Gibt es jemals wieder weiße Weihnachten?

Bild: flickr.com/Doug Brown – CC BY-NC-SA 2.0

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Angesichts des sich verändernden Weltklimas stellt sich die Frage: Wie hoch stehen in Zukunft die Chancen auf weiße Weihnachten? Wir haben drei Experten gefragt. 

Bildschirmfoto 2014-12-18 um 16.11.02

Bild: ZAMG

Alexander Orlik, Klimatologe ZAMG

„Statistisch gesehen sind weiße Weihnachten in den österreichischen Landeshauptstädten ohnehin relativ selten. Betrachtet man die Daten seit 1991, dann gab es in Wien, St. Pölten, Linz und Graz nur jedes fünfte Jahr am 24. Dezember eine geschlossene Schneedecke. Etwas häufiger waren Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt am 24. Dezember weiß, nämlich alle drei bis vier Jahre. Geht man weiter in die Vergangenheit zurück, waren weiße Weihnachten in den 1960er-Jahren etwas häufiger als heute, aber auch kein jährlicher Fixpunkt.

Die Klimaforschung geht davon aus, dass es in den nächsten Jahren noch wärmer wird. Damit sinken die Chancen auf weiße Weihnachten in tiefen Lagen weiter. In den letzten 100 Jahren ist die weltweite Mitteltemperatur um rund 1 Grad gestiegen, im Alpenraum um rund 2 Grad. Hin und wieder wird es aber ganz sicher auch in den nächsten Jahren weiße Weihnachten geben. Denn das Klima schwankt von Jahr zu Jahr stark. Auch in einem insgesamten wärmeren Klima sind somit kalte Ausreißer möglich.“

Bild: David Prokop

Bild: David Prokop

Karl Schellmann, Klimareferent des WWF in Österreich

„Die Wahrscheinlichkeit für grüne Weihnachten (oder noch schlimmer graue) ist stark im Steigen. Die weißen Weihnachten ziehen sich immer mehr in die Hochgebirgslagen zurück. Dort teilen sie das Schicksal von Murmeltier, dem Felsenblümchen und dem Gletscherhahnenfuß. Sie alle müssen durch die Klimaerwärmung immer höher hinauf und da ihr Lebensraum am Gipfel zu Ende ist, sind sie vom Aussterben bedroht.
Die weltweiten Treibhausgasemissionen steigen weiterhin an, die Ozeane erwärmen sich bis in 2.000 Meter Tiefe, Korallen sterben ab durch das CO2-saure Wasser, Wüsten breiten sich aus, Stürme zerstören ganze Landstriche, Hitzewellen die besonders alte Menschen und Kinder belasten, werden intensiver und häufiger… die Liste ist fast endlos. Es drohen nicht nur grüne Weihnachten sondern auch eine Verwüstung des Lebensraumes von Milliarden Menschen und unvorstellbare Ströme von Menschen, die vor den Klimawandelfolgen auf der Flucht sind. Die Kosten für eine Reduktion des Energieverbrauchs und dem Umstieg auf 100% naturverträgliche erneuerbare Energie sind um vieles geringer als die eines ungebremsten Klimawandels, der viele Staaten in den Bankrott treiben wird. Auf www.wwf.at/tipps finden Sie viele Möglichkeiten zu Ihren ganz persönlichen Klimaschutzbeiträgen. Es ist höchste Zeit das wir alle konsequent handeln: Politik, Wirtschaft und Konsumenten.“

Bild: Boku Wien

Bild: Boku Wien

Herbert Formayer, Klimaexperte Institut für Meteorologie, Boku Wien

„Der heurige Herbst und Frühwinter sind sicherlich eine extreme Ausnahme, da bisher in den tiefen Lagen die Vegetationsperiode noch nicht unterbrochen wurde. Üblicherweise gibt es so gegen Ende November und Mitte Dezember bei uns in Mitteleuropa einen ersten Wintereinbruch mit Tiefstwerten deutlich unter Null Grad und meist baut sich auch eine geschlossene Schneedecke auf. In der zweiten Dezemberhälfte setzt sich dann oft noch einmal milde Atlantikluft bei uns durch (Weihnachtstauwetter), wodurch in den tiefen Lagen die eventuell vorhanden Schneedecke meist wieder abgebaut wird und daher weiße Weihnachten in den Tieflagen eher die Ausnahme denn die Regel sind (siehe Statistik der ZAMG).

Bezüglich Klimawandel muss man natürlich davon ausgehen das die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten in den Tieflagen weiter zurück geht und es werden auch immer höhere Lagen betroffen sein. Heuer sind etwa bereits Lagen bis auf 1.000 Meter Seehöhe davon betroffen und dies wird in Zukunft häufiger vorkommen. Wichtig ist jedoch, das wir auch in Zukunft immer wieder weiße Weihnachten haben werden. Der Winter ist die Jahreszeit mit den größten Jahr zu Jahr-Schwankungen, da hier die Temperaturunterschiede zwischen den Luftmassen (arktische Kaltluft versus subtropischer Nordafrikaluft) am größten ist. Damit werden bis weit in die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts weiße Weihnachten
zumindest gelegentlich vorkommen.“

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