E-Bike-Tour: 70 Kilometer ohne Schweiß

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Wir sind an einem Junitag 70 km Fahrrad gefahren, ohne dabei zu schwitzen. Dem Elektroantrieb sei dank. Aber was spricht außer der Bequemlichkeit für E-Bikes?  

Im östlichen Burgenland, nah an der ungarischen Grenze, steigen die Temperaturen oft höher als im restlichen Österreich. Hier, wo die pannonische Tiefebene beginnt, geht die liebliche Weingegend rund um den Neusiedler See in eine steppenähnliche Landschaft über, die dabei so gar nicht karg ist. Denn im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel, der hier liegt, und den man an der unglaublichen Anzahl von Menschen mit großen Feldstechern und Kamera-Objektiven im hohen Gras erkennt, gibt es viel Natur zu beobachten.

Genau hierher wurde Biorama neulich eingeladen, um sich von den Vorzügen der E-Bikes mit Bosch-Antrieb zu überzeugen. Eine gute Gelegenheit, sich über das Geschäft mit E-Bikes zu informieren, und selbst im Fahrradsattel Platz zu nehmen. Schließlich wird das Thema E-Bike spürbar größer und größer. Der Markt für Pedelacs, also Fahrräder mit Unterstützung aus elektrischem Antrieb, ist ein Wachstumsmarkt. Wo Mobilität mit Strom ermöglicht wird, wo es um E-Mobility geht, stehen alle Zeiger auf Zukunft. Die Branche ist euphorisch. Anbieter von Elektromobilität entdecken ungeahnte Potenziale in neuen Zielgruppen – z.B. junge Leute – und Marktsegmenten – z.B. Mountainbike-Sport. Im Jahr 2015 wurden allein in Österreich über 77.000 E-Bikes verkauft. Damit ist Österreich der Top-Absatzmarkt in Europa. Nur in den Niederlanden liegt die Nachfrage (pro Kopf) höher. Beim Weltmarktführer für E-Bike Antriebe Bosch, auf dessen Einladung wir im Burgenland unterwegs waren, heisst es: „Mittelfristig dürfte jedes dritte neu verkaufte Fahrrad in Mitteleuropa ein E-Bike sein.“

Wie sinnvoll dieser Boom ist, darüber lässt sich streiten. Es gibt dazu im Grunde zwei Positionen: Die eine: Nun auch noch an Fahrräder Elektromotoren zu hängen, der Energie verbrauchen, ist Verschwendung und alles andere als nachhaltig. Die andere: Wenn der Zweirad-Verkehr durch die elektrische Unterstützung auch für Menschen attraktiv wird, die vorher für jeden Weg ins Auto gestiegen sind, dann liefern E-Bike einen Beitrag zur Energiewende im Mobilitätsbereich und das ist sehr wohl nachhaltig.

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Für wen machen E-Bikes Sinn?

Den Ausflug ins Burgenland wollten wir nutzen, um Argumente für und gegen das E-Bike zu sammeln. Dafür bot eine ausgedehnte, geführte Radtour durch den Nationalpark ausreichend Gelegenheit. Eine Hand voll Journalisten aus Wien und Umgebung schwang sich dafür in die Sattel unterschiedlicher E-Bike Modelle.

Die Vorzüge von Fahrrädern mit E-Motor wurden schnell klar: sie bereiten Spaß. Und – das wurde bei knapp 30 Grad im Burgenland auf der Journalisten-Spritztour deutlich – E-Bikes versetzen Menschen in die Lage, ausgedehnte und zügige Radtouren in der Natur zu unternehmen, die sonst eher keine großen Freunde der körperlichen Bewegung sind. Das wiederum führt zu einem weiteren Vorzug elektrisch unterstützter Zweirad-Mobilität: sie macht Bewegung im Alltag für Menschen attraktiv, denen sie alters- oder krankheitsbedingt ganz besonders gut tut. Das macht E-Bikes zum Beispiel für Osteoporose-Patienten besonders interessant. Wie viel Sinn ein E-Bike macht, entscheidet sich also im Einzelfall. Wer sich sein E-Bike kauft, um damit den täglichen Weg zur Arbeit zu bestreiten, anstatt das im Auto zu tun, der spart Energie. Wer sich sein E-Bike kauft, um damit sein altes Fahrrad zu ersetzen, der erhöht seinen Energieverbrauch. Wer mit dem E-Mountainbike Gipfel erklimmt, statt gar nicht Mountainbike zu fahren, tut seiner Gesundheit etwas Gutes. Wer aus Bequemlichkeit mit elektrischer Unterstützung in die Pedale tritt, wo eigentlich ein normales Fahrrad problemlos ausreichen würde, der hat sich bloß ein elektrisches Device mehr angeschafft. Je nach Einsatzgebiet, offenbaren sich unterschiedliche Vor- und Nachteile. Für Großstadtbewohner ist es eher unattraktiv, ein teures E-Bike inklusive Akku ständig im öffentlichen Raum anzuketten – aus Angst vor Diebstahl. Es immer wieder über Stufen in Innenhöfe oder Wohnungen zu wuchten, macht auch keinen Spaß – wegen des nicht unbeträchtlichen Gewichts.

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Im Burgenland haben wir rund 75 km zurückgelegt – auf verschiedenen Modellen aus unterschiedlichen Preisklassen. Am Ende stand die Erkenntnis: die teuren Modelle machen – wie so oft – tatsächlich mehr Spaß als die Einsteiger-Modelle. Sie sind leichter, wodurch die Leistung des E-Antriebs mehr Wirkung erzielt, ihre Rahmen-Geometrie bring das Gewicht des Elektromotors näher an die Antriebs-Nabe, was dem Fahrverhalten zuträglich ist. Am Zielort der Radtour angekommen, hatte man kaum das Gefühl, einen halben Tag lang Fahrrad gefahren zu sein. Das macht das E-Bike zu einem neuartigen Verkehrsmittel. Das Anfahren und Beschleunigen nach Kurven oder Ampeln, das viele Menschen vom Radfahren im Alltag abhält, übernimmt zu großen Teilen der elektrische Antrieb. Man muss also nicht verschwitzt im Büro ankommen, trotz morgendlicher Radtour.

Bei all dem Komfort, den sie bieten, ist die Energiebilanz von E-Fahrrädern für viele ein Hemmschuh. Zu Recht. Dass die Hersteller immer neue Zielgruppen für ihre Elektro-Zweiräder erschließen wollen, ist verständlich. Dass sie dabei auch immer häufiger unter Fahrrad-Enthusiasten Interesse wecken, überrascht – gilt doch unter Fahrradfahren die Unabhängigkeit von Treibstoff als ein großer Vorzug. Wer gerne Fahrrad fährt, und das auch bisher schon tut, der braucht sich kein E-Bike anzuschaffen. Allen, die erst durch den E-Antrieb aufs Rad gelockt werden, kann ein elektrisch unterstütztes Fahrrad-Erlebnis allerdings auch dabei helfen, weniger Auto zu fahren, oder mobiler zu sein.

Am Ende unseres Radausflugs im Burgenland war der Akku des Testrads übrigens leer. Ein schweres E-Bike ohne Unterstützung des Elektromotors zu bewegen, macht wenig Freude. An diese Abhängigkeit von der Steckdose sollte man sich als E-Radler gewöhnen.


Bei Biorama haben wir uns schon häufiger mit E-Bikes beschäftigt, und zwar hier

 

 

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