Oberflächenanalysen

kosmetik

BILD Elisabeth Els

Das Paradoxe ist ja: (Kosmetische) Erde besitzt eine intensive Reinigungskraft – und ist natürlich frei von chemischen Zusatzstoffen. Let’s get dirty!

Ein wahres Metaphernfeuerwerk könnte man an dieser Stelle zünden. Grobporige und glatte Oberflächen analysieren, von Krusten reden, Fettfilmen … Aber belassen wir es bei der einen Feststellung: Der Boden ist die Haut der Erde. Und was unseren Planeten schützt, kann für unsere Haut so schlecht nicht sein. Immerhin schmiert sich die Menschheit seit Jahrtausenden Dreck ins Gesicht – manchmal zur Tarnung, meistens vor allem zu kosmetischen Zwecken.

Heilerde, Lavaerde (übrigens hat das nichts mit Lava zu tun, sondern kommt vom lateinischen lavare = waschen), Wascherde, Rhassoul oder Ghassoul, rote, grüne und weiße Tonerde, Kaolin – die staubigen Schönmacher lassen sich vorrangig anhand ihrer Feinheiten unterscheiden. Entstanden sind sie aber alle im Deluvium, in der letzten Eiszeit. Da wurden Gletscher, Felsen und Gestein zu feinem Staub zermahlen. BIORAMA hat Naturkosmetik aus, mit und wie Erde getestet.

1// Ganz in Weiß

Kaolin, seines Zeichens nichts Geringeres als das »Gestein des Jahres 2013«, ist eine besonders feine, eisenfreie und daher sehr helle Tonerde. Mit Wasser angerührt entfernt die feinkörnige Erde – auch weiße Lavaerde oder Porzellanerde genannt – Schmutz und überschüssiges Fett von Haar und Kopfhaut. Lotusblütenextrakt und eine Mischung ätherischer Öle machen die Weiße Lavaerde-Waschcreme Lotusblüte zu einer kleinen Duftoffenbarung im eigenen Badezimmer.

www.logona.de

2// Ein besonderes Fleckchen Erde

Der Speick wächst in den Kärntner Nockbergen – und zwar nur dort, nirgendwo sonst auf der ganzen Welt. Die Ernte des Baldriangewächses ist eine sensible Angelegenheit, denn es müssen immer einzelne Wurzelteile der Pflanze in der Erde bleiben. Der daraus gewonnene Speick-Extrakt ist seit 2003 als »kontrolliert biologische Wildsammlung« zertifiziert. Die Speick-Seife ist heute ein Klassiker. Immerhin fand sie schon Luis Trenker gut.

www.speick.de

3// Mama Afrika 

In Subsahara-Afrika ist mehr als ein Viertel der Pflanzenbiodiversität der Welt beheimatet. Der Wissenschaftler Trevor Steyn ist mit der Entwicklung der Naturkosmetiklinie Esse angetreten, biologische Hautpflegeprodukte zu entwickeln und gleichzeitig das Bewusstsein für und den Schutz von Afrikas Biodiversität zu fördern. Die Esse Clay Mask aus Kaolin, Betonit und Olivenblattextrakt verbessert die Hautelastizität und spendet Feuchtigkeit für müde Haut.

www.esseorganicskincare.eu

4// Die Knolle als Schwamm

Der Kongy Konjac Sponge besteht aus Konjacmehl, hergestellt aus der Konjac-Knolle und Wasser. Wertvolle Mineralien und Vitamine machen das Schwamm-Wunder, das im südostasiatischen Raum seit über tausend Jahren verwendet wird, perfekt. Die Netzstruktur des Schwammes massiert die Haut sanft und regt die Durchblutung sowie die Neubildung von Hautzellen an. Für die Pflege von trockener und empfindlicher Haut wird dieser Konjac-Schwamm mit roter Tonerde angereichert.

www.konjac-sponge.com

5// Für Tensid-Allergiker

In vielen Reinigungsprodukten enthaltene Tenside trocknen die Haut schnell aus. Die Alva Rhassoul Waschcreme kommt ohne diese fettlösenden Substanzen aus und befreit auf natürliche Art und Weise von Schmutzpartikeln und überschüssigem Hautfett. Eignet sich auch zur therapiebegleitenden Pflege aknebelasteter Haut und für Tensid-Allergiker.

www.alva.de

6// Von Marokko nach Indien

Lava-Erde ist prinzipiell für jeden Haut- und Haartyp geeignet. Für schuppenfreies Haar bietet Farfalla das Balance Neem-Rhassoul Shampoo an. Rhassoul (auch Ghassoul, von: ghassala = waschen) ist das arabische Wort für Tonerde. Neem, die Wunderpflanze aus Indien, besitzt eine antibakterielle Wirkung. Ätherische Öle von Wacholderholz, Thymian und Rosmarin vitalisieren die Kopfhaut.

www.farfalla.ch

7// Bye, bye Schuppen

Auch  das Shampoo Lava Power basiert auf weißer Tonerde und löst sanft Fett und Schmutz. Wer Probleme mit Schuppen hat, sollte auf die Wirkung der Birke setzen, die seit jeher als natürliches Anti-Schuppen-Mittel gilt. Bio-Birkenblatt-Extrakt, Bio-Wacholderöl und Weidenrinden-Extrakt unterstützen das Gleichgewicht der Kopfhaut und sorgen für einen ziemlichen Frischekick.

www.sante.de

8// Unter die Haut

Die indigene Bevölkerung Australiens schwört seit Jahrtausenden auf Schlammpackungen mit Teebaumöl. Die feine Teebaumöl Peelingcreme mit Heilerde und Walnussschalenpulver reinigt porentief. Bio-Mandel- und Avocado-Öl hinterlassen ein babyweiches Hautgefühl. Ideale Reinigung und Pflege für reine, fettige und Mischhaut.

www.cmd-natur.de

9// Gebrannte Erde

Lehm mit Wasser vermischt ergibt eine leicht formbare Masse. Wird diese getrocknet oder gebrannt, wird die Form fest – Gegenstände aus Terrakotta sind fast so alt wie die Menscheitsgeschichte selbst. Und mindestens genauso lange kennt man also das typische warme, matte Rot mit brauner Untermalung. Der Lakshmi Lippenstift Terrakotta verleiht blassen Lippen eine lebendige Reminiszenz an den letzten Italien-Urlaub.

www.lakshmi.de

10// Porentief

Clear Waschcreme Heilerde von Alverde öffnet verschlossene Poren. Was erstmal so klingt, als wollten wir uns das nicht bildlich vorstellen, ist natürlich eine sehr feine Sache, um die Haut wirksam gegen Pickel und Mitesser zu pflegen.

www.dm.de

11/ Allrounder aus dem Altlasgebirge

In Nordafrika wird die elf Millionen Jahre alte Wascherde aus den Tiefen des Atlasgebirges seit Generationen zur traditionellen Pflege von Haut und Haar verwendet. Jalë Rhassul Wascherde in warmem Wasser auflösen und verrühren, bis ein dickflüssiges Gel entsteht. Ins feuchte Haar einmassieren und einwirken lassen. Für die Reinigung des Körpers wie ein herkömmliches Duschgel verwenden, gründlich aus- und abspülen.

www.tautropfen.de

Bildschirmfoto 2014-05-02 um 14.53.36

Erde im Mund? Sehr gern sogar. Diese selbstgemachte Zahnpasta ist 100% chemiefrei und verpackungssparend: 100 Gramm feine, weiße Heilerde (bekommt man in der Apotheke oder im Naturkosmetik-Laden) mit einer Prise Meersalz mischen und mit abgekochtem Wasser zu einer Paste vermischen. 3-4 Tropfen ätherisches Öl (z.B. Pfefferminzöl oder Salbeiöl) hinzufügen. Am besten immer nur in kleinen Mengen anrühren, weil die Zahnpasta schnell eintrocknet bzw. verdirbt.

VERWANDTE ARTIKEL