Kristallklar, rein und bio?

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Kein Nahrungsmittel gilt so natürlich und rein wie Wasser. Für den Körper ist es das wichtigste Lebenselixier. Aber kann und darf Wasser bio sein?

Am Wiener Stadtrand eröffnete vor wenigen Jahren Österreichs erste Bio-Konditorei. Also nicht in den zentralen Bobo-Bezirken, sondern am Stadtrand zwischen Gemeindebauten, wo der Begriff Bio oft eher abschreckt und maximal mit höheren Preisen assoziiert wird.

Ich war neugierig und hinterfragte schon bei meinem ersten Besuch den Bio-Charakter der Konditorei. Der Betreiber persönlich erläuterte mir sein Sortiment: Alle Zutaten der köstlichen Petit Fours stammen aus zertifiziert biologischer Produktion, vom Wiener Bio-Zucker bis zum Sahnehäubchen, von der Schokolade bis zur Handsemmel. Sogar das Bier wird aus dem 460 Kilometer entfernten Neumarkter Lammsbräu herangekarrt, um ein reines Bio-Sortiment zu offerieren. Ein reines? Nein – eine Ausnahme gibt es! Wasser. Denn Wasser, so der engagierte Kaffeehausbetreiber, kann nun mal nicht bio sein. Wasser ist halt Wasser und entspräche ohnehin allen Voraussetzungen für Bio-Qualität. Nur darf man es halt nicht so nennen.

Von der Quelle bis zum Gericht

Diese Meinung teilen aber nicht alle: Gerade die oben erwähnte Brauerei in der Oberpfalz kämpfte seit 2009 für den Begriff Bio-Wasser. Damals brachten sie mit dem »Bio Kristall« das erste Bio-Mineralwasser auf den deutschen Markt. Es dauerte nicht lange, bis eine Interessensgemeinschaft um den Bund deutscher Mineralwasserbrunnen auf Unterlassung dieser Qualitätsbezeichnung  klagte. »Der Verbraucher erwarte bei Bio eine gesonderte Herstellungsweise«, tönte es von der konventionellen Getränkeindustrie. Die Mineral- und Tafelwasserverordnung sehe ein solches Herausstellungsmerkmal auch nicht vor. Es folgte ein jahrelanges Hin und Her von Gerichtsbeschlüssen und Revisionen. Erst im Herbst 2012 bestätigte der deutsche Bundesgerichtshof, dass unter gewissen Voraussetzungen die Bezeichnung Bio-Wasser als legitim gilt.

Ganzheitlicher Bio-Begriff

Die Begründung des Urteilsspruches, die auf dem Bio-Verständnis der Verbraucher aufbaut, wurde vom Bundesgerichtshof gar in die Sammlung wichtiger Grundsatzurteile aufgenommen. »Die Wasserqualität in Deutschland hat gelitten, viele Schadstoffe sind in der Verordnung aus 1984 noch nicht erfasst«, meint Lammsbräu-Geschäftsführerin Susanne Horn. Bio-Mineralwasser muss daher laut Bundesgerichtshof folgende Kriterien erfüllen: weitgehende Schadstofffreiheit (und damit reiner als konventionelles Mineralwasser), umweltfreundliche Herstellung und Abfüllung sowie Zertifizierung durch einen Verband. Hier wird also auch schon die Verpackung ins Verständnis inkludiert, der Begriff Bio noch ganzheitlicher gesehen.

Mittlerweile wurde eine  Qualitätsgemeinschaft rund um die Neumarkter Braufamilie Ehrnsperger gegründet und mit einer einheitlichen Zertifizierungsstelle ein Kritierienkatalog erstellt. Besonders hervorgehoben ist dabei die Verantwortungsethik der Bio-Mineralwasserbrunnen für Wasserschutz durch ökologischen Landbau.

In meiner Heimatstadt bin ich mit Wiener Wasser aus der Leitung noch gesegnet, für die Zukunft werden Initiativen um gutes, schadstoffarmes (Glas)Flaschenwasser aber immer wichtiger. Das Kaffeehaus in Rodaun kann nun aber wirklich alles in Bio-Qualität anbieten.

 

www.bio-mineralwasser.de

www.lammsbraeu.de

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