessen: Rohkost bedeutet bis 42 Grad. Ich kann mir mein püriertes Rohkost-Süppchen also auch warm machen, wenn ich möchte. Die Gerichte sind ohnehin auf Zimmertemperatur und nicht richtig kalt. Ich persönlich esse im Winter gerne Kartoffeln, Suppen und Ofengemüse und ergänze diese dann mit Rohkost.

Dein Kochbuch trägt die vier Jahreszeiten bereits im Titel. In Kalifornien tut man sich leicht, 365 Tage roh und genussvoll zu speisen. Wie klappt das hierzulande?

Wir haben genügend Lagerware wie Rote Rüben, Äpfel, Birnen und Walnüsse. Den ganzen Winter wäre mir das und z.B. Vogerlsalat und Staudensellerie aber auch zu wenig. In meinem Kochbuch ist die Hauptzutat meistens eine saisonale, die ich in hierzulande bekomme. Ich hab aber auch Orangen mit drinnen, tiefgekühlte Beeren vom Sommer und einmal eine Ananas oder Mango. Ich hab versucht, die Exoten wegzulassen, aber komplett darauf zu verzichten wäre auch nicht alltagstauglich. Die Globalisierung hat zugeschlagen und ein paar Vorteile haben wir ja davon. Sich ein paar Gustostücke reinzuholen, ist auf jeden Fall in Ordnung.

Im Kochbuch gibt es eine eigene »kindgerecht«-Auszeichnung für Rezepte. Würdest du Rohkost als familientauglich bezeichnen?

Durch meinen eigenen Sohn und die vielen Kinder, die zu uns auf Besuch kommen, kenne ich mich da gut aus. Irgendwann weißt du, was ihnen schmeckt. Und Rohkost ist absolut kindertauglich. Zunächst einmal ist sie bunt, was Kinder lieben. Außerdem können sie beim Zubereiten und Schnippeln mitmachen, was für die Familie nett ist. Wenn das Kind mitmacht, will es das Gericht auch essen, weil es weiß, was drinnen ist und vorher schon gekostet hat. Man kann auch Dinge von der Optik her nachbauen. Besonders gerne haben Kinder z.B. die süße Form einer Pizza aus Obst.

Bild: Jochen Russmann

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Muss man bei Rohkost automatisch noch mehr auf die (Bio-)Qualität der Zutaten achten, da Keime und Pestizide ja nicht durchs Kochen abgetötet werden?

Ich ernähre mich ausschließlich mit biologischer Ware und empfehle das auch – zudem inzwischen jeder Diskonter Bio führt. Du bekommst Bio-Äpfel und Bio-Rote Rüben etc. ohne großen finanziellen Mehraufwand. Bei der Bio-Ananas schaut das wieder anders aus, genau deshalb verlassen wir uns in den Rezepten eben nicht auf diese teuren Exoten, sondern arbeiten mit Zutaten, die relativ günstig und auch am Bauernmarkt erhältlich sind – ob nun biozertifiziert oder nicht.

Welche Gerichte legst du Einsteigern für ihre ersten Rohkost-Erfahrungen in der aktuellen Saison ans Herz?

Etwas, das man vom Geschmack her schon kennt: Chinakohl und Feldsalat haben gerade Saison. Da kann man dann beim Dressing variieren und z.B. eines mit Nüssen oder Beeren machen. Oder roher Rosenkohl ganz fein geschnitten mit einem Orange-Ingwer-Dressing. Das ist nicht nur erfrischend und wärmend, sondern macht auch wahnsinnig satt. Die Abwechslung und die Farbe machen’s aus – und der Mut zum Ausprobieren.

»Rohgenuss – Die vier Jahreszeiten« von Michaela Russmann ist im Verlag Russmann & Sohn erschienen.

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