Dosenbier glasklar?

Illustration: Katharina Hüttler/agentazur.com

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Bier in der Dose? Soll angeblich auch in der Ökobilanz gar nicht so schlecht abschneiden. Aber brauchen wir das wirklich?

Irgendwann war auch ich mal ein Dosenbierkonsument. Lange ist es her, da ich einfach nicht so schwer schleppen wollte. Und der Wochenendvorrat im Blechgebinde war einfach leichter zu tragen als in der schwereren Flasche. Das Pfand hab ich mir dabei auch gespart. Und wegwerfen hat sich damals leichter angefühlt als zurückbringen. Später, als ich schon mit etwas mehr Bewusstsein kaufte und konsumierte, kam mir wieder Blech in den Einkaufskorb. Ich wollte für längere Zeit keinen Alkohol trinken und das alkoholfreie Bier beim Diskonter war dem Original einfach am nächsten. Schmeckte wie richtiges Bier, gab es aber leider nur in der Dose. Ich kaufte und trank, wenn auch mit schlechtem Gewissen.

Craftbier als Dosenbier?

Im neuen frischen Kreativbereich der Craftbier-Bewegung ist Dosenbier nun auch wieder ein Thema. Obwohl bei der breiten Masse der Bierkenner wegen angeblich metallischem Geschmack großteils noch immer verpönt , beschäftigen sich nun auch Kreativbrauer mit dieser Gebindeform. Bekannte US-Craftbiermarken lassen in Dosen abfüllen und mit Fritz Wülfing von Ale Mania gibt es auch den ersten deutschen Kreativbrauer, der seine Sude in Dosen abfüllen lässt. Warum aber? Die Dose bietet einige Vorteile: Sie spart durch geringeres Volumen und Gewicht Transportkosten, verträgt mehr Druck als Einwegflaschen und ist im Gegensatz zu Glas weder licht-, noch gasdurchlässig, was eine längere Haltbarkeit für dieses empfindliche Lebensmittel zulässt.

Illustration: Katharina Hüttler/agentazur.com

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Wo landet die Dose? 

Dem gegenüber steht aber eine Umweltbilanz, die mich weiterhin zweifeln lässt: extrem hoher Energieverbrauch und höhere Umweltrisiken der Aluminiumproduzenten. Vorausgesetzt, die Dose findet ihren Weg zum Recycling, muss sie schon nach dem ersten Gebrauch eingeschmolzen werden. Die meisten Vergleiche zwischen Dose und Flasche setzen aber ein funktionierendes Mehrweg-Pfandsystem mit kurzen Wegen und eine korrekt in den Wiederverwertungskreislauf rückgeführte Aluminiumdose voraus. An beiden Modellen muss ich zweifeln. Getränkekonzerne und Handelsketten betreiben zentrale Sammelstellen, in denen Flaschen und Kisten umsortiert werden. Das führt zu zusätzlichen Transportwegen. Und ein Rechercheblick in die urbanen Restmülltonnen zeigt, wo die meisten Dosen wirklich landen. Die Sammelquote bei Dosen liegt weit hinter Glas und PET. In allen Ökobilanzen bilden Einwegflaschen und Dosen das Schlusslicht.

Wobei aktuelle Studien auf Grund der Transportemissionen immer von einem Vorzug der Flasche sprechen, wenn sie nicht weiter als 75 Kilometer zum Konsumenten braucht. Bei größeren Entfernungen würde die Dose besser bilanzieren. Einen längeren Weg muss ein Bier für mich gar nicht mehr zurücklegen. Dank der neuen Craft-Brauer in meiner Umgebung muss ich kein Witbier mehr aus Belgien importieren lassen, sondern hol es bei Xaverbräu in Ottakring. Gute India Pale Ales hole ich gerne vom Lichtenthaler Bräu in Alsergrund – da muss kein Gebinde den Ozean überqueren. Denn auch bei Bier zählt für mich Regionalität – daher: Think global, drink local!

 

Übrigens: Von 21. bis 22. November 2014 findet das Craft Bier Fest Wien in der ehemaligen Anker Expedithalle in Wien statt. Alle Infos dazu gibt’ HIER. Wir sehen uns dort!

Craft Bier Fest Wien

 

 

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