Geschützter Wald: Der Große Bär

Great Bear Regenwald

Bild: Flickr, Kathryn Burrington, CC BY 2.0

Umweltschützer und Ureinwohner haben nach Jahrzehnten ein historisches Schutzabkommen für den Great-Bear-Regenwald in Kanada erkämpft. Der von Abholzung gefährdete Wald wird jetzt durch umfangreiche Bestimmungen nachhaltig geschützt.

„Es war das Hainburg von Kanada,“ erinnert sich Wolfgang Pekny, ehemaliger Greenpeace Austria Aktivist und Geschäftsführer der Plattform Footprint. „Die haben die Bäume, die teilweise seit dem Ende der Eiszeit dort stehen, einfach umgehackt. Sie haben diese Kathedralen der Natur zu Klopapier verwandelt.“

Ziviler Ungehorsam

Die „Clayoquot protests“ in der kanadischen Provinz British Columbia im Jahr 1993 waren ein Schlüsselereignis im Kampf gegen die Holzindustrie. Seit den 80er Jahren gefährdet diese den Waldbestand in der Region stark. Es war eine der größten Aktionen zivilen Ungehorsams in der kanadischen Geschichte. Der Forstwirtschaftskonzern Macmillan Bloedel ging den (Ur-)Einwohnern und Umweltschützern mit seiner Präsenz auf Vancouver Island zu weit. Obwohl die Abholzung der Region durch das Forstwirtschafts-Ministerium genehmigt war, errichteten Gegner eine Straßenblockade, als sie erfuhren, dass das Gebiet um Clayoquot Sound von dem Kahlschlag ebenfalls betroffen war. Bis zu 850 Demonstranten wurden verhaftet unter den Häftlingen auch Wolfgang Pekny.

Great Bear Regenwald

Bild: Flickr, Kathryn Burrington, CC BY 2.0

Umweltschutz war nach der Rio-Konferenz 1992 salonfähig geworden. Greenpeace bemühte sich darum, weltweit Abnehmer – darunter auch Verlage wie Gruner + Jahr oder der Spiegel Verlag – dazu zu bringen Produkte, die aus dem Macmillan Bloedel-Holz stammen, nicht mehr zu kaufen. Vor den kanadischen Botschaften der Abnehmerländer – unter anderem auch in Wien – wurden Protestaktionen organisiert. Immerhin gingen 90% der Erzeugnisse des Konzerns in die USA, nach Europa und Japan.

Holzwirtschaft über alles

Der Widerstand zeigte Wirkung. Nur die Andeutung der Großabnehmer, ihre Bestellungen einzustellen, veranlasste Macmillan Bloedel sich aus Vancouver Island zurückzuziehen. Clayoquot Sound war in Sicherheit und bekam im Jahr 2000 von der Unesco sogar den Status eines Biosphären Reservates zuerkannt. Der Rückzug von des Holzkonzerns. war aber lediglich ein Etappensieg. Macmillan Bloedel verlegte seinen Schwerpunkt weiter in den nur schwer zugänglichen Norden. Während auf Vancouver Island Aktivisten leicht ein- und ausreisen konnten, um an Aktionen teilzunehmen, war das Gelände des Great Bear Regenwaldes unwegsam und infrastrukturell schlecht erschlossen und damit auch aus den Augen der Öffentlichkeit.

Greenpeace ließ sich nicht beirren und nutzte seine Schiffe und Flugzeuge, um weiterhin Druck auszuüben und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit aufrecht zu erhalten. Die Situation war jedoch komplexer. Schließlich war die Holzwirtschaft ein wichtiger Industriezweig in der Region und brachte der Provinz British Columbia 25-30% seiner Einnahmen. Viele Arbeitsplätze hingen an der Industrie. Für die Lumberjacks drohte ihre Lebensgrundlage wegzubrechen. „Es hat sehr lange gedauert bis ein Umdenken stattgefunden hat.“ meint Wolfgang Pekny.

Great Bear Regenwald - Buckelwal

Bild: Flickr, **604*250**, CC BY-NC 2.0

Erst in diesem Jahr, am 1. Februar gab die Provinzregierung einen Schutzplan bekannt und sicherte den Ureinwohnern Mitbestimmungsrechte zu. 85% des Küstengebietes werden künftig unangetastet bleiben. Die restlichen 15% stehen der Forstwirtschaft weiterhin unter strengen Auflagen zu Verfügung. Damit dürfte die Lebensgrundlage für zahlreiche Tierarten wie Grizzlybären, Seeadler, Pumas, Wölfe und dem nur dort heimischen Kermodebär in einem der letzten nördlichen Regenwäldern endgültig gesichert sein.

 

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