Gewinn sagt der Hausverstand

Billa verkauft keine Joya Soja-Joghurts mehr. Begründet wird diese Entscheidung seitens Kundenservice mit mangelndem Umsatz. Ein Kommentar von Stephanie Jagl-Posch.

joya

Seit kurzem verkauft Billa keine Joya Soja-Joghurts mehr. Begründet wird diese Entscheidung seitens Kundenservice mit mangelndem Umsatz. Bei einem auf Gewinn ausgerichteten Unternehmen an sich eine logische Begründung, die aber vor dem Hintergrund des aktuellen Werbeslogans („Billa – sagt der Hausverstand“) ein wenig sauer aufstößt.

 

Was hat es mit Joya auf sich?

Joya ist eine österreichische Marke, die sich auf die Herstellung von pflanzlichen Molkereiprodukten spezialisiert hat. Beispielsweise werden Sojaprodukte wie Milch oder Joghurt und Hafermilch angeboten. (Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass diese Produkte in der EU nicht unter den Begriffen „Joghurt“ oder „Milch“ vermarktet werden dürfen – warum wohl? – was sich berechtigterweise umgangssprachlich nicht durchgesetzt hat.)
Das Unternehmen ist in Wien ansässig, bezieht laut Website das Soja für alle Produkte exklusiv aus österreichischem Anbau. Auch die Verarbeitung der Rohstoffe erfolgt in Österreich.

Bis hierhin sind das viele Faktoren, die als positiv zu werten sind – österreichische Sojaprodukte fördern die regionale Landwirtschaft, zerstören weder Fauna und Flora, noch bedrohen sie die Existenz von Kleinbauern in Regenwaldgebieten (wie es bei anderen Sojaprodukten bzw. Soja, das weltweit in großem Maße als Tierfuttermittel eingesetzt wird, der Fall ist (übrigens sind laut AGES ca. 90 Prozent des als Futtermittel nach Österreich importierten Sojas gentechnisch verändert).
Regionalität verringert die negativen Auswirkungen auf die Umwelt durch kürzere Transportwege zwischen Anbauregion, Verarbeitungsort und Verkaufsstellen.
Des weiteren kann man sich sicher sein, dass die Sojabohnen nicht gentechnisch modifiziert sind.

Ein Punkt, der noch verbesserungswürdig ist: Nicht alle Produkte von Joya sind Bio-zertifiziert. Hier wäre mehr Konsequenz wünschenswert.

 

Wer trägt die Verantwortung?

Nun ist es plötzlich schwieriger, die Joya-Produkte zu bekommen. Eine wichtige Frage, die bei solchen geschäftlichen Entscheidungen auftaucht, ist, wer die Verantwortung trägt bzw tragen sollte.
Sind wir als Konsumentinnen und Konsumenten verpflichtet, allein dafür Sorge zu tragen, dass unsere Kaufentscheidungen die Welt nicht negativ beeinflussen? Haben wir wirklich die Macht, das Angebot zu regulieren?
Sollten Unternehmen beispielsweise durch den Staat oder die EU dazu gezwungen werden, ihr Produktangebot stärker anhand des Faktors Nachhaltigkeit auszurichten?

Fakt ist, dass man schwerlich auf umwelt- und menschenfreundlichere Produkte zugreifen kann, wenn diese nicht im Handel angeboten werden.
Es verursacht wesentlich größeren Aufwand, wenn man seinen Einkauf in Spezialgeschäften, Onlineshops oder über Lebensmittel-Kooperativen erledigen muss. Auch sind die Produkte üblicherweise günstiger, wenn sie in größeren Mengen seitens des Handels eingekauft werden können.
Das sind Punkte, die ein möglichst nachhaltiges Leben erschweren bzw. ein solches für manche Leute gänzlich unmöglich machen.

 

Möchte man Joya Sojajoghurts kaufen, hat man glücklicherweise die Möglichkeit, das bei anderen Supermarktketten in Österreich zu tun. Trotzdem wirkt sich die Entfernung von Joya Sojajoghurts aus den Billa-Regalen sicher negativ auf den Umsatz der Produkte aus – und indirekt hat das Nachteile für uns alle.
Es zahlt sich aus, den eigenen Hausverstand zu benutzen und die Dinge genauer zu hinterfragen, um einen Blick auf das große Ganze zu erhaschen.

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