Eine auf die Nuss

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BILD Haselherz

Neben Döner-Ständen und Gemüseläden bringt Ebru Erkunt mit ihrem Haselnussmus eine etwas andere türkische Tradition nach Deutschland.

BIORAMA: Wie kommt’s, dass es um Haselherz medial noch so still ist?

Ebru Erkunt: Ich habe Haselherz erst Mitte November hier in Hamburg gegründet, mich dann um Produkte, Design und den Auftritt gekümmert und die Biofach Mitte Februar war dann sozusagen mein Kick-off. Ich bin selbst überrascht, wie schnell das alles ging. Jetzt kommt langsam die Presse auf mich zu – da wird sich in den kommenden Monaten hoffentlich viel tun!

Woher kam die Idee?

Wir Türken essen Haselnussaufstriche gerne aufs Brot oder löffeln sie einfach direkt aus dem Glas. Letztes Jahr saß ich bei meinen Eltern in der Türkei beim Frühstück und dachte mir, warum es das eigentlich so nicht in Deutschland gibt. Das Haselnussmus von etablierten Marken hier fand ich ganz schlimm – so flüssig und ohne Geschmack! Durch die Verbindung zur Türkei dachte ich mir, ich bringe das einfach selbst hier auf den Markt! Was hab ich schon zu verlieren, außer ein bisschen Geld?

War die Umsetzung schwierig?

Mir war anfangs nicht bewusst, wo ich mich da genau hineinbegebe. Zum Glück, denn dann hätte ich mich wahrscheinlich nicht getraut. Ich handle mit Lebensmitteln und auch noch im Biosegment, das bedeutet eine sehr große Verantwortung. In Stresssituationen dachte ich schon ab und zu: Hättest du mal lieber Jeans importiert!

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Wie sieht ein Haselherztag für dich aus?

Ich arbeite seit zwölf Jahren in der Werbung und bin Kundenberaterin. Das ist mein Hauptjob, dagegen sieht Haselherz noch eher wie ein kleines Hobby aus. Um von Haselherz zu leben, ist es natürlich noch zu früh, aber es wäre schon mein Traum, meinen Hauptjob dafür aufzugeben. Ich mache lieber etwas für mich selbst bzw. was die Leute genauso erfreut. Rund 80 Prozent des Tages mache ich also Werbung und was für Haselherz nicht nebenher geht, muss eben am Wochenende sein. Eine richtige One-Woman-Show!

Du sitzt in der Hamburger Speicherstadt, produzierst aber in der Schwarzmeerregion …

Genau. Ich bin nach dem Frühstückserlebnis mit meinem Vater in die Region zwischen Trabzon und Samsun gefahren, die für ihre guten Haselnüsse bekannt ist. 70 Prozent der Nussimporte weltweit stammen ja von dort. Ich habe mich durch die Haselnussbörse gefragt und so den kleinen Familienbetrieb entdeckt, der mir heute aus biologisch zertifizierten Premium-Haselnüssen und Traubensirup Haselherz herstellt. Und das, obwohl Bio in der Türkei noch nicht so angekommen ist.

Die Produktion passiert in Handarbeit?

Ja, die Nüsse werden in der Manufaktur zerkleinert und in einem großen Rührtopf mit dem Sirup vermengt. Mit Löffeln wird alles in die Gläser gefüllt, gewogen, wiederum von Hand die Etiketten aufgeklebt und das Glas verschlossen. Über Istanbul kommen die Produkte dann mit dem Schiff in ca. 16 Tagen nach Hamburg.

Wie hast du die Produkte entwickelt?

Ich wollte eigentlich eine Mischung aus 70 Prozent Bio-Nüssen und 30 Prozent Bio-Zucker anbieten. In der Türkei ist Bio-Zucker allerdings verboten, weil so die heimischen Zuckerrübenbauern geschützt werden sollen. Die Manufaktur hat mich dann auf Bio-Traubensirup – Pekmez ist ja auch was typisch Türkisches – gebracht und so sind die drei Sorten Haselherz mit unterschiedlichen Anteilen an Sirup entstanden. Wir Türken mögen es gerne süß, aber 30 Prozent Zucker wäre für den deutschen Markt wahrscheinlich sowieso zu viel gewesen.

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War es für dich wichtig, Haselherz vegan zu produzieren?

Das war wie bei der Sache mit dem Traubensirup eigentlich Zufall. Tierische Zutaten würden dem Produkt aber auch gar nichts bringen, weshalb die zukünftigen Sorten ebenso bewusst vegan bleiben sollen.

Wofür verwendest du persönlich Haselherz am liebsten?

Man kann so viel damit machen! Das muss ich den Leuten wahrscheinlich erst vermitteln. Mein Favorit ist die »Süße Nuss«. Die löffle ich, wenn ich Heißhunger auf Süßes habe, weil ich weiß, dass nur Gutes – und vor allem kein Zucker – drin ist. Zum Backen verwende ich alle drei Varianten, da kann man Verfeinern und Abschmecken. Die »Grobe Nuss« nutze ich für pikante Soßen oder röste sie in der Pfanne für ein Salat-Topping, die »Liebe Nuss« einfach als Aufstrich aufs Brot und die »Süsse Nuss« nehme ich statt Honig zum Süßen von Joghurt mit Früchten.

Denkst du bereits an eine Erweiterung des Sortiments?

Ich war vor Kurzem wieder in der Türkei und habe gemeinsam mit der Manufaktur mit herzhaften Varianten experimentiert. Die »Pikante Nuss« habe ich mit nach Deutschland gebracht und teste sie gerade mit meinen Freunden. Ich habe sehr viele Ideen, aber jetzt möchte ich mich erst einmal mit den drei Klassikern etablieren.

Wo kann man Haselherz derzeit kaufen?

In Deutschland gibt es schon ein paar Bio-Läden, die Haselherz verkaufen, aber ich bin derzeit in Gesprächen für die Listung im Handel. Die Homepage bekommt gerade eine Online-Bestellfunktion und ich versuche die Produkte über andere Portale und Vertriebswege anzubieten. Jetzt werde ich noch auf ein paar Messen zu finden sein und hoffe, dass Haselherz bald in vielen Läden erhältlich sein wird.

www.haselherz.de

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