Die Erdgespräche im Gespräch

Bild: (c) Andreas Edler

Bild: (c) Andreas Edler

Bei den Erdgesprächen in der Wiener Hofburg wird am 28. Mai wieder einen Tag lang inspiriert und diskutiert. In diesem Jahr zum Beispiel mit Sarah Wiener und Robert Bullard. Wir haben uns zur Einstimmung mit den Machern der Erdgespräche, Angie Rattay und Adam Pawloff unterhalten. 
Die Erdgespräche sind mittlerweile eine Institution für, nennen wir es mal, „Umweltbewegte“. Sind die Erdgespräche auch der Versuch, das Thema breiter in die Öffentlichkeit zu tragen?
Absolut. Allerdings muss man sagen, dass die ERDgespräche als jährlicher Treffpunkt der „Community“ ins Leben gerufen wurden. Wir wissen sehr wohl, dass es bis zu einem gewissen Grad auch „preaching to the converted“ bedeutet, sehr wohl aber auch „mobilising the converted“. Durch Sprecher wie Roland Düringer und andere aufmüpfige Andersdenker, schaffen wir es jedoch immer wieder die Publikumskreise größer zu ziehen.
Ihr ladet immer wieder prominente Gäste ein, die dann auch kommen, zum Beispiel Bianca Jagger oder heuer Sarah Wiener. Braucht es Promis als Botschafter in die Breite?
Die braucht es auf jeden Fall. Sie sind einerseits „Publikumsmagneten“, andererseits haben sie besondere Vorbildwirkung, sind manchmal sogar Idole. Menschen mit einem hohen Bekanntheitsgrad haben lautere Stimmen und werden von den Medien auch öfters ins Rampenlicht gestellt, was der Bekanntheit der Veranstaltung natürlich zu Gute kommt.
Außerdem wirkt sich dieser „Promi-Magnetismus“ positiv auf unsere Jahr für Jahr sorgfältig ausgesuchten „Sprecher-Underdogs“ aus, die von dieser Aufmerksamkeit natürlich stark profitieren. Das ist ja die Idee.

In diesem Jahr wird der Soziologe Robert Bullard über „Climate Justice“ sprechen. Was ist das Spannende an seinen Thesen?

Bullard hat als erster Forscher in den USA eine starke Korrelation zwischen Schwarzen bzw. Hispanics Siedlungen und Giftmülldeponien, Minen und der Gleichen erkannt. Seine Hauptaussage ist ganz klar, dass Umweltverschmutzung weder hautfarben- noch genderneutral ist. Darüber hinaus wird Bullard über die aufkommende Divestment-Bewegung (Desinvestition aus fossilen und nuklearen Energieträgern) in den USA berichten.

Angie Rattay und Adam Pawloff, Bild: (c) Daniel Mikkelsen

Wie gelangt ihr zu euren Speakern?

Wir versuchen eine gute Mischung aus Menschen verschiedener Herkunft, sowohl geografisch als auch beruflich zu schaffen.
Besonders wichtig ist uns, dass unsere Vortragenden inspirieren und Vorbildwirkung haben.
Aussergewöhnliche Lebenswege, ungewöhnliche Ideen, großartige Geschichten, neue Erkenntnisse, risikoreiche Projekte, Erfolg und Scheitern.

Plan war es, die Erdgespräche als „Earth Talks“ zeitgleich in London zu veranstalten. Ist das noch aktuell?

EARTHtalks in London wird es voraussichtlich 2016 geben. Wir launchen heuer zeitgleich zu den ERDgesprächen unser neues Format, EARTHtalks Connect. In diesem Zusammenhang können Partner in beliebigen Orten eine Kombination aus Live-Übertragung der ERDgespräche Hauptveranstaltung gekoppelt mit Vortragenden vor Ort organisieren. Die erste EARTHtalks Connect findet gemeinsam mit Akasha Innovation im Impact HUB Westminster in London statt.

Habt ihr eine Perspektive für die Erdgespräche 2020?

ERDgespräche in mehreren Städten der Welt als erfolgreiches Social-Franchising Model umgesetzt. Aber als nächstes freuen wir uns mal auf die 10-Jahre-ERDgespräche 2017!

Die Erdgespräche arbeiten mit einem Heer an unbezahlten ehrenamtlichen Helfern. Sucht ihr eigentlich noch Freiwillige, die am 28. Mai mithelfen?

Freiwillige können wir immer gut brauchen. Wir freuen uns über jegliche Unterstützung :o) Unsere Helfer/innen-Shirts werden gerade gedruckt! (http://erdgespraeche.net/support/)
Viele eurer Besucher sind wahrscheinlich nur einmal im Jahr in der Hofburg. Wieso finden die Erdgespräche eigentlich ausgerechnet dort statt?

Wir brauchen eine zentrale, öffentlich gut erreichbare Location, die Platz für mindestens 700 Personen bietet. Da stehen nicht sehr viele zur Auswahl. Darüber hinaus ist es als kleine NGO oft hilfreich, den „Presidential Palace“ als Austragungsort angeben zu können, wenn wir renommierte internationale Vortragende anfragen. Die jungen wilden Aktivistinnen und Aktivisten erleben sie dann vor Ort.

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